So gefährlich ist Arsen im Reis |
Katja Egermeier |
09.03.2023 10:00 Uhr |
Durch den Anbau von Reis in gefluteten Feldern kann besonders viel Arsen in das Reiskorn gelangen. / Foto: Adobe Stock/Thirawatana
Wenn von »gefährlichem Arsen« in Lebensmitteln die Rede ist, sind vor allem anorganische Arsenverbindungen gemeint, wie das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auf seiner Webseite erklärt. Organische Arsenverbindungen dagegen, wie sie vorrangig in Fischen und Meeresfrüchten zu finden sind, seien gesundheitlich unproblematisch.
Die anorganischen Arsenverbindungen wurden zum einen von internationalen Gremien als krebserregend eingestuft – in jeder Dosierung. Studien hätten ergeben, dass es keine Aufnahmemenge gibt, die nicht mit einem erhöhten Krebsrisiko assoziiert ist, so das BfR. Experten zufolge kann anorganisches Arsen Haut-, Blasen- und Lungenkrebs verursachen.
Zum anderen könnten kleinere Mengen – über einen längeren Zeitraum eingenommen – zu Hautveränderungen, Gefäß- und Nervenschädigungen sowie zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen oder negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Fötus und des Säuglings haben. Und schließlich sei auch eine akute Gesundheitsbeeinträchtigung möglich, wenn eine hohe Dosis an löslichen anorganischen Arsenverbindungen aufgenommen würde.
Aus Sicht des BfR ist Letzteres in Deutschland jedoch unwahrscheinlich. Auch die Effekte, die für eine langfristige Aufnahme von kleineren Arsen-Dosen beschrieben werden, gelten hierzulande durch den Verzehr von Reis oder Reisprodukten als wenig wahrscheinlich. Anders sieht es bei der krebsauslösenden Wirkung aus, wie das BfR schreibt. Da sich keine sichere Aufnahmemenge definieren lasse, sei eine potenzielle Erhöhung des Krebsrisikos durch die Aufnahme von Arsen beim Verzehr von Reis und Reisprodukten möglich.
Foto: Getty Images/pedphoto36pm
Forschende der Universität Sheffield in Großbritannien haben eine Methode gefunden, die in braunem Reis etwa 54 Prozent, in weißem Reis etwa 73 Prozent Arsen entfernt und gleichzeitig die meisten Nährstoffe erhält:
Wie das BfR mitteilt, ist anorganisches Arsen in Deutschland nicht nur in Reis, sondern auch in Weizen oder Milchprodukten und selbst in Trinkwasser und Mineralwasser nachweisbar. Im Vergleich zu Reis seien die Gehalte jedoch deutlich geringer. Unter den Reissorten liege der Gehalt bei sogenanntem Naturreis zudem höher als bei weißem Reis. Das gelte auch für Reiswaffeln und Reisflocken.
In seiner Risikobewertung empfiehlt das BfR bereits seit einigen Jahren Maßnahmen zur Reduktion des Gehalts an anorganischen Arsenverbindungen, insbesondere in Produkten, die vor allem von Säuglingen, Kleinkindern und Kindern verzehrt werden. Nun verschärft die EU die Grenzwerte, indem sie die zulässige Konzentration von anorganischem Arsen in weißem Reis senkt, wie die Nachrichtenagentur dpa aktuell schreibt. Auch für Lebensmittel auf Reisbasis, Babynahrung, Fruchtsäfte und Salz sollen neue Grenzwerte gelten, die bereits in drei Wochen in Kraft treten sollen.
Arsen (As) kommt natürlicherweise in verschiedenen Verbindungen und Konzentrationen überall in der Erdkruste vor. In die Umwelt, unter anderem in Böden, gelangt das Halbmetall durch natürliche oder vom Menschen in Gang gesetzte Prozesse. Dazu gehört beispielsweise die Verhüttung arsenhaltiger Zink-, Blei- und Kupfererze, die Verbrennung fossiler Brennstoffe, die Verwendung von Düngemitteln, Holzschutzmitteln, Insektiziden und Herbiziden, die Arsen enthalten, oder die Ausbringung von Klärschlamm.
Die Arsenverbindungen gelangen über die Wurzeln der Reis- oder Getreidepflanze in die Früchte, also die Reis- oder Getreidekörner. Reis ist besonders stark betroffen, weil er auf gefluteten Feldern angebaut wird, was zu einer erhöhten Verfügbarkeit von Arsen im Boden führt. Zudem kann das Bewässerungswasser hohe Gehalte an Arsenverbindungen aufweisen und sich auf die Reiskörner auswirken. Wie hoch der Arsengehalt in Reis ist, hängt daher von der Boden- und Wasserbeschaffenheit der Anbauregion ab sowie von der Anbaumethode aber auch von der Reissorte und dessen Verarbeitung.
Quelle: BfR