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Hörgeräte unbedingt nutzen

Schwerhörigkeit kann Demenz und Depressionen auslösen

Weltweit leben 1,5 Milliarden Menschen mit einem Hörverlust. Von den 10 Millionen Menschen in Deutschland, die nach eigenen Angaben unter einer Schwerhörigkeit leiden, sind fast sechs Millionen signifikant beeinträchtigt. Nur wenige – etwa 30 Prozent der Betroffenen – unternehmen etwas dagegen. Lediglich zwei Millionen tragen Hörgeräte.
Christiane Berg
03.03.2021  16:00 Uhr

Das ist fatal, denn es geht um mehr als gutes Hören. Neben Hypertonie, Übergewicht, übermäßigem Alkohol- und Nikotinkonsum und körperlicher Inaktivität zählt Schwerhörigkeit zu den größten Risikofaktoren der Entstehung einer Demenzerkrankung, betont der Bundesverband der Hörsysteme-Industrie anlässlich des heutigen, gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation WHO veranstalteten »Welttags des Hörens«.

Laut einer aktuellen Studie der »Lancet Kommission für Demenzprävention« könnte der Ausgleich des Hörverlustes durch zeitgemäße Hörsysteme, die kleinen digitalen Hochleistungscomputern im Ohr gleichen, bis zu 40 Prozent aller Demenzerkrankungen verhindern oder zumindest verzögern.

Da eine Schwerhörigkeit ab dem mittleren Lebensalter oft schleichend und über lange Zeit unbemerkt einsetzt, sei es empfehlenswert, ab dem 50. Lebensjahr durch regelmäßige Hörtests und gegebenenfalls frühzeitige Hörgeräteversorgung Demenzvorsorge zu betreiben.

Durch die rechtzeitige Kompensation des oft altersbedingten Hörverlustes mittels moderner Hörtechnik lasse sich die kognitive Leistungsfähigkeit erhalten beziehungsweise regenerieren und somit das individuelle Demenzrisiko deutlich senken. Jede Art von Schwerhörigkeit sollte daher umgehend vom HNO-Arzt oder Hörakustiker begutachtet werden. Je länger die Diagnose und Therapie aufgeschoben werden, desto größer seien die Risiken.

Je stärker der Hörverlust, desto größer die Risiken

Viel zu wenig bekannt sei auch der Zusammenhang zwischen Depressionen und Schwerhörigkeit. US-amerikanischen Studien gemäß seien 11,4 Prozent der Erwachsenen mit schwerem Hörverlust depressiv, während bei Menschen mit einem gesunden Gehör nur 5,9 Prozent betroffen sind.

Eine französische Langzeitstudie fand heraus, dass insbesondere schwerhörige Männer ein um 43 Prozent höheres Risiko verzeichnen, an einer Depression zu erkranken, sofern sie ihre Hörminderung nicht durch Hörgeräte ausgleichen. Die Gefahr der Entstehung einer Depression ist auch hier umso größer, je stärker der Hörverlust ist.

Ob jung oder alt: Die Konsequenzen einer Schwerhörigkeit betreffen fast alle Lebensbereiche. Gespräche werden anstrengend und zusehends vermieden, Besprechungen, Telefonate, Streaming und TV werden zur täglichen Herausforderung, die sich kaum noch bewältigen lässt. Dieses sei Ursache oft auch von Kopfschmerzen, Schlafproblemen oder Verspannungen im Nacken.

Müdigkeit und Erschöpfung

Die ständige Anstrengung, die Umgebung trotz eingeschränkten Hörvermögens wahrnehmen zu müssen, gehe vielfach mit erhöhter Müdigkeit und Erschöpfung durch körperlichen und mentalen Stress einher. Insbesondere das Richtungshören erfordere große Konzentration. Bei schnellem Sprecherwechsel oder gar zusätzlichem Umgebungslärm sei es oft kaum möglich, einer Unterhaltung zu folgen.

Betroffene fühlen sich den alltäglichen Situationen nicht mehr gewachsen. Sie verlieren die Lust an Dingen, die ihnen bislang Freude bereitet haben, und reagieren mit sozialem Rückzug. Ein Teufelskreis: Die geistigen Fähigkeiten laufen Gefahr, jetzt noch schneller nachzulassen. Das hat auch die »Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde«, anlässlich vergangener »Welttage des Hörens« deutlich gemacht.

Erhöhte Sturzgefahr und Reizbarkeit

Nicht nur das: Menschen, die unter einem Hörverlust leiden, neigen verstärkt auch zu Verletzungen und Stürzen. US-amerikanischen Studien zufolge erhöht bereits eine Hörminderung ab 25 Dezibel die Gefahr zu fallen um fast das Dreifache. Eine nicht ausgeglichene Hörminderung hebt das Risiko, im Alter auf Hilfe bei der Bewältigung des Alltags durch Invalidität angewiesen zu sein, um 28 Prozent.

Neben den großen Auswirkungen auf die körperliche und seelische Gesundheit birgt die mangelnde Versorgung einer Schwerhörigkeit auch ein hohes soziales Konfliktpotenzial: Die Betroffenen sind oft reizbar. Da Familie und Freunde häufig nicht die Ursache erkennen, reagieren sie nicht selten mit Ungeduld, Schärfe und Aggressivität. Umso bedeutender sei es, dass auch das Umfeld aufgeklärt wird und Angehörige oder nahestehende Menschen ermutigt, den Schritt zum HNO-Arzt oder Hörakustiker zu machen beziehungsweise individuell angepasste Hörsysteme konsequent zu tragen.

Von Anfangsschwierigkeiten nicht abschrecken lassen

Ganz wichtig: Betroffene sollten sich nicht abschrecken lassen, wenn die Umgebung mit den neuen Hörsystemen zunächst oft unangenehm schrill, laut und blechern klingt. In Folge der Entwöhnung durch die Hörminderung haben wichtige Schaltstellen im Gehirn ihre Arbeit niedergelegt. Der Hör-Sinn ist im wahrsten Sinne des Wortes »verkümmert«.


Die gute Nachricht: Die verantwortlichen Hirnareale und Synapsen sind dynamisch und anpassungswillig, sprich: bereit, ihre Funktion wieder aufzunehmen. Durch die unbeirrte Nutzung von Hörsystemen und die letztlich adäquate Wahrnehmung von Geräuschen, Tönen, Lauten, Klängen, Worten und Nuancen werden die für das Hören und somit auch für die geistige Fitness erforderlichen neuronalen Verknüpfungen im Gehirn wieder aufgebaut und reaktiviert.

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