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An Ressourcen sparen

So werden Apotheken nachhaltiger

In Deutschland gibt es zurzeit 18.362 Apotheken. Sie verbrauchen Ressourcen, produzieren Abfälle und beeinflussen damit Umwelt und Klima. Mit ein wenig Überlegung können Apothekenteams Abläufe so gestalten, dass das Arbeiten nachhaltiger wird. Das erfordert zwar auch Investitionen, vieles bedarf jedoch vor allem guter Ideen und Sensibilität für das Thema.
AutorKontaktEdith Schettler
Datum 08.07.2022  09:00 Uhr

Eine Umfrage unter Studierenden der Pharmazie ergab, dass sie vor allem Handlungsbedarf in den Bereichen Wirtschaft und Industrie, Verkehr und Mobilität sowie Landwirtschaft und Ernährung sahen, wenn es darum geht, dem Klimawandel zu begegnen. Den Bereich Gesundheits- und Arzneimittelversorgung ordneten sie dagegen als deutlich weniger wichtig ein. Im Vergleich zur globalen Wirtschaft sind die Apotheken natürlich als Emittenten fast zu vernachlässigen. Durchschnittlich trägt eine Apotheke im Jahr mit 27 Tonnen zum Ausstoß von Kohlendioxid bei, alle deutschen Apotheken zusammen produzieren rechnerisch knapp 0,5 Millionen Tonnen. Trotzdem helfen jede Einsparung von Ressourcen und jede Verringerung von Abfällen der Umwelt. Bisher ist umweltgerechtes Arbeiten leider noch kein fester Bestandteil von Aus- oder Fortbildungen für PTA und Apotheker.

Die Firma Noventi, ein Dienstleister für den Gesundheitsmarkt, bietet den Apotheken in Deutschland an, unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) klimaneutral zu werden. Sie hat die Initiative »Zeichen setzen!« gestartet und Maßnahmen erstellt, die teilnehmende Apotheken umsetzen können. Zudem berechnet sie die CO2-Emissionen der einzelnen Apotheke und ermöglicht einen Ausgleich über ein Windkraftprojekt eines Impfstoffherstellers in Indien und ein Wasserkraftwerk in Brasilien. Erfüllt die Apotheke alle Kriterien, darf sie sich per Zertifikat »Klimaneutrale Apotheke« nennen.

Energie sparen

Den größten Posten für die CO2-Bilanz stellt der Energieverbrauch mit Heizung, Strom und Mobilität dar. Dort zu sparen, verbessert die Nachhaltigkeitsbilanz am stärksten, ist aber auch mit den größten Investitionen verbunden. Die Gebäudedämmung, eine klimafreundliche Heizung und eine Solar- oder Photovoltaikanlage erfordern zunächst kostenintensive Umbauten, die sich allerdings unter dem Blickwinkel der Entwicklung der Energiepreise langfristig rechnen. Kurzfristig spart ein intelligentes Energiemanagement durchaus auch bares Geld. Hier ist es für die Apotheken sinnvoll, zunächst den Ist-Zustand aufzunehmen und dann zu überlegen, wo Einsparungen möglich sind.

Fast in jeder Apotheke gibt es Potenzial zum Stromsparen. Energiespartipps, die Umwelt- und Verbraucherorganisationen für den Haushalt geben, können natürlich auch am Arbeitsplatz Anwendung finden. Schon eine Reduktion der Helligkeit der Bildschirme macht sich im Verbrauch bemerkbar, abschaltbare Steckdosenleisten verhindern, dass Geräte im Standby-Modus Strom ziehen. Der Kühlschrank sollte an einem kühlen Ort mit ausreichend Abstand zur Wand stehen, Lüftungsschlitze auf der Oberseite frei bleiben, das Gefrierfach regelmäßig abgetaut werden. Die Spülmaschine im Sparprogramm und nur voll beladen zu starten, spart nach Berechnungen des World Wildlife Funds im Jahr durchschnittlich 80 kg CO2 und 35 Euro. Stoßlüften für wenige Minuten statt eines dauerhaft gekippten Fensters in der kalten Jahreszeit bringt noch einmal 610 kg und 80 Euro jährliche Ersparnis, das Absenken der Raumtemperatur um nur ein Grad 450 kg und 35 Euro.

