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Kinderfiebersäfte

So klappt es mit der Rezeptur

Ibuprofen- und Paracetamol-Kindersäfte sind nach wie vor schwierig zu beziehen. Eine Möglichkeit, dem Mangel zu begegnen, ist die Eigenherstellung in der Apotheke. Wie man Fallstricke bei der Rezeptur von Suspensionen möglichst vermeidet, erklärte Dr. Julia Potschadel von der Klinikapotheke Dormagen.
Elke Wolf
22.03.2023  12:00 Uhr

Vor der Eigenfertigung in der Apotheke muss das Apothekenteam – etwa über das Warenwirtschaftssystem – nachweisen, dass die betreffenden Fertigarzneimittel nicht zu beschaffen sind. »Die angespannte Liefersituation und die Dringlichkeit sind zu dokumentieren«, betonte Potschadel bei einem Pharma4u-Seminar. Beim »Nachbau« am Markt befindlicher Produkte seien rechtliche Aspekte (Stichwort Patentrechtsverletzung) zu berücksichtigen. Die Herstellung von Zubereitungen in gleicher Wirkstoffstärke wie am Markt verfügbarer Ware sei nur in Form einer Notfallversorgung erlaubt.

Die Darreichungsform einer oralen Suspension biete zwar den Vorteil der besseren Akzeptanz vonseiten der Eltern, weil diese die Säfte aus dem Fertigarzneimittelbereich kennen. Sie bringe aber bei der Herstellung auch einige Hürden mit sich. Dabei sind die Geschmacksproblematik sowie das Caking laut der Fachapothekerin für klinische Pharmazie die wesentlichen Herausforderungen. So bedingen das laut NRF-Vorschrift in die Suspensionsgrundlage einzuarbeitende Wasser und das Süßungsmittel eine Konservierung. »Das Süßungsmittel ist aber für die Geschmackskorrektur unabdingbar.« Reicht das nicht aus – wie es vor allem bei den Paracetamol-Rezepturen der Fall sein dürfte –, könne man sich mit Flüssigaromen wie Erdbeeraroma behelfen (Zusatz von 0,1 bis 0,5 Prozent). Bei Himbeersirup erinnerte Potschadel an die Veränderung der Dichte und die sich daraus ergebenden Auswirkungen auf die Dosierung.

Der zweite Pferdefuß der Rezeptur: die Agglomerationsneigung, besser bekannt als »Caking«. Deshalb heiße es sowohl bei der Herstellung und (Defektur-)Lagerung: »Schütteln, schütteln, schütteln. Defekturen sind gerade bei Paracetamol-Ansätzen aufgrund des hohen Pulveranteils regelmäßig einmal täglich aufzuschütteln.« Nur so könnte das Caking verhindert werden. Das setze auch die richtige Wahl der Gefäßgröße voraus. Potschadels Tipp: einen 100-ml-Ansatz in ein 200-ml-Gefäß abfüllen, um ausreichend Platz fürs Aufschütteln zu haben. In der Beratung ist das einmal tägliche Aufschütteln auch den Eltern für zu Hause mit auf den Weg zu geben. Potschadel verwies auf die neue FAQ-Seite des DAC/NRF zu Lieferengpässen.

2-Schritt-Methode

Die Rezeptur-Vorschriften laut NRF sind für Ibuprofen- und Paracetamol-Suspensionen ähnlich aufgebaut. »Beide werden in einer 2-Schritt-Methode hergestellt. Erst stellt man die Grundlage her, nach einer genügend langen Quellpause wird der Wirkstoff eingearbeitet.« Bei der Suspensionsgrundlage sieht das NRF die S.52-Suspension zum Einnehmen nach DAC vor. »Das ist die Grundlage der Wahl. Damit hat man alle Möglichkeiten. Sie ist in jeder Apotheke aus Einzelsubstanzen herstellbar, als Defektur lagerbar und prinzipiell als Stammzubereitung erhältlich. Allerdings gibt es bei der einzusetzenden Hydroxyethylcellulose 10.000 immer mal wieder Defekte«, weiß Potschadel. Folgende Cellulosen seien geeignete Gelbildner und aufgrund ähnlicher Dichte gute Alternativen:

Auf industrielle Produkte wie Syrspend®, InOrpha® oder Ora® als Grundlagen-Alternative zurückzugreifen, sei problematisch: Stabilitätsdaten seien kritisch zu hinterfragen. Vor allem enthaltenes Kaliumsorbat beeinflusse die Wirkstoffstabilität.

