Rückenschmerz in der Schwangerschaft |
Isabel Weinert |
07.07.2023 09:00 Uhr |
In der Schwangerschaft aufrecht sitzen, das kann helfen, Rückenschmerzen entgegenzuwirken. / Foto: Adobe Stock/bernardbodo
Die Wirkung von Hormonen und mehr Körpergewicht durch Wassereinlagerungen und das Baby im Bauch belasten den Rücken in der Schwangerschaft auf ungewohnte Weise. Unter anderem unter dem Einfluss des Hormons Relaxin werden Bänder, Knorpel und Sehnen weicher, die Wirbelsäule verliert etwas an Stabilität. Hinzu kommt das steigende Körpergewicht durch die Einlagerung von Wasser und das Baby im Bauch. Dadurch verlagert sich der Körperschwerpunkt. Frauen versuchen das unbewusst auszugleichen, indem sie ins Hohlkreuz gehen. Alles zusammen leistet Schmerzen Vorschub, vor allem im unteren Bereich des Rückens, dort, wo sich die Lendenwirbelsäule (LWS) befindet. Diese Schmerzen können sich einseitig und stechend äußern, mitunter bis in die Beine ausstrahlen, zeigen sich jedoch meistens dumpf und dauerhaft im Bereich der LWS und der sie umgebenden Muskulatur. Besonders im letzten Trimenon, wo Haltestrukturen zunehmend weicher werden, um für den Vorgang der Geburt Platz zu schaffen, bekommen Schwangere diese Schmerzen.
Treten Schmerzen wellenartig auf und auch schon im zweiten Trimenon, dann sollten PTA Schwangere zügig an Ärzte verweisen, denn hinter dieser Symptomatik kann eine Nierenbeckenentzündung stecken, die Mutter und Kind gefährlich werden kann. Im ersten Trimenon können Rückenschmerzen Symptom einer Eileiterschwangerschaft sein. Auch hier ist der rasche Arztbesuch unbedingt anzuraten. Das gilt immer auch dann, wenn die Schmerzen stark sind, gleich, an welcher Stelle. In seltenen Fällen liegt den Beschwerden ein Bandscheibenvorfall zugrunde, der in der Schwangerschaft entstanden ist. Er kann sich auch mit Kribbeln und Taubheitsgefühlen äußern. In aller Regel lässt er sich konservativ behandeln, also mittels Physiotherapie. Eine Operation ist in den seltensten Fällen in der Schwangerschaft notwendig. Auch spricht ein Bandscheibenvorfall in der Regel nicht dagegen, das Baby auf natürlichem Wege zur Welt zu bringen. Die Entscheidung darüber obliegt jedoch immer den behandelnden Ärzten.
Um mit einem möglichst starken Rücken durch die Schwangerschaft zu gehen, hilft es bei einer geplanten Schwangerschaft bereits vorab, durch eine Mischung aus Ausdauer- und Krafttraining Rücken- und Bauchmuskeln zu stärken und so den Halteapparat zu stabilisieren. Beides lässt sich auch in der Schwangerschaft fortführen. In welcher Intensität, das bespricht man am besten mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt, aber bei einer unkomplizierten Schwangerschaft ist sportlich vieles möglich.
Treten Rückenschmerzen auf, können werdende Mütter selbst folgendes tun:
Und wie sieht es mit Schmerzmitteln aus? Zu Ibuprofen schöpft embrytox.de aus einem sehr hohen Erfahrungsumfang. Die Autoren schreiben, dass sich die überwiegende Anzahl der Untersuchungen zur Einnahme von Schmerzmitteln im ersten Trimenon mit NSAR beschäftigt hat. Sie fassen zusammen: »Alle bis heute vorliegenden Daten zusammengefasst, gibt es keine ernsthaften Hinweise auf Teratogenität und Embryotoxizität beim Menschen«.
Embryotox nennt Ibuprofen in den ersten zwei Dritteln der Schwangerschaft neben Paracetamol als Analgetikum der Wahl, allerdings darf die Einnahme weder unkritisch noch ohne ärztlichen Rat über mehrere Tage erfolgen. Im letzten Trimenon dürfen weder Ibuprofen noch andere NSAR eingenommen werden. Paracetamol ist in jedem Trimenon erlaubt. Eine Konsensuserklärung von Wissenschaftlern plädierte 2021 im Fachjournal »Nature Reviews Endocrinology« dafür, Paracetamol in der Schwangerschaft zurückhaltend einzusetzen, weil Studien aufzeigten, dass Paracetamol in der Schwangerschaft womöglich in Verbindung mit Aufmerksamkeitsstörungen und autistischen Symptomen beim Nachwuchs in Verbindung gebracht werden könnte.
Experten messen diesen Ergebnissen unterschiedliche Bedeutung bei. Einige kritisieren, dass Resultate im Hinblick auf Aufmerksamkeitsstörung oder autistische Strukturen in der Persönlichkeit des Kindes nur grenzwertig signifikant seien, in der Bevölkerung aber derart darüber berichtet werde, als handle es sich um ein Problem mit gravierenden Folgen für das Individuum. Für dieses scheint das Risiko, wenn die Mutter Paracetamol in der Schwangerschaft eingenommen hat, erheblich geringer, als wenn sie Stress ausgesetzt war, zeigte eine Analyse. Die Nutzen-Risiko-Abwägung sollte jedoch selbstverständlich sorgfältig erfolgen und kein Schmerzmittel länger oder häufiger als unbedingt indiziert eingenommen werden.