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Nervenschäden

Small Fiber Neuropathie häufig erst spät erkannt

Neuropathien stehen momentan häufiger im Fokus der Fach- und Laienpresse, sollen sie doch mit beteiligt sein an Long Covid. Die gefundenen Small Fiber Neuropathien sind aber auch unabhängig davon ein relativ häufiges Krankheitsbild, das sich zudem nicht immer befriedigend therapieren lässt.
Isabel Weinert
14.02.2023  08:30 Uhr
Small Fiber Neuropathie häufig erst spät erkannt

In den meisten Fällen sind motorische und sensible Funktionen großer Nervenfasern von Schäden betroffen. Mediziner sprechen dann von Large Fiber Neuropathien. Daneben existieren aber auch sogenannte Small Fiber Neuropathien, abgekürzt SFN. Sie zu diagnostizieren, ist weitaus schwieriger und oft auch erst in einem weiter fortgeschrittenen Stadium möglich. Häufig übersehen Ärzte deshalb eine SFN, weil die Erkrankung bislang noch durch das Raster etablierter Diagnosekriterien fällt. Therapien setzen deshalb oft erst spät ein. Standardisierte, evidenzbasierte Leitlinien zur Diagnose fehlen.

Ärzte nutzen deshalb die folgenden Untersuchungen bei einem Verdacht auf eine SFN: Mithilfe einer Hautbiopsie stellen sie fest, wie hoch die Dichte der dünnen Nervenfasern im Ober- und Unterschenkel ist. Außerdem bestimmen sie die Sensibilität auf Berührung und Wärme/Kälte etwa an den Zehen und Füßen mithilfe eines Filaments und sie prüfen die Schweißproduktion sowie die elektrische Leitfähigkeit der Haut. Nicht immer führen Ärzte alle vier Untersuchungen durch. Dabei scheint das ein sinnvoller Weg zu sein. Erst seit kürzerer Zeit spielt auch ein MRT in der Diagnosestellung einer Neuropathie eine Rolle. Die Nervenschäden lassen sich damit gut darstellen, aber auch andere Ursachen für die Symptome ausschließen wie etwa Tumoren, Entzündungen oder Muskelerkrankungen.

Autonome Auswirkungen

Menschen mit einer SFN leiden unter brennenden Schmerzen vorrangig in Zehen und Füßen, allerdings kann es auch Finger und Hände treffen. Betroffene empfinden Berührung oft als unangenehm und nehmen Kälte sowie Wärme an Füßen und Händen mitunter anders wahr, als es der Realität entspricht. Leider beschränkt sich eine SFN nicht auf das periphere Nervensystem, sondern zieht oft auch das autonome Nervensystem in Mitleidenschaft, das die inneren Organe des Menschen reguliert, ohne dass es willentlich steuerbar wäre. Diese Fehler in der Regulation äußern sich dann etwa in massiven Herz-Kreislauf-Problemen, in Verstopfung oder einem Unvermögen zu schwitzen. Im Grunde kann jedes Organsystem betroffen sein.

Diabetes ist eine bekannte Ursache für eine SFN, es gibt jedoch noch mehr, darunter eine Hypothyreose, eine Amyloidose, das Sjögren-Syndrom und ein Lupus erythematodes. Häufig fußt die Erkrankung auf einer Autoimmunreaktion, so womöglich auch beim Chronischen Fatigue-Syndrom (CFS). Eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus kann ebenfalls eine SFN verursachen.

Was kann man Menschen mit einer Polyneuropathie raten? Eine zu 100 Prozent erfolgreiche Therapie gibt es nicht. Zunächst ist es aber essenziell, wenn möglich die Ursache zu finden, um diese behandeln zu können. Stellt man etwa einen Diabetes gut ein, so verringert sich die Gefahr, dass eine SFN voranschreitet. Bei einer autoimmunen Ursache verabreichen Mediziner Glucocorticoide oder andere Immunmodulatoren. Diese Therapie wird häufig auch bei einer Long-Covid-Diagnose mit SFN eingesetzt. Dadurch besserte sich in einer Studie bei 52 Prozent der Patienten der Verlauf.

Häufig ist es allerdings nur möglich, die Symptome zu behandeln, allem voran die Schmerzen. Zum Einsatz kommt dazu unter anderem das Antidepressivum Amitriptylin, dem systematische Reviews und Metaanalysen bescheinigen, dass es den neuropathischen Schmerz im Vergleich mit Placebo vermindert. Unter den Selektiven Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRI) liegen für Duloxetin Daten vor, die die Einstufung »wirksam« zulassen. Für Venlafaxin steht eine abschließende Empfehlung noch aus. Für SSRI gegen Schmerzen bei Neuropathie reichen die Daten nicht aus, um eine Empfehlung aussprechen zu können. Wissenschaftler wissen es bislang einfach noch nicht.

In der Gruppe der Antikonvulsiva sprechen die Studienergebnisse eindeutig für die Wirksamkeit von Pregabalin. Auch Gabapentin scheint zu helfen, der endgültige Nachweis steht aber noch aus. Opioide helfen erwiesenermaßen und hier speziell die Wirkstoffe Tramadol, Oxycodon, Morphin und L-Methadon. Die Indikationsstellung muss hier jedoch besonders streng ausfallen.

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