Selbstdiagnose bei intimen Leiden häufig falsch |
Scheidenpilz äußert sich mit vermehrtem Ausfluss, der gelblich-weiß gefärbt ist und quark-ähnlich bis krümelig erscheint. Den äußeren Genitalbereich beschreiben betroffene Frauen oft als gerötet und geschwollen, zudem klagen sie über ständigen Juckreiz und starkes Brennen. Typische Erreger sind Dermatophyten, Hefen der Gattung Candida wie Candida albicans oder auch Schimmelpilze. Gründe für die übermäßige Besiedelung können ein geschwächtes Immunsystem, ein Diabetes oder eine Schwangerschaft sein. Auch eine zurückliegende Antibiotika-Behandlung kommt als Ursache infrage.
Zur Behandlung stehen rezeptfreie Arzneimittel zur Verfügung. Voraussetzung für eine Selbstmedikation ist, dass die Patientin über 18 Jahre und nicht schwanger ist und nicht zum ersten Mal eine Vaginalmykose hat. Bei einer Erstinfektion ist immer eine ärztliche Behandlung angezeigt, ebenso bei Symptomen wie Unterleibsschmerzen, sehr starkem Juckreiz, fischartig riechendem, schaumigem, grünlich-gelbem Ausfluss oder allgemeinen Symptomen wie Fieber oder Gliederschmerzen. In diesen Fällen muss abgeklärt werden, ob eine andere Ursache, möglicherweise auch eine Geschlechtskrankheit, die Beschwerden auslöst. Bei chronisch-rezidivierenden Beschwerden (häufiger als zweimal pro Jahr) sollte die Patientin ebenfalls ärztlichen Rat einholen. Dazu Albring: »Die Rezidive deuten darauf hin, dass die angewendeten Mittel nicht helfen und immer ein Rest an Pilzen die Behandlung überlebt. Auch ist möglich, dass sich die Patientin ständig neu, vielleicht sogar aus dem eigenen Darm infiziert.« Der Frauenarzt weist auch darauf hin, dass gemäß der aktuellen S2k-Leitlinie »Vulvovaginalkandidose« die OTC-Therapie nicht unumstritten ist. Die Autoren berufen sich dabei auf eine Studie, die ergab, dass sich nur ein Drittel der Frauen, die vaginale Antimykotika zur Selbsttherapie gekauft haben, die Erkrankung selbst korrekt diagnostiziert hatte.
Mittel der Wahl für die Selbstmedikation ist das Imidazol Clotrimazol, das gegen verschiedene Pilze sowie gegen einige Bakterienarten wirkt. Es steht in Form von Vaginaltabletten, -zäpfchen und -cremes zur Verfügung sowie als Hautcreme zum Auftragen auf die Vulva, also die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane.
Kombipackungen wie KadeFungin®3 Kombi-Packung, Canesten® GYN 3-Tage-Kombipackung, Vagisan® Myko Kombi 3 Tage oder Canesten® GYN Once Kombi Mykose enthalten sowohl ein Mittel zur Behandlung der Vagina als auch eines für den äußeren Genitalbereich und sind empfehlenswert, wenn Scheide und Vulva betroffen sind. Die rezeptfreien Präparate sind für eine Ein- und Drei-Tage-Therapie vorgesehen. Bei beiden Therapieformen wird eine Gesamtdosis von 500 bis 600 mg Wirkstoff angewendet. Die Wirkstoffmenge ist jedoch unterschiedlich aufgeteilt: Die Vaginaltablette für die Ein-Tages-Therapie enthält 500 mg Clotrimazol im Gegensatz zu jeweils 200 mg pro Tablette in der Drei-Tage-Kombipackung. Vorteil der Ein-Tages-Therapie könnte eine bessere Adhärenz sein, zudem gehen die Symptome schneller zurück.
Zur Anwendung führt die Patientin einen Tag beziehungsweise drei Tage lang einmal täglich eine Vaginaltablette abends vor dem Schlafengehen mithilfe des beiliegenden Applikators ein. Am einfachsten gelingt das in Rückenlage mit leicht angezogenen Beinen. Nachts kann sich der Wirkstoff gut verteilen und es läuft weniger aus. Den Applikator reinigt man nach der Anwendung sorgfältig mit warmem Wasser. Ist die Vaginalschleimhaut sehr trocken, lösen sich Vaginaltabletten nicht ausreichend. Eine Creme zur intravaginalen Anwendung per Applikator eignet sich dann besser.
Hautcremes zur äußerlichen Anwendung sind mit dem Finger auf die äußeren Geschlechtsorgane bis zum After dünn aufzutragen. Die äußerliche Behandlung ist bis zu dreimal täglich für ein bis zwei Wochen durchzuführen.
Nystatin aus der Gruppe der Polyene ist Mittel der zweiten Wahl und wirkt ausschließlich gegen Hefepilze. Entsprechende Präparate wie Biofanal® als Salbe, Suspensionsgel, Filmtabletten, Vaginaltabletten oder Kombipackung (Salbe plus Vaginaltabletten) sollte die PTA empfehlen, wenn Clotrimazol kontraindiziert ist.