Die S.52-Grundlage kann entweder in kleinerem Ansatz manuell in einem Edelstahlgefäß oder in einem größeren Ansatz per »Eintopfverfahren« mit einem elektrischen Rührer hergestellt werden. In jedem Fall sind alle erforderlichen Substanzen laut NRF-Vorschrift miteinander gründlich zu verreiben, nach und nach wird gereinigtes Wasser zugegeben; die Zitronensäure ist laut der Expertin erst zum Schluss einzuarbeiten. Kleinere Gelklümpchen seien akzeptabel. Potschadel empfiehlt, den Ansatz ausreichend lange ausquellen zu lassen, am besten über Nacht. Dies ist möglich im Abgabegefäß oder auch in der Schale. Letztere ist gut abzudecken, dennoch sei an einen Ausgleich für verloren gegangenes Wasser zu denken.

Sowohl die Manuell- als auch die Eintopf-Suspensionen sind (vor Licht geschützt und dicht verschlossen) sechs Monate lang haltbar – »unter der Voraussetzung, dass beim Eintopfverfahren mit dem Rührstab nicht zu viel Luft eingearbeitet wurde. Der Rührstab muss deshalb vollständig in der Flüssigkeit sitzen. Das heißt: Das Verhältnis von Becherglas und Füllstand muss zum Mixer passen«, so die Rezeptur-Expertin. Für Ansätze ab 200 ml empfiehlt das NRF explizit das automatische Rührgerät. Wird die Suspensionsgrundlage auf Vorrat hergestellt, ist eine gesonderte Defekturprüfung erforderlich. »Dann sind Parameter wie Ausbeute, Verdunstung von Wasser, Brechungsindex oder pH-Wert zu überprüfen.«

Wirkstoff möglichst fein

Bei der Einarbeitung von Ibuprofen und Paracetamol rät Potschadel, sich an allgemeine Grundprinzipien zu halten. »So sollte der Wirkstoff wirklich mikrokristallin vorliegen, leichte, feine Partikel können in der Flüssigkeit besser in der Schwebe gehalten werden. Das macht dann auch die korrekte Dosierung einfacher.« Feinem Vermörsern sei bei den beiden Arzneistoffen unbedingt der Vorzug zu geben »Zerfallen oder in der Grundlage quellen lassen: Das wird nichts«, weiß die Fachfrau.

Der Grundsatz »von fest nach flüssig« bedeutet in diesem Fall: Die Wirkstoffe können entweder in Form der Reinsubstanz oder auch in Form von Fertigarzneimitteln eingearbeitet werden. Die erforderliche Wirkstoffmenge (2 g oder 4 g Ibuprofen beziehungsweise 4 g Paracetamol für 100 ml) wird mit einer kleinen Menge Grundlage zu einer Paste angerieben und dann wird unter ständiger Prüfung auf Klumpenbildung portionsweise Grundlage hinzugefügt, bis eine weiße, homogene, schlierenfreie Mischung entsteht. Auch das Arbeiten mit einem Rührstab ist bei Ibuprofen sofort oder nach den ersten Verreibungsschritten möglich. »Vor allem bei der Paracetamol-Anreibung ist kleinschrittiges Arbeiten essenziell, um Klümpchen zu vermeiden. Der Ansatz muss für ein homogenes Ergebnis immer wieder kontrolliert werden. Das Eintopfverfahren ist für Paracetamol im NRF nicht beschrieben«, erklärte Potschadel.

Wer Fertigtabletten nutzt, muss beim Ibuprofen-Ansatz rechnerisch berücksichtigen, dass Ibuprofen in unterschiedlichen Salzen vorliegt. Ibuprofen-Natrium eignet sich nicht für die oralen Arzneiformen, die Kombination mit Lysinat nicht für Zäpfchen. In jedem Fall sind die Tabletten im Überschuss zu mörsern. Per Dreisatz ist die erforderliche Tablettenmenge zu errechnen. Für die 4-Gramm-Paracetamol-Suspension benötigt man acht Stück Paracetamol-Tabletten 500 mg. Auch bei der Nutzung von Fertigarzneimitteln legt Potschadel Wert »auf intensivste Anreibung. Die zu verarbeitenden Pulvermengen sind beträchtlich und das Pulver verhält sich durch die Begleitstoffe anders als die Reinsubstanz. Der Zusatz von Aerosil ist bei beiden Arzneistoffen nicht vonnöten.«

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