Rhinosinusitis meistens unkompliziert |
09.01.2024 08:00 Uhr |
Der akute Schnupfen birgt selten ernste Gefahren – es sei denn, er dehnt sich aus oder erhält bakterielle Verstärkung. / Foto: Adobe Stock/contrastwerkstatt
Bei einer Rhinitis ist die Nasenschleimhaut entzündet und geschwollen. Eine Sinusitis ist als entzündliche Veränderung der Nasennebenhöhlen-Schleimhaut definiert. Da sich die beiden Schleimhäute weder in ihrer Struktur noch in ihrer Funktion voneinander unterscheiden und fließend ineinander übergehen, sind meist beide Komponenten beteiligt. Mediziner sprechen in diesem Fall von einer Rhinosinusitis, die sich durch eine behinderte Nasenatmung oder das Abfließen von Nasensekret über die Nase beziehungsweise den Rachen zeigt. Dazu treten häufig Schmerzen im Bereich von Stirn, Wange oder Oberkiefer sowie Druckgefühle im Gesicht auf, die beim Bücken zunehmen. Bei Erwachsenen ist zudem oft das Riechen beeinträchtigt, bei Kindern wird eine Rhinosinusitis oft von Husten begleitet.
Im Durchschnitt erkranken Erwachsene zwei- bis fünfmal pro Jahr an einer akuten Rhinosinusitis. Bei Kindern gelten bis zu zehn Erkrankungen als normal. Ausgelöst wird die akute Rhinosinusitis in den überwiegenden Fällen durch Viren und heilt in der Regel binnen zehn Tagen mit oder ohne Arzneimittel aus. Passiert das nicht oder verschlechtern sich die Beschwerden im Verlauf, spricht das für eine post-virale akute Rhinosinusitis. Seltener sind Bakterien am Werk. Wenn ja, äußert sich das meist in starken Schmerzen im Bereich der Nasenneben- und Stirnhöhlen, einem starken Krankheitsgefühl und Fieber über 38 °C, bei Erwachsenen auch ein wenig darunter. Grünliches Nasensekret ist kein klarer Beleg für eine bakterielle Infektion.
Treten mindestens vier Krankheitsepisoden pro Jahr mit zwischenzeitlicher Beschwerdefreiheit auf, sprechen Mediziner von einer rezidivierenden Rhinosinusitis. Halten die Beschwerden länger als zwölf Wochen an, sprcht man von einer chronischen Entzündung der Nasennebenhöhlen. Sie kann sich im Verlauf komplizieren und erhöht das Risiko für eine Lungenentzündung, Asthma bronchiale oder COPD.
Bei Verdacht auf eine chronische oder rezidivierende Rhinosinusitis sollten PTA und Apotheker Betroffene an einen HNO-Arzt verweisen. Dasselbe gilt, wenn die Beschwerden nach zwei Wochen nicht abgeklungen sind oder Betroffene einen schweren Krankheitsverlauf mit starken Schmerzen und Fieber zeigen. Ansonsten sind topische und supportive Maßnahmen, die im Rahmen der Selbstbehandlung angewendet werden können, die wichtigsten Therapiebausteine in der Behandlung der akuten Rhinosinusitis. Dazu gehört die Anwendung von isotonen oder hypertonen Nasesprays und Spülungen wie zum Beispiel Emser® Sinusitis Spray, Bepanthen® Meerwasser Nasenspray, Rhinomer® plus). Sie können bei einer akuten virusbedingten Rhinosinusitis nachweislich die unangenehmen Symptome von Schnupfen und Rhinorrhoe lindern. Bei einer akuten bakteriellen Rhinosinusitis stehen schwerwiegendere Symptome wie Gesichtsschmerzen und Fieber im Vordergrund, die durch die Anwendung nicht beeinflusst werden.
Eine Metaanalyse von elf Einzelstudien zeige, dass sich die Symptome durch die Applikation größerer Volumina besserten. Die Autoren empfehlen deshalb, Nasenspülungen mindestens zweimal täglich mit 100 bis 250 ml Kochsalzlösung durchzuführen. Die Anwendung sollte bis zum Verschwinden der Symptome erfolgen, längstens aber für zwei Wochen fortgeführt werden.
Auch bei einer chronischen sowie rezidivierenden Rhinosinusitis im Rahmen einer Studie besserten sich durch das tägliche Spülen mit 150 ml 2-prozentiger Kochsalzlösung die Beschwerden. Allerdings birgt eine Nasendusche auch Risken: Ist die Schleimhaut stark angeschwollen, kann das Wasser aus den Gesichtshöhlen womöglich nicht mehr in Gänze abfließen. Dieser »Wasserstau« kann das Geschehen verschlimmern. Auch bei stark entzündeten und ebenso bei vereiterten Nebenhöhlen sollte man von Spülungen absehen.
