Auf dem Weihnachtsmarkt zu viel Fettiges und Süßes durcheinander gegessen? Schichtgitterantazida helfen schnell und langanhaltend bei Aufstoßen und Sodbrennen. / © Getty Images/nicoletaionescu
»Die schnelle Symptomenkontrolle ist das primäre Ziel in der Behandlung von Sodbrennen. Dieser Aspekt wird in der aktuellen Leitlinie stärker gewichtet«, sagte Professor Dr. Oliver Pech, Chefarzt für Gastroenterologie und interventionelle Endoskopie in Regensburg, bei einem Webcast des Unternehmens Dr. Kade. Die S2k-Leitlinie zur Refluxkrankheit empfiehlt neben Protonenpumpenhemmern (PPI) ausdrücklich Antazida als Option für die Akuttherapie. »Antazida eignen sich besonders für die Selbstmedikation, weil sie lokal schnell Linderung verschaffen und keine systemischen Nebenwirkungen oder etwa eine Gewöhnungstendenz aufweisen.«
Ihren Einsatz sieht Pech vor allem episodisch oder situativ bedingt, also etwa nach einer üppigen Mahlzeit, unter Stress oder bei körperlicher Belastung. »Sie können sowohl bei gelegentlichem Sodbrennen als auch bei säurebedingten Magenbeschwerden effektiv als einzige Therapie eingesetzt werden. Protonenpumpeninhibitoren sind für die bedarfsorientierte Anwendung weniger gut geeignet. Die Kombinationstherapie bestehend aus Pantoprazol und Co. kombiniert mit Antazida ist wiederum insofern sinnvoll, als Antazida Durchbruchsymptome sehr gut lindern können.«
Das ist die Crux im Beratungsgespräch mit dem Kunden: Es ist nicht ganz leicht zu unterschieden, ob die beschriebenen Symptome durch einen Reflux oder säurebedingte Magenbeschwerden hervorgerufen werden. Hier liegt man mit Antazida auf der sicheren Empfehlungsseite, da nur sie eine Zweifachwirkung haben: Sie binden nicht nur die Säure, sondern haben auch einen Effekt auf die Magenschleimhaut. »PPI verändern nur den Magen-pH-Wert, bewirken aber keine mechanische Veränderung der Ursache des Reflux. Antazida machen dagegen das Refluat weniger aggressiv, indem sie mucoprotektiv wirken«, erklärte der Gastroenterologe.
Unter den Antazida gibt es freilich Wirkunterschiede. Schichtgittersubstanzen wie Magaldrat (etwa in Riopan® Magengel) sorgen dafür, dass überschüssige Säure gepuffert wird, ohne den Magen zu stark zu alkalisieren. »Magaldrat verfügt über eine pH-abhängige Löslichkeit«, erklärte Dr. Felix Friedrich von der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei Dr. Kade. »Will heißen: Magaldrat bindet die Magensäure nur bei einem pH-Wert zwischen 3 und 5. Steigt der pH-Wert über 5, stellt die Substanz ihre Wirkung ein. Erst wenn wieder Magensäure nachgebildet wird und der pH-Wert sinkt, wird Magaldrat erneut aktiviert. Das stellt sicher, dass nur die überschüssige Säure gebunden wird, ohne die Verdauung negativ zu beeinflussen.« Nicht verbrauchter Wirkstoff verbleibe so im Magen und schütze als eine Art Depot bei wiederkehrenden Beschwerden vor erneuten Säureschüben, ohne dass es zu Rebound-Effekten komme. Daneben würden auch weitere Stressoren wie Gallensäuren und Pepsin gebunden.
Im Unterschied zu den klassischen basischen Aluminium-, Magnesium- und Calciumverbindungen und auch zu den PPI vermögen die Schichtgitterantazida einen Schutzfilm über die gereizte Schleimhaut zu legen, was auf physikalischem Wege die Barrierefunktion stärkt. »Die schleimhautprotektive Wirkung ist darin begründet, dass Magaldrat die Prostaglandinsynthese von PGE2 stimuliert. Frei werdende Aluminiumionen regen Enzyme in den schleimbildenden Zellen nachweislich um bis zu 200 Prozent an. Mehr Schleim bedeutet mehr Protektion«, führte Friedrich aus. »Durch die Gitterstruktur und die lang anhaltende Wirkung helfen Schichtgitterantazida auch gut bei empfindlicher Magenschleimhaut«, bestätigte Pech.
Und was ist mit eventuellen Risiken aufgrund von frei werdenden Aluminiumionen? »Studien haben gezeigt, dass zu keinem Zeitpunkt der Einnahme von Magaldrat die Aluminium-Absorption messbar erhöht gewesen wäre. Der Großteil des Leichtmetalls wird im Darm als Aluminiumphosphat gebunden und ausgeschieden«, so Friedrich. Riopan Gel ist deshalb auch zur Einnahme während der Schwangerschaft geeignet. Erwachsene und Kinder ab zwölf Jahren können bei Bedarf bis zu vier Portionsbeutel pro Tag einnehmen.
Darüber hinaus zeigte eine Studie, dass moderne Wirkstoffe mit Schichtgitterstruktur signifikant länger im Magen verweilen als klassische Antazida. So wies Magaldrat im Vergleich zu Algeldrat (Aluminiumhydroxid) eine um nahezu 90 Minuten längere Halbwertszeit auf, das entspricht einer um rund zwei Drittel längeren Verweildauer. Die Linderung der Beschwerden hält somit länger an, was insbesondere bei nächtlichem Sodbrennen von Vorteil sein könnte.
»Schichtgitterantazida sind eine sinnvolle Empfehlung im Apothekenalltag, um bei akutem und gelegentlichem Sodbrennen sowie bei Refluxbeschwerden sinnvolle Hilfe anbieten zu können«, so Pech. Er betonte jedoch, dass bei häufiger Symptomatik oder persistierenden Beschwerden das Apothekenteam zur ärztlichen Abklärung raten soll.