Richtiges Timing kann Asthmatherapie verbessern |
Lautet die Anwendungsanweisung für einen Controller bei Asthma »einmal täglich«, könnte es vorteilhaft sein, das Medikament nachmittags zu inhalieren. / © Getty Images/dardespot
Die nachmittägliche Anwendung des Controllers (in diesem Fall war es Beclomethason) hat in einer kleinen klinischen Studie die übliche nächtliche Verschlechterung der Asthmasymptome wirksamer unterdrückt als Dosierungsschemata zu anderen Tageszeiten, schreiben Forschende um Dr. Hannah Jane Durrington von der Universität Oxford im Fachmagazin »Thorax«. Wenn die Ergebnisse in größeren Studien bestätigt werden, könnte dieser Ansatz zu besseren klinischen Ergebnissen für Patienten führen, ohne dass unerwünschte steroidale Nebenwirkungen oder medizinische Kosten zunehmen, hofft das Autorenteam.
Asthma folge einem bestimmten Tagesrhythmus, daher könne ein gutes Timing bei der Anwendung die therapeutischen Effekte der Medikamente verbessern. Obstruktion und Entzündungsreaktionen der Atemwege haben demnach ihren Peak nachts – 80 Prozent aller fatalen Asthmaattacken träten dann auf. Umgekehrt habe ihre vorherige Forschung gezeigt, dass Immunzellen am besten am Nachmittag auf Corticosteroide ansprechen.
In einer kleinen Studie zeigten Durrington und Kollegen nun tatsächlich einen klinischen Effekt. Teilnehmer waren 25 Menschen im Alter von 18 bis 65 Jahren mit mildem bis moderatem Asthma und Allergien gegen Katzen, Hausstaubmilben oder Gräserpollen. Sie wurden in drei Gruppen mit unterschiedlichen Therapieregimen für 28 Tage eingeteilt.
Die erste Gruppe bekam einmal täglich 400 µg Beclomethason zwischen 8 und 9 Uhr morgens. Die zweite Gruppe inhalierte die gleiche Dosis stattdessen einmal täglich zwischen 15 und 16 Uhr, während die dritte Gruppe jeweils 200 µg einmal morgens zwischen 8 und 9 Uhr und einmal abends zwischen 20 und 21 Uhr anwendete. Die Spirometriewerte und die Entzündungswerte im Blut wurden zum Start und am Ende des 28-Tage-Intervalls alle sechs Stunden für 24 Stunden gemessen.
Nach 28 Tagen gab es für alle 14 bis 21 Tage Pause, dann wechselten sie auf eines der anderen zwei Therapieregime und dann das Ganze noch einmal, bis jeder einmal in jeder Behandlungsgruppe gewesen war. 21 von 25 Personen schlossen alle drei Studienphasen ab. Sie hatten einen vergleichbaren Schlaf-Wach-Rhythmus.
Grundsätzlich verbesserte sich unter allen drei Behandlungsregimes die Lungenfunktion während der Nacht. Die größte Verbesserung, gemessen um 22 Uhr, war mit der 400-µg-Dosis am Nachmittag assoziiert und lag um 100 ml höher als bei der morgendlichen Einmaldosis. Die Entzündungswerte um 22 Uhr und um 4 Uhr morgens waren signifikant niedriger bei nachmittäglicher Anwendung als bei zweimal täglicher niedrigerer Dosierung.
Zwischen den drei Dosierungsschemata gab es keine Unterschiede bezüglich der Cortisol-Werte im Vergleich zu den Ausgangswerten. Das deutet darauf hin, dass die Fähigkeit des Körpers, das Hormon zu produzieren, nicht zusätzlich (als mögliche Nebenwirkung einer Corticosteroid-Behandlung) beeinträchtigt wurde, schreiben die Autoren.
In einem begleitenden Editorial wird angemerkt, dass die Symptomkontrolle sich insgesamt nicht verbesserte. Das könnte jedoch dem Studiendesign geschuldet sein: wenige Probanden mit einer eher niedrigen Symptomlast und eine relativ kurze Beobachtungszeit. Zudem hatten die Probanden entgegen der neuesten Leitlinienempfehlungen keinen lang wirksamen β-Agonisten (LABA) bekommen. Daher könne man die Ergebnisse nicht unbedingt auf die Mehrheit der Patienten übertragen.
Zudem sprechen die Editorialisten, Dr. Richard Russell vom King’s College London und Dr. Nicola Smallcombe vom Royal Free London NHS Foundation Trust, die Adhärenz an: »Wenn man die Umsetzung dieser Erkenntnisse in die klinische Praxis bedenkt, bei der die Einhaltung der Asthmatherapie die größte Herausforderung darstellt – etwa 30 bis 40 Prozent der Allgemeinbevölkerung haben Probleme mit der Einhaltung der Inhalationsvorschriften –, könnte die Einführung eines bestimmten Zeitpunkts für die Inhalationsanwendung die Anwendung möglicherweise weiter erschweren.«
Trotzdem glauben sie an mögliche Vorteile einer chronopharmakologischen Therapie, vor allem bei schwerem Asthma. Hier könnten schon minimale Verbesserungen der Lungenfunktion und eine reduzierte Eosinophilen-Zahl zu besserer Asthmakontrolle und einer Risikoreduktion führen.
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