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Wen juckt’s?

Richtig pflegen gegen das Kratzen

Es kann viele unterschiedliche Gründe geben, warum die Haut juckt. Meist ist eine Selbstbehandlung möglich. Doch manchmal müssen PTA und Apotheker den Kunden an den Arzt verweisen, wenn beispielsweise eine internistische Erkrankung oder eine Arzneitherapie als Ursache des Juckreizes infrage kommt.
Annette Immel-Sehr
12.03.2021  10:35 Uhr

Gerade gegen Ende des Winters empfinden viele Menschen ihre Haut als juckend, schuppig und spannend. Denn sie ist in dem trockenen Klima beheizter Räume häufig ausgetrocknet. Bestimmte Partien des Körpers neigen besonders zu trockener, rauer Haut: Ellenbogen, Knie und Füße. Auch bei alten Menschen ist Trockenheit meist die Ursache dafür, dass die Haut juckt. Altersbedingt ist die Sekretion der Schweißdrüsen und der Talgdrüsen erniedrigt. Daraus resultiert eine Verminderung des Hydrolipidfilms, also der Emulsion aus Schweiß, Wasser, Lipiden, Keratin- und Eiweißspaltprodukten sowie Hornzellen, die die Hautoberfläche natürlicherweise bedeckt und schützt. Ist der Hydrolipidfilm nicht mehr intakt, trocknet die Haut aus, juckt, spannt und neigt zu Ekzemen. Die Fähigkeit, Wasser zu halten, ist vermindert.

Neben diesen Umwelt- oder altersbedingten Gründen sind vor allem Hauterkrankungen die Ursache für Juckreiz, zum Beispiel ein allergisches Kontaktekzem, Urtikaria (Nesselsucht), Schuppenflechte und Neurodermitis. Lokal begrenzt führen Insektenstiche und Parasiten wie Flöhe, Läuse, Bettwanzen oder Krätzmilben zu teils schwerem Juckreiz. Auch die Psyche kann eine Rolle spielen. Manche Menschen reagieren auf Stress und Anspannung mit Juckreiz an einzelnen Partien oder am ganzen Körper.

Meist durch Histamin vermittelt

Juckreiz oder Pruritus – wie Mediziner ihn nennen – ist eine eigenständige Sinneswahrnehmung, die von freien Nervenenden in der Haut ausgeht. Der stärkste Vermittler von Juckreiz ist Histamin. Es kommt in der Haut, in Schleimhäuten und Nervenzellen vor und befindet sich vor allem in den Mastzellen. Bei allergischen Reaktionen werden große Mengen Histamin aus den Mastzellen freigesetzt. Darüber hinaus gibt es auch Arten von Juckreiz, die unabhängig von Histamin entstehen.

Die Empfindung des Juckreizes wird durch andere Hautempfindungen wie Schmerz, Kälte oder Hitze beeinflusst oder überlagert. Menschen, die sehr stark unter Juckreiz leiden, kratzen oft so heftig, bis es weh tut. Tatsächlich verschafft der Schmerz ihnen dann Linderung, da er den Juckreiz überdeckt. Doch die Erleichterung ist nur von kurzer Dauer. Durch das starke Kratzen wird die Haut verletzt. Sie entzündet sich, juckt noch mehr und infiziert sich womöglich, was den Juckreiz wiederum verstärkt. Ein Teufelskreis.

Gezielte Pflege

Wenn der Juckreiz gering bis mäßig ist und nicht auf einer Allergie oder einem Insektenstich beruht, können PTA und Apotheker ihren Kunden eine gezielte Pflege gegen trockene Haut empfehlen, damit das gestörte Fett-Feuchtigkeits-Gleichgewicht wiederhergestellt wird. Dies gilt bei trockener Winterhaut genauso wie bei trockener Haut in höherem Lebensalter.

