Sicher aus dem Fasten kommen |
Isabel Weinert |
21.02.2025 13:00 Uhr |
Fasten ist ein ungebrochener Trend. Zu wissen, wie man den Körper im Anschluss wieder an Nahrung gewöhnt, schützt vor ernsten Folgen. / © Getty Images/Farknot_Architect
Menschen, die über einen längeren Zeitraum krankheitsbedingt viel zu wenig essen sowie freiwillig über fünf Tage hinaus Fastende haben eines gemeinsam: Ihr Stoffwechsel passt sich dem Mangel an Nährstoffen an, das heißt, er startet den Hungerstoffwechsel. Wenige Stunden nach der letzten Nahrungszufuhr sinken Glucose- und Insulinspiegel im Blut, wodurch weniger Glucose in Leber, Muskel- und Fettgewebe gelangt. Die geringen Insulinkonzentrationen im Blut hemmen zudem die Glykogensynthese, weshalb das Glykogen der Leber abgebaut wird, um einen normalen Glucosespiegel im Blut, in den peripheren Geweben und vor allem im Gehirn aufrecht zu erhalten.
Auf diese erste Phase folgt die zunehmende Entleerung der Glykogenspeicher in der Leber. Die damit freigesetzte Glucose reicht allerdings nicht, um Gehirn, Erythrozyten und Zellen des Nierenmarks ausreichend mit Glucose zu versorgen. Den darüber hinausgehenden Bedarf deckt der Organismus mithilfe der Gluconeogenese. Weitere Prozesse des Hungerstoffwechsels sind der Abbau von Proteinen (Proteinkatabolie) und Fettgewebe (Lipolyse), um trotz des Mangels an Kohlenhydraten auf sparsamem Weg an Energie zu kommen. Diese Umstellung bewirkt einen Mangel an lebensnotwendigen Elektrolyten, also Kalium, Magnesium und Phosphat.
Beginnen Fastende wieder zu essen ohne bestimmte Regeln einzuhalten, verspeisen sie also etwa direkt größere Mengen an Kohlenhydraten, dann führt der dadurch schnell steigende Insulinspiegel dazu, dass die genannten Elektrolyte schnell und in großer Menge zurück in die Zellen gelangen, was extrazellulär einen schweren Mangel beschert. Dieser Mangel kann sich in folgenden Symptomen äußern: Herzrhythmusstörungen, verlangsamter Herzschlag und Herzstillstand, Schwäche, Verwirrung und Lähmungserscheinungen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sowie Probleme mit der Atmung.
Um ein Refeeding-Syndrom möglichst zu verhindern, gilt es, nach einer langen Fastenperiode die aufgenommene Nahrungsmenge nur in kleinen Schritten zu steigern, damit der Stoffwechsel möglichst stabil bleibt. Empfohlen werden 10 bis 20 kcal pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag zu Beginn – mit einer langsamen Steigerung über mehrere Tage. Am besten bespricht man das korrekte Fasten vor dem Start mit einem Arzt und achtet nach Ende des Fastens verstärkt auf Symptome, die ein Refeeding-Syndrom anzeigen könnten. Dann bedarf es rasch einer medizinischen Behandlung.
Das Refeeding-Syndrom gefährdet neben Menschen, die längere Zeit fasten, auch Menschen mit Magersucht, chronische Alkoholiker, Menschen nach einer Magen-Darm-Operation sowie ältere Personen, die sich nur noch unzureichend ernähren.