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Stammzelltransplantation

Schritt in Richtung Heilung von Typ-1-Diabetes

Nachdem sie körpereigene »umprogrammierte« Stammzellen erhalten hat, kommt eine Typ-1-Diabetikerin nun schon ein Jahr lang ohne Insulinspritzen aus, wie das Behandlungsteam berichtet. Ein Durchbruch?
PZ
04.10.2024  10:30 Uhr

Bei der Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes greift das Immunsystem, die körpereigenen insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse an. Daher sind die Betroffenen auf exogene Insulininjektionen angewiesen. Es wird auf diesem Gebiet viel geforscht, damit dies eines Tages überflüssig wird. Im Fachjournal »Cell« berichtet nun ein Forscherteam aus China über eine erste Patientin mit Typ-1-Diabetes, deren Körper dank einer Transplantation autologer umprogrammierter Stammzellen mit der Produktion von Insulin begonnen hat.

Dreh- und Angelpunkt der verwendeten Methode sind induzierte pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen). Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich in jede Zellart des Körpers verwandeln können. Hergestellt werden iPS-Zellen aus einer entnommenen Gewebeprobe. Im nächsten Schritt werden sie dann im Labor zu 3-D-Inselzellen »umprogrammiert« – klingt einfach, dahinter steckt aber ein aufwendiges Verfahren. Wie die echten Inselzellen der Bauchspeicheldrüse sollen die umprogrammierten Zellen dann Insulin produzieren, nachdem sie in den Körper transplantiert wurden.

Vor dem Einsatz am Menschen testeten die Forschenden Sicherheit und Wirksamkeit der Zellen an Mäusen und Affen. Nachdem dies erfolgreich verlaufen war, wurde der Einsatz bei Menschen geplant. Im Juni 2023 erhielt dann eine erste Typ-1-Diabetikerin im Rahmen eines kurzen minimalinvasiven Eingriffs rund 1,5 Millionen der neuen Zellen in die Bauchmuskulatur injiziert. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten.

Peu à peu begann der tägliche Bedarf an exogenem Insulin nach der Transplantation bei der Patientin zu sinken. Ab dem 75. Tag nach der Transplantation erreichte sie eine dauerhafte Unabhängigkeit von extern verabreichtem Insulin. Die Zeit im Zielbereich (Time in Range, TIR), eine Messgröße für die Glucosekontrolle, stieg vom Ausgangswert 43,2 Prozent auf 96,2 Prozent im vierten Monat nach der Transplantation an. Der HbA1c-Wert sank auf den Wert eines Nicht-Diabetikers. Auch nach einem Jahr war dies der Fall und die klinischen Daten erfüllten alle Studienendpunkte, ohne dass es Hinweise auf transplantationsbedingte Anomalien gab.

Offene Fragen und wie es weitergeht

Die Ergebnisse sind zweifelsohne äußerst vielversprechend. Aber bereits jetzt von Heilung auszugehen, wäre zu voreilig. Zunächst muss man Langzeitdaten bei dieser Patientin abwarten. Insbesondere ist zu klären, ob auch nach fünf oder zehn Jahren weiterhin eine Blutzuckerkontrolle durch die neu transplantierten Zellen erfüllt ist.

Eine offene Frage ist ferner, ob der Einsatz von Immunsuppressiva notwendig ist oder nicht. Wie einem »Nature«-Artikel zu entnehmen ist, hat die behandelte Frau wegen einer früheren Lebertransplantation bereits Immunsuppressiva bekommen. Deshalb konnte man das Risiko einer Abstoßung des Transplantats nicht ausreichend einschätzen.

Und: Selbst wenn der Körper das Transplantat nicht abstößt, weil er die Zellen nicht als »fremd« erkennt, besteht bei Typ-1-Diabetikern immer noch das Risiko, dass der Körper auch die neuen Inselzellen im Rahmen des Autoimmunprozesses angreift. Auch dies gilt es zu beobachten und weitere Studiendaten sind vonnöten.

Insgesamt wurden bisher drei Menschen mit Typ-1-Diabetes mit der vorgestellten Methode behandelt. Der Seniorautor der Studie, Professor Dr. Hongkui Deng von der Universität Peking, informiert gegenüber »Nature«, dass die Ergebnisse der beiden anderen Patienten ebenfalls sehr positiv seien und sie im November die Ein-Jahres-Marke erreichen, also ein Jahr mit den transplantierten neuen Inselzellen leben. Er hofft, dass die Studie dann auf weitere 10 oder 20 Personen ausgeweitet werden kann. Das wäre ein weiterer Schritt in Richtung Heilung von Typ-1-Diabetes.

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