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Bewusst bewegen

So steigert die Feldenkrais-Methode das Wohlbefinden

Die Feldenkrais-Methode soll mithilfe kleiner gezielter Übungen den Körper beweglicher und schmerzfreier machen. Sie soll die Selbstwahrnehmung schärfen, ungünstige Bewegungen erkennen, verbessern und so das Wohlbefinden steigern.
AutorKontaktJudith Schmitz
Datum 03.02.2025  08:30 Uhr

Es war ein Tanzunfall, aus dem ein unbeweglicher Nacken resultierte: Das führte die Schweizerin Nadja Zöch-Schüpbach, Psychotherapeutin und Autorin des Ratgebers »Feldenkrais für die Seele«, zur Feldenkrais-Methode – zuerst als Hilfesuchende, dann als Praktizierende und schließlich als Therapeutin und Ausbilderin. Trotz Osteopathie und Physiotherapie hatte sie zunächst keine nachhaltige Besserung ihrer Schmerzen erreicht: Zöch-Schüpbach hatte ihre schlechten Bewegungsmuster beibehalten. Das sei ihr durch Praktizieren von Feldenkrais-Übungen bewusst geworden, wie sie gegenüber PTA-Forum erzählt.

Zöch-Schüpbach zitiert Moshé Feldenkrais, den Gründer der Methode: »Erst wenn du weißt, was du tust, kannst du tun, was du willst.« Soll heißen: Man sollte sich erst einmal bewusst machen, wie man etwas im Alltag macht. Wie fahre ich Rad? Wie öffne ich eine Flasche? Nutze ich dabei nur meine Hände oder ziehe ich gleichzeitig meine Schultern hoch und beiße die Zähne zusammen?

Wichtig sei es, sich dann zu fragen: Wie, mit welchen bewussten und achtsamen Bewegungen, kann ich es mir leichter machen, mit weniger Muskelanspannung arbeiten? Verspannung und Schmerz sollen so gelöst werden. Die Feldenkrais-Methode soll dabei helfen, den Körper, seine Beweglichkeit und Grenzen bewusst zu erfahren. Man soll ausprobieren, wie Bewegungen leichter und nur unter Beteiligung der wirklich benötigten Muskeln ablaufen können.

Entwickelt hat die Methode der Ingenieur Moshé Pincha Feldenkrais (1904 bis 1984). Laut Schweizerischem Feldenkrais Verband (SFV) beschloss Feldenkrais, seine Knieverletzung selbst anzugehen, nachdem Ärzte ihm wenig Hoffnung auf Besserung gemacht hatten. Er erforschte daraufhin zunächst sein Bewegungsverhalten, mit der Idee, dass nicht das Knie selbst das Problem sei, sondern die Art, wie er es gebrauche. Er konnte es schließlich durch ein geändertes Bewegungsmuster wieder beschwerdefrei nutzen.

Die an ihm selbst gewonnenen Erkenntnisse übertrug er auf andere Menschen und entwickelte die Feldenkrais-Methode. Als Grundlage dienten ihm Kenntnisse aus Jiu Jitsu, Physik, den Ingenieurwissenschaften, der Neurobiologie, der funktionalen Anatomie und Verhaltensforschung.

Studien fehlen

Ob Menschen mit Beweglichkeitsstörungen von der Feldenkrais-Methode wirklich profitieren können, ist laut dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) unklar. 2022 gab das Institut bekannt, dass die vorhandenen Studien nicht ausreichten, um die Patienten über Vor- und Nachteile dieser Methode zu informieren. Weitere aussagekräftige Studien seien nötig, in denen die Methode auch mit etablierten Behandlungen wie der Physiotherapie verglichen werde. Bei Parkinson und bei chronischen Schmerzen im unteren Rückenbereich könnte sie die Beweglichkeit und die Lebensqualität jedoch verbessern, so das IQWiG. Die Feldenkrais-Methode ist in Deutschland nicht als Heilmittel gelistet, entsprechende Kurse werden daher von den Krankenkassen in der Regel nicht erstattet.

Zöch-Schüpbach jedenfalls nahm beim Praktizieren wahr, dass die kleinen achtsamen Bewegungen nicht nur ihrem Körper guttaten. Sie hätten auch mehr Leichtigkeit in ihre Gedanken und Gefühle gebracht, sagt sie. In ihrer psychotherapeutischen Praxis sah sie mehr mögliche Ursachen und Zusammenhänge von psychischen Beschwerden und körperlichen Signalen bei ihren Klienten, die zum Teil unter medizinisch unerklärlichen Beschwerden litten. Auch wurde ihr bewusst: Wenn Körper und Seele aus dem Gleichgewicht sind, ist es schwieriger, positiv zu denken (was den Genesungsprozess unterstützen kann) und Lösungen zur Besserung der Situation zu finden.