Neurodermitis oder Schuppenflechte (Psoriasis) verlaufen oft in Krankheitsschüben. Wenn die Erkrankung akut ist, benötigen die Patienten eine gezielte – meist ärztlich verordnete – Behandlung mit topischen und/oder oralen Arzneimitteln. Ergänzt wird dies durch eine Basispflege mit wirkstofffreien Grundlagen (Emollenzien). Die Basispflege verfolgt vor allem zwei Ziele: dem Juckreiz entgegenzuwirken und die Barrierefunktion der Haut wiederherzustellen beziehungsweise sie zu stabilisieren, damit Reizstoffe, Allergene und pathogene Bakterien nicht eindringen können. Die konsequente Basispflege hilft, Krankheitsschübe zu verhindern oder hinauszuschieben.

Als geeignet haben sich in vielen Fällen W/O-Emulsionen mit hohem Fettanteil erwiesen. Mindestens zweimal täglich sollten sie großzügig aufgetragen werden. Die Basistherapeutika enthalten oft auch Harnstoff zur Wasserbindung. Ob Salben oder Cremes verwendet werden, hängt vom Hautzustand ab und auch von der Jahreszeit. Im Sommer genügen oft leichtere Produkte als im Winter. Je trockener die Haut, desto fetter sollte die Grundlage sein. Bei leicht entzündeter Haut sind wasserreiche Externa zu empfehlen. 

Für Psoriasis-Patienten ist Harnstoff eine der wichtigsten Substanzen in der Hautpflege, da die Haut selbst nur sehr wenig Harnstoff enthält. Empfehlenswert ist zum Beispiel die lipophile Harnstoffcreme (NRF) mit 5 oder 10 Prozent Harnstoff. Manche Patienten vertragen jedoch Harnstoff nicht gut. Dann kann Allantoin eine Alternative für die Hautpflege sein.

Einiges zur Auswahl

Bei allergisch bedingtem oder durch Insekten verursachtem Pruritus helfen topische Arzneimittel. In der Selbstmedikation werden hier seit Langem Antihistaminika erfolgreich eingesetzt, wie Dimetinden, Bamipin und Tripelennamin. Sie sind beispielsweise in den Produkten Fenistil®, Soventol® oder Azaron® enthalten. Bewährt haben sich auch 0,25- beziehungsweise 0,5-prozentige Hydrocortison-Zubereitungen. Cortisol bremst überschießende Immunreaktionen und Entzündungen in der Haut und bekämpft dadurch auch Juckreiz.

Gele kühlen aufgrund des Verdunstungseffekts sofort und nehmen den Juckreiz. Auch Lokalanästhetika eignen sich, Pruritus zu bekämpfen, da sie Nervenfasern betäuben, die den Juckreiz vermitteln. So ist Polidocanol zum Beispiel in Soventol® Anti-Juck Stift enthalten. Durch die weiteren Bestandteile Ethanol und Menthol kühlt das Präparat auch kurzzeitig. Polidocanol wird auch in verschiedenen Lotionen für trockene und zu Juckreiz neigender Haut eingesetzt, zum Beispiel in Produkten von Dermasence®, Polaneth®, Doroderm®, Ducray® Sensinol oder Lactel®. Durch den für Lotionen typischen hohen Wassergehalt entsteht auch hier durch die Verdunstung ein leicht kühlender Effekt. Selbstverständlich sollten bei Befall mit Parasiten auch diese gezielt bekämpft werden, um die Ursache zu beheben. 

Grenzen der Selbstbehandlung

Bei stark juckender Haut oder lange bestehendem Juckreiz sollten Betroffene einen Dermatologen aufsuchen, um die Ursache abzuklären und gezielt behandeln zu können. Auch der Hausarzt kann ein geeigneter Ansprechpartner sein, denn auch internistische Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes mellitus und Leber-, Gallen- oder Nierenerkrankungen können Juckreiz hervorrufen. Ebenso können neurologische und auch psychische Erkrankungen mit Pruritus einhergehen. Nicht zuletzt kann Juckreiz Nebenwirkung einer Pharmakotherapie sein. Die Zahl der Arzneistoffe, die Juckreiz auslösen können, ist so groß, dass sie hier nicht aufgeführt werden können. Bei entsprechendem Verdacht können PTA und Apotheker in den Fachinformationen nachsehen und dem Arzt gegebenenfalls eine Umstellung der Behandlung vorschlagen.

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