Rückblick und Ziele für 2025 |
Isabel Weinert |
07.01.2025 16:00 Uhr |
Der Ausgang der Bundestagswahl im Februar dieses Jahres ist auch für die beiden Apothekenverbände von großer Bedeutung. / © Adobe Stock/Wolfgang
PTA-Forum: Was war das Highlight für Ihre Organisationen im vergangenen Jahr und was die schlechteste Nachricht?
Tanja Kratt: Unser Highlight im Jahr 2024 war die Jubiläumsfeier, mit der wir das 70-jährige Bestehen der Apothekengewerkschaft feiern konnten. Das war ein fröhliches Fest, mit dem wir uns auch bei unseren vielen ehrenamtlich Aktiven bedanken konnten – und ebenso bei den langjährigen Unterstützerinnen und Unterstützern und wichtigen Akteurinnen beziehungsweise Akteuren aus der Berufsöffentlichkeit. Dieses Jubiläumsjahr war auch eine gute Gelegenheit, auf die Errungenschaften der Gewerkschaft und die Entwicklung vor dem Hintergrund der gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen zu blicken.
Andreas May: 2024 konnten wir die politischen Kontakte und Gespräche auf Bundes- und Landesebene deutlich ausbauen, bis hin zu einem Treffen mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Das bringt uns jedoch auch zu den negativen Entwicklungen. Das sind vor allem die Pläne für das Apothekenreformgesetz, die Sprengkraft auch innerhalb der Apothekenteams und -Berufsgruppen entwickelt haben. Und dabei hätten sie weder die finanziellen Sorgen der Apotheken noch die Frustration der Apothekenangestellten über die steigende berufliche Belastung und mangelnde Wertschätzung behoben. Zum Glück ist der Gesetzentwurf erst einmal vom Tisch.
Was eine neue Bundesregierung den Vor-Ort-Apotheken anzubieten hat, lässt sich noch nicht absehen. Wir sind mit allen relevanten demokratischen Parteien in Kontakt und haben zeitnah unsere gewerkschaftlichen Forderungen für die kommende Legislaturperiode auf den Weg gebracht, zum Beispiel eine Personalzulage bei der Apothekenhonorierung.
BVpta: Das letzte Jahr war voller spannender Entwicklungen. Es war ein herausforderndes, schwieriges Jahr. Ein Highlight für uns war der Zusammenhalt in der gesamten Apothekenlandschaft. Herausragend, sogar beeindruckend, fanden wir die große Bereitschaft, die Streiktage einzuplanen und vor allem auch, sie durchzuführen, gemeinsam Flagge zu zeigen. Zusammenhalt und Transparenz rückte uns mehr in den Fokus der Bevölkerung und vor allem in den Fokus der Politik. Die schlechteste Nachricht war das Abwerten des PTA-Berufes in Wort und Bild.
PTA-Forum: Welche Aktivitäten im vergangenen Jahr lagen Ihnen besonders am Herzen und konnten Sie erfolgreich voranbringen?
Kratt: Wichtig sind uns zum Beispiel die Infoveranstaltungen an den PTA- und PKA-Fachschulen. Nach einem gewissen Knick in der Coronazeit hat sich das nicht nur erholt, sondern noch weiter positiv entwickelt. Die Schülerinnen und Schüler erhalten von den Leiterinnen unserer regionalen Geschäftsstellen oder erfahrenen Adexa-Aktiven Infos rund um die Tarifverträge und den Berufsstart. Wir freuen uns, dass das von den Lehrkräften und den angehenden PTA und PKA so gut angenommen wird. Seine beruflichen Rechte und Pflichten zu kennen, ist eben auch eine wertvolle Vorbereitung für den Einstieg und den späteren Apothekenalltag.
BVpta: Ein Herzensanliegen war eine bessere Sichtbarkeit des BVpta. Es liegt noch ein Weg vor uns, jedoch merken wir, dass wir stärker wahrgenommen werden. Zum zweiten haben wir verstärkt den Kontakt zu den PTA-Schulen gesucht und sind auch da mit den Schülerinnen und Schülern und auch mit den Schulen in Dialog gegangen.
PTA-Forum: In Kürze ist Bundestagswahl: Was erwarten Sie von einem neuen Gesundheitsminister/einer neuen Gesundheitsministerin im Hinblick auf Apotheken?
