Schimmel entfernen, aber richtig |
Ein Schimmelbefall in der Wohnung sollte möglichst rasch entfernt werden. Wichtig dabei: Schutzkleidung und Maske tragen. / Foto: Adobe Stock/Jovica Varga
Schimmelpilze sind als Zersetzer organischer Materialien ein wichtiger Bestandteil der natürlichen Umwelt. Sie sind in Böden und Luft anzutreffen und der Eintrag in Innenräume ist nicht zu vermeiden. Ob die Pilze dort jedoch wachsen können, bestimmen die vorherrschenden Umgebungsbedingungen. Als entscheidender Faktor gilt dabei Feuchtigkeit. Unsachgemäßes Lüften und Heizen in Kombination mit Tätigkeiten wie Kochen, Wäschetrocknen oder Duschen sind Feuchtigkeitseinträge, die Bewohner selbst in der Hand haben. Ein einfaches Hygrometer kann helfen, den Feuchtigkeitsgehalt der Raumluft unterhalb von 65 bis 70 Prozent zu halten. Entlang von Wandoberflächen sollte er 80 Prozent nicht überschreiten. Denn sonst kann Schimmel auf Oberflächen wachsen, auch wenn diese selbst nicht nass sind.
Wenig bis gar nicht kontrollierbar sind Feuchteschäden, von denen nach Schätzungen des Umweltbundesamts jede dritte bis vierte Wohnung in Deutschland schon einmal betroffen gewesen ist. Häufig handelt es sich um Schäden am Bauwerk wie Risse, undichte Dächer oder unzureichende Abdichtungen, Austritt von Wasser im Gebäude durch einen Rohrbruch oder Eintritt durch Hochwasser. Problematisch sind zudem schlecht gedämmte Gebäude, bei denen es zur Kondensation von Luftfeuchte an kalten Wänden kommen kann.
Beim Nährstoffangebot sind Schimmelpilze nicht wählerisch. Sie gedeihen auf Holz, Papier und Tapeten ebenso gut wie auf Kunststoff, Gummi, Silikon, Farben oder Lacken. Schimmel kann sich auf Zement und Beton ansiedeln und selbst auf Materialien wachsen, die keine Nährstoffe abgeben (zum Beispiel Glas, Keramik), wenn sich auf diesen organische Partikel und Staub abgelagert haben. Schimmel wächst sowohl oberflächlich auf Wänden, Fugen oder Decken als auch im Verborgenen hinter Leichtbauwänden, abgehängten Decken, Fußleisten, Tapeten oder unter Fußbodenbelägen.
Ein oberflächlich wachsender Schimmel ist aufgrund seiner grün, braun oder schwarz gefärbten Sporen kaum zu übersehen. Schwieriger wird es, wenn der Befall gut verdeckt ist. Hier ist im besten Fall ein modrig-muffiger Geruch wahrnehmbar, aber nicht immer. Der Geruch eines Schimmelbefalls wird durch die beteiligten Mikroorganismen bestimmt. Neben Schimmelpilzen sind dies vor allem Bakterien, bei länger bestehendem Schimmelbefall sind auch Milben anzutreffen, die den Schimmelpilz als Nahrung nutzen. Der typisch modrige Geruch feuchter Altbaukeller geht zum Beispiel auf Streptomyces-Bakterien zurück.
Mitunter treten bei Bewohnern von Räumen mit Feuchteschäden oder Schimmelbefall ausschließlich gesundheitliche Beschwerden auf. Dabei wird häufig von unspezifischen Symptomen wie Bindehaut-, Hals- und Nasenreizungen sowie Husten, Kopfschmerzen und Müdigkeit berichtet. Die Beschwerden bessern sich, wenn Betroffene einige Tage außerhalb der Wohnung verbringen. Bekannt ist, dass Pilzsporen und Stoffwechselprodukte von lebenden und abgestorbenen Schimmelpilzen über die Luft eingeatmet werden und zu allergischen und reizenden Reaktionen führen können.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO liegen derzeit ausreichend Hinweise für einen ursächlichen Zusammenhang bei der Verschlimmerung und Verstärkung der Symptome einer bestehenden Asthmaerkrankung bei Kindern vor. Ausreichend Hinweise für einen Zusammenhang sehen die Experten auch für die Verschlimmerung und Verstärkung der Symptome einer bestehenden Asthmaerkrankung bei Erwachsenen, bei Symptomen der oberen Atemwege, Husten, keuchenden Atemgeräuschen, Entwicklung einer Asthmaerkrankung, Atemnot und Atemwegsinfektionen.