Seit der Öffnung des Strommarktes im Jahr 1998 haben sich zunehmend mehr Händler von Ökostrom etabliert, sodass der Wechsel dorthin heutzutage nicht mehr mit höheren Kosten verbunden sein muss. Kunden sollten darauf achten, dass der grüne Strom von einem zertifizierten Anbieter kommt. Der Verein EnergieVision vergibt das ok-power-Siegel, das führende Gütesiegel für Ökostromprodukte in Deutschland. Daneben zertifizieren auch der TÜV Süd und der TÜV Nord die Anbieter von Strom aus regenerativen Quellen.

Nachhaltig fortbewegen

Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Mobilität der Apotheke und ihrer Mitarbeiter. Für den Botendienst nutzen die meisten Apotheken ein Auto, einige Apotheker haben bereits auf die Variante mit Elektromotor umgestellt. Das bringt zumindest für die Luftqualität in den Städten einen Vorteil, macht aber erst richtig Sinn, wenn es auch mit grünem Strom betankt werden kann. Solange aus der Steckdose noch Strom aus dem Kohle- oder Atomkraftwerk fließt, ist der Effekt auf die Umwelt gering.

Viele Apotheker haben auch E-Bikes und Lastenräder für den Botendienst angeschafft. Das ist eine gute Investition, wenn die meisten Kunden in einem Umkreis von nur wenigen Kilometern beliefert werden sollen. Entsprechend der Apothekenbetriebsordnung muss die Apotheke bei der Auslieferung von Arzneimitteln dafür sorgen, dass die geltenden Temperaturbedingungen eingehalten werden. Wie auch für den Großhandel gelten die Good Distribution Practice-Leitlinien der EU. Eine Kühlbox auf dem Rad, die das gewährleistet, ist deshalb ein absolutes Muss.

Für Apotheken, die ihren Botendienst stark ausgebaut haben, lohnt sich eine Software, die die Touren optimiert und so Zeit und Ressourcen spart. Neben den Programmen der Anbieter für Apothekensoftware gibt es auch unabhängige Programme mit Schnittstellen zu Kassensystem und Warenwirtschaft.

Neben dem Fuhrpark der Apotheke spielt auch die Mobilität der Mitarbeiter eine Rolle für die Ökobilanz der Apotheke. Während es in den Städten oft einfach ist, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zu fahren, bleibt den Mitarbeitern in ländlichen Gebieten oft nichts anderes übrig, als das Auto für den Arbeitsweg zu nutzen. In vielen Gegenden fehlen ein gut abgestimmter Nahverkehr und ausgebaute Radwege. Da ist es sinnvoll, über Fahrgemeinschaften nachzudenken und die Dienstpläne der Mitarbeiter entsprechend zu gestalten.

Ressourcen schonen

Neben Strom und Kraftstoff verbrauchen Apotheken noch jede Menge anderer Ressourcen. Ein effizienter Einsatz ist ökologisch sinnvoll und senkt die Kosten für die Apotheke. Die im Jahr 2020 in Kraft gesetzte Bonpflicht hat zu einer Papierflut geführt, die die Apotheken ein wenig eindämmen können, wenn sie ihren Kunden die Bons digital ausgeben. Selbst das Bundesumweltamt räumt ein, dass die Bonpflicht ökologisch bedenklich ist. Die meisten Bonrollen enthalten Bisphenol S, nachdem im Jahr 2020 der Zusatz des bis dahin üblichen Bisphenol A wegen seiner Toxizität verboten wurde. Forscher haben bereits im Jahr 2018 davor gewarnt, dass auch Bisphenol S im Tierexperiment eine Hormonwirkung zeigt. Eine Firma aus dem Schwarzwald bietet ein farbentwicklerfreies Thermopapier für Bons und Etiketten an. Viele Supermärkte und auch Apotheken haben bereits auf die blauen Bons umgestellt.

