Schlagfertigkeit ist mehr als ein Spruch |
Verena Schmidt |
18.09.2025 11:00 Uhr |
Witzig und klar: Bestsellerautorin Nicole Staudinger erklärte PTA, wie sie in drei Sekunden schlagfertig reagieren können. / © PZ/Alois Müller
Manche Menschen schafften es mit einer einzigen Bemerkung, dass man sich klein und und unsouverän fühle. Das Problem sei, dass die meisten Menschen nach einer solchen Situation unter ihren Möglichkeiten bleiben – sie zweifelten an sich, ärgerten sich und nähmen den Ärger dann oft mit nach Hause, so Staudinger. »Das können wir uns als Frauen nicht erlauben, das könnt ihr euch in der Apotheke nicht erlauben, dass ihr unter euren Möglichkeiten bleibt«, bekräftigte die Kommunikationstrainerin, die unter anderem Schlagfertigkeitsseminare für Frauen gibt.
Nach einem verbalen Angriff hat man ganze drei Sekunden Zeit, zu reagieren. Antworten, die einem später einfallen, hätten nichts mit Schlagfertigkeit zu tun, sondern wirkten meist eher zickig, so Staudinger. Wer aber sofort schlagfertig reagiert, müsse eine verbale Attacke nicht an sich heranlassen. »Schlagfertigkeit ist ein Resilienztool, das es uns ermöglicht, den Ärger loszulassen.« Aber wie wird man denn nun schlagfertiger?
Als erste Basistechnik empfahl Staudinger den Schutzschild, den man zunächst physisch oder auch nur gedanklich hochziehen sollte. Die zweite Basis ist ein positives Selbstbild: »Das gucken wir uns bei den Männern ab, die sind oft von Geburt an mit einem guten Bild von sich selbst gesegnet«, so Staudinger. Sie fragte: »Welches Bild habt ihr von euch in der Apotheke? Wenn ihr das Bild nicht ausmalt, wer macht es dann?« Wenn das Selbstbild stimmt, merke man das auch am Tonfall: »Der Schlüssel zur Schlagfertigkeit liegt im Tonfall. Du kannst im richtigen Ton alles sagen und im falschen nichts«, so die Kommunikationstrainerin und Autorin mehrerer Bestseller.
Bei Staudinger selbst hat sich die Bedeutung von Schlagfertigkeit durch ihre Brustkrebserkrankung im Alter von 32 Jahren komplett verändert. »Schlagfertigkeit ist eigentlich keine Technik, sondern eine Haltung zum Leben: Wem gestehe ich zu, Lebenszeit durch Ärger zu vergeuden?«
Von Apothekemitarbeitern erwarteten die Menschen eine gewisse Haltung, denn in die Apotheke kämen vulnerable Gruppen. »Manchmal kommt es mir so vor, als sähen sich Apotheker und PTA selbst lediglich als Verkäufer. Ich sehe euch vielmehr als Alleslöser.« Während ihrer Chemotherapie sei sie häufig in der Apotheke ihres Vertrauens gewesen, berichtete sie. »Ich hatte nie das Gefühl, da will mir einer etwas aufschwätzen, sondern vielmehr: Da weiß einer, was zu tun ist.«