So bleibt die Achillessehne ganz |
Juliane Brüggen |
28.03.2024 12:00 Uhr |
Regelmäßige Dehn- und Kräftigungsübungen helfen dabei, Sehnen und Muskeln auf den Sport vorzubereiten. / Foto: Getty Images/Olha Romaniuk
»Wir raten dazu, die Sehnenstruktur und Wadenmuskulatur zunächst mit regelmäßigen Dehn- und Kräftigungsübungen vorzubereiten und die Sportaktivität langsam zu steigern«, sagt DGOU-Präsident Professor Dr. Andreas Seekamp. Ansonsten ist die Achillessehne, die stärkste Sehne des Körpers, schnell überlastet. Sie überträgt die Kraft des Wadenmuskels auf den Fuß und ermöglicht dadurch das Gehen und Laufen. Plötzliche Bewegungen wie Sprints, Sprünge oder schnelle Richtungswechsel können bei einer vorbelasteten Sehne zum Knall führen – dieser markiert den Riss der bis zu 1 cm dicken Sehne. Besonders Sportarten wie Tennis, Fußball, Volleyball, Leichtathletik oder Langstreckenläufe sind mit einem Risiko verbunden.
Sobald stechende Schmerzen in der Ferse oder Schwellungen an der Sehne auftreten, ist Vorsicht geboten. Meist ist die Sehne dann schon überlastet – man spricht von Tendinopathie. Typische Symptome sind
»Wir raten dann dringend zu einer kurzfristigen Schonung, Anpassung der sportlichen Belastung und Überprüfung der sportlichen Technik, um eine weitere Verschlechterung zu verhindern. Es drohen sonst lange Ausfallzeiten von mehreren Wochen«, so Professor Dr. Thomas Tischer, Leiter der DGOU-Sektion Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS).
Ist nach sechs Wochen keine Besserung in Sicht, kann eine Fachärztin oder ein Facharzt die Sehne genauer untersuchen und feststellen, ob intrinsische Faktoren zur Sehnenbelastung beitragen, zum Beispiel unterschiedliche Beinlängen, Fußfehlstellungen, muskuläre Dysbalancen oder degenerative Prozesse. »Häufig lassen sich Haarrisse feststellen. Die Sehne sollte dann nicht weiter strapaziert, sondern gezielt behandelt werden«, sagt Professorin Christina Stukenborg-Colsman, Präsidentin der DGOU-Sektion Deutsche Assoziation für Fuß und Sprunggelenk (DAF).
Zum Einsatz kommt beispielsweise die Trainingstherapie oder die extrakorporale Stoßwellentherapie. »Während früher die Entlastung im Vordergrund stand, nutzen wir heute mit der Trainingstherapie die gezielte Lasteinwirkung auf die Sehne. Damit werden Heilung und Regeneration der Sehne angeregt«, erklärt Tischer. Nicht mehr zeitgemäß ist hingegen die Kortisonspritze: Studien deuteten zwar auf eine kurzfristige Schmerzlinderung hin, langfristig zeigten sich aber keine Effekte, so die DGOU.
Auch ein Riss der Sehne ist behandelbar, entweder mittels konservativer Therapie oder mittels Operation. Laut DGOU tragen minimal-invasive Nahttechniken dazu bei, die Sehnenenden gut zu stabilisieren und das für die Regeneration wichtige Hüllgewebe zu erhalten. In vielen Fällen gelingt es dann mit Hilfe einer funktionellen Nachbehandlung, die Muskelkraft und Ausdauer der Wadenmuskulatur schnell wiederherzustellen.
»Eine Rückkehr zu sportlichen Aktivitäten sechs Monate nach dem Riss der Achillessehne gelingt 80 Prozent der Patienten«, sagt Professor Dr. Stefan Rammelt, 1. Vizepräsident der DAF. Eine konservative Therapie, bei der der Fuß in einem speziellen Gips ruhig gestellt wird, ist nur möglich, wenn die Sehne nicht komplett gerissen ist.