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Schädel-Hirn-Trauma

Ruhe nach der Gehirnerschütterung

Gehirnerschütterungen heilen meist folgenlos aus. Ein Schädel-Hirn-Trauma birgt aber auch gewisse Risiken, vor allem, wenn Patienten die verordnete Ruhephase nicht ernst nehmen.
AutorKontaktCarina Steyer
Datum 23.01.2020  09:30 Uhr

Grundsätzlich ist das Gehirn im Inneren des Schädels gut geschützt. Die harte Knochenschale schirmt das weiche Organ vor äußeren Einflüssen ab und bewahrt es vor Verletzungen. Der Liquor zwischen Hirn und Schädelwand dient als zusätzlicher Puffer, der Erschütterungen abfedert und ein permanentes Anstoßen an die Schädelinnenwand verhindert. Schlägt der Kopf jedoch mit großer Geschwindigkeit auf einen harten Gegenstand auf, wird die Bewegung so abrupt abgebremst, dass auch der Liquor nicht mehr verhindern kann, dass es zu einem Zusammenprall von Hirn und Schädel kommt. Dabei wird Hirngewebe geschädigt, was zu einer vorübergehenden oder dauerhaften Einschränkung von Hirnfunktionen führen kann.

Mediziner verwenden die sogenannte Glasgow-Koma-Skala, um die Schwere der Hirnverletzung einordnen zu können. Überprüft werden Bewusstsein, Augenfunktion sowie Sprech- und Bewegungsfähigkeit des Patienten, die mit Punkten bewertet werden. Der Maximalwert liegt bei 15 Punkten. Je weniger Punkte ein Patient auf der Glasgow-Koma-Skala erreicht, umso schwerwiegender sind seine Hirnverletzungen und umso schlechter ist die Prognose. Bei weniger als 9 Punkten sprechen Ärzte von einem schweren Schädel-Hirn-Trauma. Hier sind bleibende Schäden zu erwarten, wenn der Patient den Unfall überlebt. Wird der Grenzwert 9 überschritten, ist eine vollständige Rückbildung aller Symptome sehr wahrscheinlich.

Unfall und Sturz

Die Gehirnerschütterung ist die leichteste Form des Schädel-Hirn-Traumas (13 bis 15 Punkte auf der Glasgow-Koma-Skala) und ein recht häufiges Ereignis. Experten schätzen die Zahl der Betroffenen auf rund 250.000 pro Jahr. Auslöser sind meist Verkehrs-, Sport-, oder Freizeitunfälle. Bei kleinen Kindern kann auch schon ein Sturz ausreichen. Das liegt daran, dass sie einen im Verhältnis zum Körper relativ großen und schweren Kopf haben. Zudem ist der Reflex zum Abstützen noch nicht voll ausgeprägt. Stürzen sie, schlägt der Kopf als erstes auf dem Boden auf.

Für den Laien ist eine Gehirnerschütterung nicht immer leicht zu erkennen. Leitsymptom ist ein Erinnerungsverlust, der sich auf die Zeit direkt vor oder nach dem Unfall bezieht. Manchmal kann es auch zu einer Bewusstlosigkeit kommen, die wenige Sekunden bis maximal 15 Minuten andauert. Für den Patienten deutlich spürbar sind die typischen Begleitsymptome: Kopfschmerzen, Gleichgewichtsstörungen, Übelkeit oder Erbrechen. Auch Hörminderungen, Doppelbilder, Schwindel oder Magenprobleme sowie kognitive Symptome wie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Aufmerksamkeitsschwierigkeiten, eine reduzierte Leistungsfähigkeit oder emotionale Symptome wie Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Ängste und Stressintoleranz treten auf. Die Behandlung einer Gehirnerschütterung besteht aus Ruhe, Abschirmung vor äußeren Reizen und bei Bedarf einem Schmerzmittel für ein bis drei Tage. Auf Musik, Fernsehen, Lernen und andere intellektuelle Anstrengungen für das Gehirn sollten Betroffene in dieser Zeit verzichten.

Warnzeichen ernst nehmen

Schildert ein Kunde in der Apotheke mehrere Tage nach dem Unfall noch Beschwerden, sollten PTA und Apotheker ihn auffordern, eine Klinik aufzusuchen. Eine umfassende Diagnostik, die bildgebende Untersuchungen wie eine Ultraschalluntersuchung, Computertomographie oder Magnetresonanztomographie beinhaltet, ist nun sinnvoll, um Blutungen oder Änderungen der Hirnstruktur ausschließen zu können. Tritt eines der folgenden Warnzeichen auf, rät der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, umgehend einen Notarzt zu verständigen:

  • Lähmungen oder ein neu auftretendes Schielen
  • Unkoordinierte Bewegungen, verwaschene oder lallende Sprache
  • Anhaltendes Weinen, Wimmern, Unruhe
  • Zunehmende Teilnahmslosigkeit, Schläfrigkeit, Apathie
  • Erneut auftretendes Erbrechen nach scheinbar anfänglicher Besserung
  • Frieren, Blässe, beschleunigte Atmung und Puls oder Kreislaufversagen
  • Auftreten von Krämpfen.