Für das Inhalieren mit heißem Wasserdampf liegt keine Empfehlung vor. Obwohl es im Rahmen von Erkältungen ein äußerst beliebtes Hausmittel ist, konnte in Studien bisher keine positive Wirkung nachgewiesen werden. Es sind jedoch auch keine negativen Auswirkungen bekannt.
Bei schweren bakteriellen Infektionen sind Antibiotika ein unverzichtbarer Bestandteil der Therapie, die akute Rhinosinusitis gehört nur in Ausnahmefällen dazu. In den meisten Fällen ist die Erkrankung viral bedingt, nur bei 0,5 bis 2 Prozent der Betroffenen sind Bakterien der Auslöser. Und nur bei einem geringen Teil dieser Patienten ist ein Antibiotikum für die Ausheilung erforderlich.
So empfiehlt die derzeit in Überarbeitung befindliche AWMF-Leitlinie »Rhinosinusitis« den Einsatz eines Antibiotikums nur für Patienten mit besonderen Risikofaktoren wie COPD oder eine Immunschwäche sowie bei starken bis sehr starken Schmerzen, erhöhten Entzündungswerten oder starken Beschwerden, die im Verlauf der Erkrankung schlimmer werden und mit Fieber über 38,5 °C einhergehen. Verordnet werden in der Regel Aminopenicilline wie Amoxicillin, Amoxicillin und Clavulansäure oder Doxycyclin bei Vorliegen einer Penicillinallergie. Für Kinder gelten dieselben Empfehlungen.
Viele Ärzte folgen den engen Empfehlungen und verordnen Antibiotika bei Atemwegsinfektionen restriktiver als noch vor einigen Jahren, wie die Daten des Zentralinstituts für kassenärztliche Versorgung zeigen. Demnach sanken die Antibiotika-Verordnungen bei Infektionen der oberen Atemwege von 5 Millionen bei 17 Millionen Diagnosen im Jahr 2014 auf 2 Millionen bei knapp 18,5 Millionen Diagnosen im Jahr 2021. Dieser Rückgang umfasst auch den Einsatz bei Kindern. Im Jahr 2021 erhielten nur 6 Prozent der betroffenen Kinder ein Antibiotikum.
Sind die Nase verstopft und die Nasenatmung erschwert bis unmöglich, dienen abschwellende Nasensprays oder -tropfen (Dekongestiva) als Mittel der Wahl. Als Wirkstoff enthalten sie ein Beta-Sympathomimetikum wie Xylometazolin oder Oxymetazolin. Die Wirkung hält fünf bis acht Stunden an. Wichtig für Kunden ist in diesem Zusammenhang immer die Information, das Präparat nicht länger als eine Woche zu verwenden.
Eine Empfehlung zur Anwendung von Glucocorticoid-haltigen Nasensprays findet sich im neu aktualisierten Positionspapier EPOS (European Position Paper on Rhinosinusitis and Nasal Polyps) nicht mehr. Ein geringer positiver Effekt konnte nur für die post-virale Rhinosinusitis gezeigt werden. Dennoch sollte die Anwendung auch hier nur erfolgen, wenn eine Symptomlinderung äußerst notwendig ist. Ebenfalls nicht empfohlen wird von den Autoren die Einnahme von Vitamin C, homöopathischen Präparaten, Echinacea oder Probiotika sowie Antihistaminika und systemischen Glucocorticoiden.
Eine klare Empfehlung gibt es im EPOS-Positionspapier für den Einsatz pflanzlicher Arzneimittel. Diese findet sich ebenfalls in der derzeit in Überarbeitung befindlichen AWMF-Leitlinie »Rhinosinusitis«. Kombinationspräparate aus Schlüsselblume, Enzian, Ampfer, Holunder und Eisenkraut (wie in Sinupret®) wirken sekretolytisch und lassen Nasenbeschwerden wie eine laufende Nase und »Postnasal Drip« sowie Kopf- und Gesichtsschmerzen schneller abklingen. Cineol und Andrographis paniculata lindern die Intensität der Symptome.
Auch Zink-Präparate können laut EPOS die Erkrankungsdauer reduzieren, wenn sie innerhalb von 24 Stunden nach dem Auftreten der ersten Symptome in einer Dosierung von mindestens 75 mg pro Tag eingenommen werden. Die Einnahme sollte bis zum Ende der Erkrankung fortgesetzt werden. Der Nutzen einer prophylaktischen Einnahme konnte bisher nicht belegt werden.
Gegen Schmerzen helfen bekanntermaßen Ibuprofen und Paracetamol. Unter Paracetamol verbessern sich Nasenatmung und Rhinorrhoe. Ibuprofen wiederum wirkt entzündungshemmend und mindert Niesen sowie ein allgemeines Krankheitsgefühl.