Deutliche Hinweise für einen Zusammenhang gibt es zudem für Symptome eines allergischen Schnupfens und das Auftreten einer Bronchitis. Bisher nicht sicher belegt ist der Zusammenhang mit Veränderungen der Lungenfunktion, Auftreten einer Allergie oder Atopie sowie dem Auftreten von Asthma jemals im gesamten Leben. Bei besonders empfänglichen und stark immungeschwächten Personen besteht darüber hinaus das Risiko, dass lebende Schimmelpilze eine Mykose verursachen.
Wird ein Schimmelbefall festgestellt, bedeutet das dennoch nicht zwingend, dass für die Bewohner eine akute Gesundheitsgefahr besteht. Derzeit ist nicht bekannt, ab welcher Konzentration an Schimmelpilzen in der Raumluft gesundheitliche Auswirkungen zu erwarten sind. Experten gehen davon aus, dass sich das Ausmaß der Gesundheitsgefährdung aus der Intensität und Art des Schadens sowie der individuellen Empfindlichkeit der Raumnutzer ergibt. Dennoch gilt Schimmel als hygienisches Problem – er sollte entfernt werden, bevor es zu einer Erkrankung kommen kann.
Ist ein Schimmelbefall mit bloßem Auge erkennbar, ist der erste Schritt, die Ursache ausfindig zu machen und diese zu beseitigen. Erst danach kann mit der Bekämpfung des Schimmels begonnen werden. Andernfalls ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass der Schimmelpilz sich erneut ausbreiten wird.
Das Umweltbundesamt empfiehlt, die Schimmelbekämpfung ab einer Befallgröße von 0,5 m2 von einer Fachfirma durchführen zu lassen. Bei einer Schimmelpilzsanierung können sehr hohe Konzentrationen an Sporen freigesetzt werden, die geeignete Sicherheits- und Arbeitsschutzmaßnahmen erforderlich machen. Ein kleinerer Befall kann, wenn keine Allergien gegenüber Schimmelpilzen oder eine Erkrankung des Immunsystems besteht, selbst entfernt werden. Dabei wird das Tragen von Schutzhandschuhen, Mundschutz und einer Schutzbrille empfohlen. Im Anschluss sollte geduscht und die getragene Kleidung gewaschen werden.
Die Maßnahmen zur Schimmelentfernung richten sich vor allem nach den betroffenen Materialien:
Schimmel ist ein weitverbreitetes Problem, dementsprechend viele Antischimmelmittel sind im Handel erhältlich. Die Wirkung, Schimmelpilze und Bakterien dauerhaft zu entfernen, ist allerdings begrenzt. Vor allem auf porösen Materialien werden Mikroorganismen in Biofilmen kaum erreicht. Zudem reicht das alleinige Abtöten von Schimmelpilzen nicht aus, da auch abgetötete Schimmelpilze allergische und reizende Wirkungen haben können. Ebenfalls nicht geeignet sind Essiglösungen. Viele Baustoffe bewirken eine Neutralisation des Essigs, gleichzeitig gelangen mit dem Essig organische Nährstoffe auf das Material, die das Pilzwachstum fördern können.
Bei Verdacht auf einen verdeckten Schimmelbefall sollte nicht selbst auf die Suche gegangen werden. Berater und Sachverständige helfen, den Schaden richtig einzuschätzen und notwendige Maßnahmen einzuleiten. Unterstützung bei der Suche bietet zum Beispiel der Bundesverband Schimmelpilzsanierung.