So funktioniert der Schwangerschaftstest |
Verena Schmidt |
24.04.2023 08:30 Uhr |
Bin ich schwanger? Ein Schwangerschaftstest kann schnell Gewissheit bringen. / Foto: Adobe Stock/Anna Ritter
Ein Schwangerschaftstest bestimmt den Gehalt des Hormons humanes Choriongonadotropin (hCG) im Urin oder Blut. Das »Schwangerschaftshormon« wird nach der Befruchtung in der Plazenta produziert. Es regt den Gelbkörper zur Produktion von Progesteron an und erhält so die Schwangerschaft. Die Tests detektieren genauer gesagt die spezifische β-Untereinheit des Glykoproteins hCG, daher wird auch oft von β-hCG gesprochen. Der α-Teil ist auch Bestandteil anderer Hormone, etwa des follikelstimulierenden Hormons (FSH) und Thyreotropin (TSH) aus der Schilddrüse.
Der Normalwert von hCG im Blut bei nicht schwangeren Frauen im gebärfähigen Alter liegt unter 4 U/l. In den ersten Wochen der Schwangerschaft steigt der hCG-Wert explosionsartig an – das ist meist auch die Ursache der Übelkeit, die viele Schwangere in dieser Zeit plagt. In der ersten Woche liegt der hCG-Wert zwischen 5 und 50 U/l, dann verdoppelt sich der Wert alle zwei Tage, bis er ein Maximum von rund 150.000 U/l etwa in der neunten oder zehnten Schwangerschaftswoche erreicht. Danach fällt der Wert wieder ab, da nun genügend Progesteron von der Plazenta gebildet wird. Mit sinkendem hCG-Spiegel geht es der werdenden Mutter dann auch meist wieder besser als in den ersten Wochen: Die Schwangerschaftsübelkeit und auch die Müdigkeit legen sich.
Im Blut kann der Arzt eine Schwangerschaft etwa eine Woche vor der erwarteten Periode nachweisen, also etwa sechs bis zehn Tage nach der Empfängnis. Auch der Urin enthält hCG, die Konzentration ist hier allerdings deutlich geringer. Neun Tage nach der Empfängnis liegt der Urin-Wert ungefähr zwischen 1 und 5 U/l, an Tag 14 dann zwischen 50 und 140 U/l.
Herkömmliche Schwangerschaftstests aus der Apotheke oder Drogerie detektieren hCG ab einer Konzentration von 25 U/l (wie Cyclotest®) beziehungsweise 20 U/l (zum Beispiel Tests von Kade®, Testamed®). Sie können ab dem Tag der ausbleibenden Periode, also etwa 14 Tage nach dem Eisprung, eingesetzt werden. Früh- oder Pretests (zum Beispiel Clearblue Schwangerschaftstest Frühe Erkennung, Cyclotest Schwangerschaftsfrühtest, Femtest® Frühtest, Geratherm early detect) sind empfindlicher und können je nach Herstellerangaben bis zu sechs Tage vor der erwarteten Periode angewendet werden. Sie sollen ab einer hCG-Konzentration von 10 U/l positiv ausfallen.
Gut zu wissen: Viele Test-Hersteller versprechen eine Sicherheit von 99 Prozent, allerdings erst am Fälligkeitstag der Periode. Dann liegt der hCG-Spiegel bei Werten um etwa 100 U/l – von Frau zu Frau sind natürlich große Unterschiede möglich. Wer sechs Tage vor der Fälligkeit der Periode testet, hat nach Herstellerangaben eine Sicherheit von etwa 78 Prozent, dass der Test positiv ausfällt, wenn eine Schwangerschaft vorliegt. Wer also vor dem Fälligkeitstag der Periode getestet hat und ein negatives Ergebnis erhalten hat, kann trotzdem schwanger sein. Eventuell ist noch nicht genügend hCG im Urin vorhanden, um es nachweisen zu können. Der Test sollte also nach ein paar Tagen wiederholt werden, wenn die Periodenblutung weiter auf sich warten lässt.
Zeigt der Test zwei Striche an, kann frau davon ausgehen, dass das Ergebnis »schwanger« stimmt – auch wenn der Teststrich blass und dünn ist. Ein falsch-positiver Schwangerschaftsnachweis kommt nur sehr selten vor. Dann kann es beispielsweise sein, dass Befruchtung und Einnistung zwar stattgefunden haben, die Schwangerschaft sich aber nicht weiterentwickelt hat und es womöglich zu einer frühen Fehlgeburt kam. Auch eine Eileiterschwangerschaft oder eine Blasenmole, eine Art fehlerhaft befruchtete Eizelle, die zu Wucherungen in der Gebärmutterschleimhaut führt, sowie Chorionzellkarzinome und andere Keimzelltumoren, die hCG produzieren, können zu falsch-positiven Ergebnissen führen. Bei Frauen, die beispielsweise im Rahmen einer künstlichen Befruchtung hCG-haltige Medikamente anwenden (wie Brevactid®, Predalon®), kann der Schwangerschaftstest natürlich auch positiv ausfallen.
Ist die Periode ausgeblieben, ist es im Prinzip egal, zu welcher Tageszeit getestet wird. Dann sollte der hCG-Spiegel im Fall einer Schwangerschaft dauerhaft so hoch sein, dass ein zuverlässiges Ergebnis angezeigt wird. Wer mit einem Frühtest vor der erwarteten Periode testen möchte – wenn der hCG-Spiegel erwartungsgemäß also noch niedriger ist –, sollte zum Testen den ersten Morgenurin verwenden. Da über Nacht nichts oder nur wenig getrunken wird, ist der Urin unverdünnt und die Hormonkonzentration dann am höchsten.
Bei Schwangerschaftstests handelt es sich wie auch bei den Corona-Schnelltests um Lateral-Flow-Tests, die die Prinzipien von Dünnschichtchromatografie und Immunassay kombinieren. Dabei bindet das hCG-Antigen im Urin an einen farbstoffmarkierten hCG-Antikörper im Teststreifen. Der Antigen-Antikörper-Farbstoff-Komplex wandert dann zur Testzone, in der ein zweiter hCG-Antikörper fixiert ist. Dieser zweite Antikörper bindet den wandernden Antigen-Antikörper-Farbstoff-Komplex und färbt die Zone an. Überschüssige farbstoffmarkierte hCG-Antikörper wandern weiter zur Kontrollzone, in der ein Anti-Fc-Antikörper fixiert ist. An diesen bindet der überschüssige hCG-Antikörper und färbt die Kontrollzone an. Letzteres funktioniert nur, wenn genug Flüssigkeit in den Teststreifen gelangt ist. Färbt sich die Kontrollzone nicht, ist der Test fehlerhaft.
Zeigen sich also zwei farbige Streifen nach dem Test, heißt das Ergebnis »schwanger«. Ist kein hCG im Urin nachweisbar, färbt sich nur der Kontrollstreifen. Tests mit digitaler Anzeige übersetzen die Antigen-Antikörper-Reaktion in die Worte »schwanger« oder »nicht schwanger«. Tests mit Wochenbestimmung zeigen abhängig von der hCG-Konzentration auch an, in welcher Schwangerschaftswoche sich die Frau befindet.