In ihrem Ratgeber malt sie dazu das Bild eines Gesundheitstandems aus Körper und Seele, das nur dann leicht und ausgeglichen ans Ziel kommt, wenn beide aufeinander hören und wie gleichberechtigte Partner auf Augenhöhe miteinander kommunizieren, also keiner das Kommando übernimmt, den anderen überrumpelt und seine Grenzen überschreitet.

»Viele therapeutische Ansätze gehen über das Denken und das Verändern von Denkmustern. Das kann sehr heilsam sein. Manchmal aber sind die Gedankenmuster so verstrickt, dass es schwierig ist, über Worte Veränderungen zu erzielen. Dann ist der Gang über den Körper leichter, um im Gehirn, im Denken Veränderungen zu erreichen«, sagt Zöch-Schüpbach. Sie bedient sich einer Hypothese von Feldenkrais, wonach ein veränderter Gebrauch von Körperteilen ein neues Zusammenspiel von Bewegungsabläufen und damit auch neue neuronale Verknüpfungen im Gehirn ermöglicht, woraus ein anderes Denk- und Verhaltensmuster entstehen kann.

Gewöhnlich bestehen Feldenkrais-Übungen aus einer Reihe aktiver und passiver Bewegungen, die genau das erreichen sollen. Sie werden von Praktizierenden in der Gruppe oder in der Einzelstunde unter Anleitung durchgeführt. Zöch-Schüpbach hat aus ihrer eigenen Erfahrung als Patientin und als Therapeutin den Ratgeber für die Anwendung zu Hause geschrieben, die Anleitungen ausführlich beschrieben und bebildert, was Anfängern den Einstieg erleichtert.

Neben einer Wissensvermittlung zum Zusammenwirken von Körper und Psyche beinhaltet das Buch Feldenkrais-Übungen zum Ausprobieren. Sie sollen die Selbstwahrnehmung schärfen, die Psyche stärken, auch bei psychischen Symptomen, sowie Erleichterung bei Schmerzen, Verspannungen und stressbedingten psychosomatischen Beschwerden verschaffen. Es sind Übungen zu verschiedenen Gesundheitsfeldern wie Haltung und Befindlichkeit, Kieferentspannung und Darmaktivierung, besserem Einschlafen, Angstbewältigung sowie dem Verbinden von Körper und Psyche – auch durch Atemübungen. Die meisten Übungen werden im Liegen ausgeführt, manche können auch im Sitzen oder Stehen durchgeführt werden.

Klein und langsam

Da es sich um kleine, langsame Bewegungen handelt, die nie in den Schmerz gehen sollen, könne man sich damit in der Regel nicht schädigen, so die Autorin. Jedoch: Wer an akuten oder neuen Symptomen leidet oder in ärztlicher oder therapeutischer Behandlung ist, bespricht sein Vorhaben besser vorab mit dem Behandler. Kontraindikationen etwa für Übungen zu Augenbewegungen sind ein zu hoher Augeninnendruck und frisch operierte Augen.

Ein großer Unterschied zu Bewegungs- und Entspannungsformen wie Yoga oder Pilates sei, dass es bei Feldenkrais kein vordergründiges Ziel gebe, so Zöch-Schüpbach. Also nicht: Nach der und der Übung hat man dieses oder jenes Ziel erreicht. Die Bewegungsübungen werden daher von der Therapeutin nur gesprochen angegeben, aber körperlich nicht vorgemacht. »Es gibt kein richtig oder falsch. Das eigene Potenzial darf entdeckt werden. Es kann vorkommen, dass jeder Teilnehmer die Übung etwas anders ausführt, ähnlich Babys, die krabbeln lernen. Sie schauen voneinander ab, aber jedes findet seinen eigenen Weg zum Krabbeln.« In dem Sinne sei Feldenkrais eine lernende Methode für jede Altersstufe, ein stetiges körperliches Lernen und damit auch ein stetiges Lernen des Nervensystems, so die Autorin.

Den Zugang zu Feldenkrais findet man aus Sicht von Zöch-Schüpbach am besten durch Neugier und ein Sich-Einlassen – ohne Erwartung. Die neu gewonnenen, die Bewegung erleichternden Muster gelte es dann in den Alltag zu integrieren und zu einer Gewohnheit zu machen. Das gelinge am besten, wenn man sie an bereits bestehende Rituale knüpfe.

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