Eltern sollten beachten, dass gerade bei Kleinkindern eine derartige Verschlechterung nach einem symptomfreien Intervall von sechs bis zwölf Stunden auftreten kann. Nach einer Gehirnerschütterung ist es deshalb ratsam, das Kind intensiv zu beobachten und auch in der Nacht zu überwachen.

Unterschätzte Spätfolge

Im Normalfall ist eine Gehirnerschütterung ein harmloses Ereignis, das folgenlos ausheilt. Schon eine Woche nach dem Unfall sind 85 Prozent der Patienten wieder symptomfrei, 97 Prozent sind es nach einem Monat. Einschränkungen in der Gedächtnis- und Gleichgewichtsfunktion bilden sich in dieser Zeit ebenfalls zurück. Einige Patienten brauchen jedoch mehr Geduld. Sie klagen auch Wochen, Monate oder Jahre noch über diffuse Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, rasche Ermüdbarkeit und Reizbarkeit, Apathie oder vermehrtes Schwitzen. Sie haben Probleme im familiären Umgang, in der Schule oder bei der Berufsausübung. Mediziner sprechen in diesen Fällen von einem postkommotionellen Syndrom.

Eine ursächliche Behandlung gibt es für das Krankheitsbild nicht. Oft bessern sich die Beschwerden innerhalb eines Jahres und werden bis dahin symptomatisch therapiert. Warum bei einigen Patienten verlängerte Heilungsraten auftretej, ist derzeit nicht bekannt. Es gibt jedoch einige Risikofaktoren. Dazu gehören starke Kopfschmerzen, Schwäche, Müdigkeit und das Vorliegen einer Amnesie unmittelbar nach der Gehirnerschütterung sowie das weibliche Geschlecht, vorbestehende hirnfunktionelle Störungen, Angstzustände, Depressionen, Lernstörungen, Migräne und vorausgegangene Gehirnerschütterungen.

Umdenken im Sport

Unmittelbar nach einer Gehirnerschütterung und in der Zeit der Erholungsphase ist das Risiko für eine weitere Gehirnerschütterung sowie die Entwicklung des sogenannten Second-Impact-Syndroms erhöht. Dabei handelt es sich um eine seltene, aber gefürchtete Komplikation, die häufig Sportler betrifft. Ein zweites Trauma verursacht eine Hirnschwellung, die bei der Hälfte der Betroffenen zum Tod führt. Dieses Wissen bewirkte insbesondere im Sport ein Umdenken. Die Zeit, in der Sportler unmittelbar nach einer Gehirnerschütterung weitergespielt haben, ist vorbei. Heute wird die Wiederaufnahme sportlicher Betätigung erst empfohlen, wenn die akuten Symptome vollständig abgeklungen sind und leichte Belastungen des Gehirns wie Lesen oder Konzentrationsübungen sowie eine normale körperliche Alltagsbelastung ohne Beschwerden möglich sind. Im Durchschnitt ist dies zwei bis vier Tage nach der Gehirnerschütterung der Fall.

Der Wiedereinstieg erfolgt dann nach dem sogenannten Return-to-Play-Konzept. Dabei wird die Trainingsbelastung über sechs Tage hinweg langsam gesteigert, aber nur, wenn eine Belastungsstufe ohne Beschwerden absolviert werden konnte. Treten Symptome wie Kopfschmerzen, Koordinationsstörungen, Schwindel, Übelkeit, Licht- oder Lärmempfindlichkeit, Konzentrationsschwäche, Ermüdung oder psychische Instabilität auf, darf nicht auf die nächste Belastungsstufe gewechselt werden.

Risiko reduzieren

Unfälle lassen sich nicht vermeiden, das Risiko einer Gehirnerschütterung kann aber mit einigen wenigen Maßnahmen deutlich reduziert werden. So sollten Eltern die üblichen Sicherheitsvorkehrungen beachten: Im Auto brauchen Kinder immer einen an ihre Größe angepassten Kindersitz. Babys sollten nicht alleine auf dem Wickeltisch liegen gelassen werden. Regale, Kommoden und Schränke sollten an der Wand befestigt werden, um ein Umkippen zu vermeiden. Rutschfeste Socken, Hausschuhe oder Barfußlaufen mindern das Sturzrisiko von Kleinkindern. Hochbetten sollten erst ab dem Grundschulalter angeschafft werden. Beim Fahren auf Rädern, Rollern, Skateboards, Inline-Skates oder Schlittschuhen raten Experten auch Erwachsenen, immer einen Schutzhelm zu tragen. Er verhindert bei Stürzen eine Gehirnerschütterung in 90 Prozent der Fälle.

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