May: Unsere Forderungen für die Stärkung der Vor-Ort-Apotheke und bessere Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen für die Apothekenangestellten haben wir bereits kurz nach dem Bekanntwerden des Wahltermins an die Parteien geschickt. Für die angehenden PTA fordert Adexa die bundesweite Abschaffung des Schulgeldes sowie die Einführung einer Ausbildungsvergütung, um dieser Berufsgruppe eine zukunftssichere Perspektive zu geben. Für PTA müssen außerdem die Aufstiegschancen durch Weiterbildung und/oder ein Aufbaustudium verbessert werden.
Von der künftigen Spitze im Gesundheitsministerium erwarten wir fundierte Kenntnisse des Gesundheits- und des Apothekenbereichs, auf jeden Fall aber Gesprächsbereitschaft und offene Ohren für die Sorgen und Vorschläge der Beschäftigten in den Apotheken. Es muss dann auch schnell und nachhaltig gehandelt werden, denn das Apothekensterben und die Abwanderung von qualifiziertem Personal geht schon viel zu lange ungebremst weiter.
BVpta: Wir vom BVpta wünschen uns auf jeden Fall eine bessere Kommunikation mit dem Menschen, der nach der Wahl das Bundesgesundheitsministerium leiten wird und auch mit dem gesamten Ministerium. Ebenso wünschen wir uns, dass unser Gesundheitssystem zukunftssicher gestaltet wird. Es braucht versorgungsorientierte, praxistaugliche Strukturen und dazu wird eine ausreichende Finanzierung des Gesundheitssystems benötigt. Ein offenes Auge und Ohr für die Sorgen und Nöte aller Berufsgruppen in den Apotheken ist uns wichtig mit klarem Bezug zur Praxis. Schreibtischtäter brauchen wir nicht.
PTA-Forum: Für welche Apotheken- und PTA-relevanten Belange wollen Sie sich in diesem Jahr 2025 besonders stark machen, was haben Sie geplant?
May: 2025 wollen wir unsere Kontakte nach Berlin weiter intensivieren. Den sehr wahrscheinlichen Wechsel im Bundesgesundheitsministerium (BMG) und in der Gesundheitspolitik auf Ebene des Bundestages werden wir konstruktiv begleiten. Die Ziele haben wir bereits angesprochen. Und auch die Netzwerkarbeit innerhalb der Berufsöffentlichkeit wollen wir noch weiter intensivieren.
Kratt: Aber natürlich werden wir auch unser »Kerngeschäft« nicht vernachlässigen, die Tarifpolitik und die Rechtsberatung. Letztere unterstützt und stärkt unsere PTA-Mitglieder, die in diesen herausfordernden Zeiten nicht selten von Apothekenschließungen betroffen sind. Für die Tarifsituation ist dagegen mitentscheidend, dass sich die Rahmenbedingungen der Apotheken vonseiten der Politik verbessern. Allerdings müssen die Arbeitgeber auch sehen, dass sie nicht die Hände in den Schoß legen dürfen, sondern proaktiv auf den Fachkräftemangel reagieren müssen. Bei gezielten Maßnahmen ist sicher noch sehr viel Luft nach oben.
BVpta: Wir bedanken uns erstmal für die schönen Momente, die vielen tollen Einladungen und guten gemeinsamen Gespräche im letzten Jahr und freuen uns auf eine tolles neues Jahr 2025. Im neuen Jahr möchten wir weiterhin an einer zeitgemäßen Reformierung des PTA-Berufes arbeiten. Gleichzeitig muss die PTA-Ausbildung in wettbewerbsfähige Strukturen geführt werden und es müssen bundeseinheitliche Weiterqualifizierungen entwickelt werden, die sowohl lohnende Perspektiven für PTA darstellen und gleichzeitig auch die Apothekenleitenden entlasten.
Weiterhin gilt es, die Mitgliederzahl zu erhöhen, denn: Nur gemeinsam sind wir stark. Das bedeutet für uns einen Ausbau der Leistungen des Berufsverbandes für unsere Mitglieder, unter anderem die bestmögliche Beratung für PTA in allen beruflichen Fragen.
PTA-Forum: Vielen Dank für das Gespräch.