Sepsis – was ist danach zu beachten? |
Juliane Brüggen |
19.04.2024 11:00 Uhr |
Stress sollte nach einer überstandenen Sepsis vermieden werden. / Foto: Adobe Stock/Westock
Direkt von 0 auf 100 – das geht nach einer überstandenen Sepsis nicht. »Das Immunsystem ist noch geschwächt, der Körper kann keinen zusätzlichen Stress vertragen«, sagt Professor Dr. Andreas Seekamp, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Das bedeutet ihm zufolge: Nicht körperlich anstrengen, keinen Sport und keine Flugreisen. Möglich sei es aber, den alltäglichen, leichten Aufgaben nachzugehen, wie Haushalt führen, Einkaufen oder auch Arbeiten, allerdings nur, wenn dies nicht körperlich anstrengend ist.
Ziel ist es, einen Rückfall zu vermeiden. »Bei körperlicher Überanstrengung gibt es durchaus die Möglichkeit eines Rückfalls, vornehmlich dann, wenn das Immunsystem noch geschwächt ist«, warnt der Mediziner. »In jedem Fall muss die Ursache der Sepsis vollständig ausgeheilt sein, damit es nicht zu einer erneuten Keimverschleppung kommt.«
Um das zu gewährleisten, werden im Rahmen der Nachsorge regelmäßige Blutuntersuchungen und Kontrollen der Ursache, zum Beispiel einer Wunde, durchgeführt. »In den Blutkontrollen sind die Entzündungsparameter zu kontrollieren und es ist die gegebenenfalls anhaltende Zirkulation von Keimen im Blut auszuschließen«, so Seekamp. Auch die Organe müssen beobachtet werden, denn eine Sepsis kann zu Herzklappenfehlern und Nierenschäden führen.
Wieder gesund und einsatzfähig sind Betroffene laut Seekamp nach etwa vier bis sechs Wochen, bei älteren Menschen ab 70 Jahren kann die Genesung hingegen Monate dauern. Damit es gar nicht erst zur Sepsis kommt, appelliert der Experte, bei einer möglicherweise infizierten Wunde schnell Hilfe zu suchen. »Ein ›ist doch nicht so schlimm‹ ist in dieser Situation nicht mehr angebracht.«
Eine Sepsis entsteht, wenn Keime in die Blutbahn und die Organe gelangen und das Immunsystem darauf reagiert. Es handelt sich um einen lebensbedrohlichen Notfall. Durch die Entzündungsreaktionen können die Organsysteme versagen. »Klinische Symptome sind ein schneller Puls, gegebenenfalls niedriger Blutdruck, erhöhte Atemfrequenz und eine zunehmende Bewusstseinsstörung, beginnend mit Müdigkeit, sowie das Gefühl der Abgeschlagenheit und ein vermehrtes Durstgefühl«, erklärt Seekamp. »Fieber tritt häufig erst später auf.«
Auch vermeintlich kleine Bagatellverletzungen wie Schürfwunden oder ein Sonnenbrand mit Blasenbildung können zu einer Sepsis führen. Daher ist es wichtig, eine Wunde zu säubern und sauber abzudecken. Frühe Anzeichen einer lokalen Infektion sind Rötung, Überwärmung und zunehmende Schwellung. »Ist eine Wunde infiziert und zeigt nach zwei Tagen keine Heilungstendenz, haben sich bereits Keime in der Wunde festgesetzt, zu diesem Zeitpunkt ist notfallmäßig eine medizinische Behandlung aufzusuchen«, sagt Seekamp. Dann werde meist ein chirurgischer Eingriff erforderlich, um das infizierte Gewebe zu entfernen.