PTA-Forum online
Forschung auf Hochtouren

So verläuft die Suche nach Medikamenten gegen Covid-19

Die Welt stemmt sich gegen das neue Coronavirus – mit Ausgangssperren, Grenzschließungen und Quarantänemaßnahmen. Ein zielgerichtetes Medikament gegen die von Sars-CoV-2 verursachte Lungenerkrankung Covid-19 konnte bislang jedoch noch nicht zum Arsenal im Kampf gegen die Pandemie hinzugefügt werden. Doch die Forschung läuft auf Hochtouren.
dpa
19.03.2020  14:50 Uhr

Die meisten Menschen, die sich mit Sars-CoV-2 anstecken, benötigen keine Medikamente. Etwa 80 Prozent der Infizierten erholen sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO ohne besondere Behandlung. Doch es kann auch zu einem schweren Krankheitsverlauf mit Atemproblemen kommen. Meist sind das Menschen aus Risikogruppen wie Krebskranke in Chemotherapie, ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen.

Bis jetzt werden diese behandelt wie ein Patient, der eine schwere Lungenentzündung hat – »nur dass wir eben kein Antibiotikum haben wie bei einer bakteriellen Infektion«, erläutert Susanne Herold, die an der Justus-Liebig-Universität Gießen eine Professur für Infektionskrankheiten der Lunge hat. Die Patienten würden etwa mit Sauerstoff versorgt oder künstlich beatmet.

Auf alte Bekannte setzen

Bei der Suche nach einem Medikament für diese Betroffenen setzen Experten nun vor allem darauf, Medikamente einzusetzen, die bereits für andere Anwendungen erprobt sind. Diese müssten dann vor ihrer Zulassung nicht mehr so aufwendig getestet werden.

So wollen Tübinger Mediziner das Medikament Chloroquin im Kampf gegen Corona-Erkrankungen testen. Bereits in der kommenden Woche soll mit einer Studie an Menschen begonnen werden. Chloroquin ist eigentlich ein Medikament gegen Malaria. Es wirke aber auch gegen viele Viren, sagen die Forscher. Auch gegen SARS-CoV-2, wie zumindest Versuche im Reagenzglas zeigten.

Schaut man bei ClinicalTrials.gov, der größten Datenbank zu klinischen Studien, nach Studien zu Covid-19, die in Vorbereitung sind oder bereits Teilnehmer aufnehmen, landet man derzeit deutlich mehr als 50 Treffer. In zahlreichen dieser Untersuchungen werden Medikamente oder Wirkstoffe getestet, die bereits im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen entwickelt und untersucht wurden – darunter neben Chloroquin das Hepatitis-Präparat Ribavirin und ein Mittel gegen Multiple Sklerose (Fingolimod).

»Repurposing« nennen Fachleute diese Herangehensweise, bei denen bereits für einen bestimmten Zweck getestete Mittel für einen anderen Zweck umgewidmet werden. Die meisten der klinischen Studien laufen in China, weil es dort die größte Anzahl an Patienten gibt, die daran teilnehmen können.

Virostatika im Visier

Für die Prüfung infrage kommen nach Angaben des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) unter anderem Virostatika, die die Vermehrung von Viren hemmen oder die verhindern, dass diese in die Zellen eindringen.

Große Hoffnungen setzen Fachleute auf die Substanz Remdesivir. Sie wurde ursprünglich gegen Ebola-Infektionen entwickelt, brachte aber in der klinischen Prüfung keine guten Ergebnisse. Eine gewisse Wirksamkeit zeigte sich gegen das MERS-Coronavirus, das 2012 entdeckt wurde. Nun wollen Mediziner prüfen, ob sich der Wirkstoff möglicherweise auch zur Behandlung von Covid-19 einsetzen lässt.

Derzeit laufen fünf Studien – in China und den USA – mit diesem Mittel. Erste Patienten haben Remdesivir bereits erhalten, in den USA sind darunter Covid-19-Patienten von Bord der»Diamond Princess«, jenem Kreuzfahrtschiff, das zwei Wochen lang wegen des Coronavirus im Hafen von Yokohama in Japan unter Quarantäne gestellt worden war. Anfang April könnten erste Ergebnisse vorliegen. Bis ein offiziell zugelassenes Medikament – egal mit welchem Wirkstoff – verfügbar ist, dürften aber noch viele Monate vergehen.

Zeitersparnis bei bekannten Mitteln

Um klinische Studien kommt man aber auch bei bereits bekannten Mitteln nicht herum. Man spart allerdings bei der Zulassung eines Präparats im besten Fall Zeit. »In einem Zulassungsverfahren werden drei grundlegende Dinge geklärt, nämlich die Wirksamkeit, die Verträglichkeit und die technische Qualität eines Medikaments«, erläutert vfa-Sprecher Rolf Hömke. »Ist ein Medikament bereits für eine andere Anwendung zugelassen, ist die Verträglichkeit geprüft und die technische Qualität belegt. Nachgewiesen werden muss nach wie vor, dass das Mittel gegen die Krankheit wirkt.«

Bereits erforschte Wirkstoffe können also unter Umständen schneller in die Phase der klinischen Prüfung eintreten, in der das Mittel an größeren Patientengruppen getestet wird - und dann bei erfolgreicher Testung auch schneller zugelassen werden.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz

Mehr von Avoxa