Sechs Fakten zu HIV |
Jedes Jahr am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag, der über HIV, den Umgang mit der Infektion und Prävention informiert. / © Getty Images/Burak Karademir
Obwohl die stabilen bis rückläufigen HIV-Neuinfektionen in Deutschland erfreulich sind, haben sie doch eine Schattenseite, wie Professor Dr. Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft verdeutlicht: »Da kann leicht der Gedanke aufkommen, es seien doch nur wenige, warum also viel darüber sprechen.« Doch das wirke sich negativ auf den Umgang der Gesellschaft mit HIV-Infizierten und Prävention aus. »HIV ist noch immer mit Tabus belegt und Erkrankte werden in allen gesellschaftlichen Gruppen und teils auch durch Ärzte und Ärztinnen stigmatisiert«, sagt Brockmeyer.
Das zeigten aktuelle Studien zum Thema Diskriminierung wie die Umfrage »positive stimmen 2.0« der Deutschen Aidshilfe 2021. Nur wenige der befragten Menschen, die mit HIV leben, gingen uneingeschränkt offen mit ihrer Infektion um, sondern überlegten genau, wem sie davon erzählen. Fast alle der Teilnehmenden (95 Prozent) hatten in den letzten zwölf Monaten eine diskriminierende Erfahrung aufgrund von HIV gemacht. Etwa die Hälfte gab an, dass Vorurteile ihr Leben beeinträchtigten. »Diese Ergebnisse belegen ein Defizit unserer Gesellschaft hinsichtlich des Umgangs mit HIV-Infektionen«, so Brockmeyer.
Dies sei besonders schade, weil die Studie auch zeige, dass das offene Sprechen über die Infektion mit einer höheren Selbstzufriedenheit und Selbstwirksamkeit einhergeht, schreiben die Fachgesellschaften. Zudem traten weniger körperliche und psychische Symptome auf.
Auch unter Fachpersonal können Wissenslücken zu diskriminierendem Verhalten führen, etwa räumlicher Abgrenzung, Behandlung zu Randzeiten oder unnötigen Hygienemaßnahmen. Hilfreich sind diesbezüglich die Handreichungen zum Umgang mit dieser Patientengruppe der Deutschen Aidshilfe. Es gibt außerdem ein Video zum Thema (siehe unten).
»Wenn es nicht gelingt, vorurteilsfrei und offen über eine Infektionskrankheit zu sprechen, ist auch das Bemühen erschwert, über Prävention zu informieren«, sagt Professor Dr. Silke Hofmann, Beauftragte für die Öffentlichkeitsarbeit der DDG. Zu begrüßen seien daher Initiativen wie die gemeinsame Kampagne »Leben mit HIV. Anders als du denkst?« der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der Deutschen Aidshilfe und der Deutschen Aids-Stiftung. In dieser berichten Menschen mit HIV von ihrem Alltag, ihrem HIV-positiven Coming-out und ihrem Einsatz gegen Vorurteile.