Umweltbewusste Apotheken benutzen für Drucker und Kopierer Recyclingpapier und drucken beidseitig. Auch bereits einseitig bedrucktes Papier ergibt noch Schmierzettel oder kann auf der Rückseite mit internen Inhalten bedruckt werden. Klammerfreie Tacker haben neben dem Umwelteffekt den Vorteil, dass nie wieder die Heftklammern ausgehen.

Die Umstellung auf ein papierloses Büro hat in vielen Apotheken bereits begonnen. Steuerbüros und Großhändler bieten Dokumente in elektronischer Form an. Grundvoraussetzung ist selbstverständlich eine konsequente Datensicherung. Doch auch das papierlose Büro verbraucht noch Ressourcen. Für die Herstellung elektronischer Speichermedien sind Energie und Rohstoffe erforderlich, die Computer selbst verbrauchen Energie und auch die zentralen Server, deren Anzahl immer weiter zunimmt. Die Speicherung von 250 Gigabyte verbraucht pro Jahr 66 kWh und erzeugt 31 kg CO2. Nicht mehr benötigte Daten, E-Mails oder Fotos sollten deshalb dauerhaft gelöscht werden.

Die Lockdowns der letzten beiden Jahre haben die Entwicklung der digitalen Kommunikation extrem beschleunigt. Online-Fortbildungen sind beliebter denn je, denn sie sparen Fahrzeit und -Kilometer. Sie hinterlassen aber auch einen CO2-Fußabdruck. Das Öko-Institut e. V. schätzt jedoch ein, dass Videokonferenzen, die lange Dienstreisen unnötig machen, in erheblichem Umfang zur Einsparung von Treibhausgas-Emissionen beitragen. Der täglichen Werbeflut kann man begegnen, indem man unerwünschte Sendungen zurückschickt und Hochglanzprospekte, Werbeflyer und sinnlose (Plastik!-) Zugaben beim Vertreter direkt ablehnt.

Labor und Offizin checken

Potenzial für Einsparungen steckt auch in Labor und Rezeptur. Jede Apotheke achtet sicher bereits darauf, Ausgangssubstanzen in praxisnahen Packungsgrößen zu bestellen, um zu vermeiden, dass verfallene Stoffe entsorgt werden müssen. Mitunter müssen jedoch Substanzen für eine einzige Rezeptur geordert werden, die nur in größeren Packungen erhältlich sind. In einem solchen Fall hat jedoch der Kontrahierungszwang Vorfahrt.

Erfahrene Rezeptare achten darauf, dass keine Substanzreste an den Gerätschaften verbleiben und beim Spülen ins Abwasser gelangen. Die Fantaschale vor dem Abwaschen mit Recycling-Toilettenpapier statt gebleichtem Zellstoff auszuwischen, ist noch ein zusätzlicher kleiner Beitrag für die Umwelt. Für das Labor gelten die gleichen Regeln für umweltfreundliches Arbeiten. PTA und Apotheker können hier gemeinsam überlegen, wie sie den Einsatz von Gefahrstoffen minimieren können. Die Prüfvorschriften lassen zum Teil einen gewissen Spielraum bei der Auswahl der Verfahren zu. Eine sehr nachhaltige, allerdings auch sehr teure Möglichkeit ist der Einsatz der NIR-Spektroskopie, der den Gebrauch von Reagenzien auf ein Minimum reduziert. Manche Apotheken nutzen die kostenintensiven Geräte bereits gemeinsam.

Auch in der Offizin ist ein Beitrag zur Nachhaltigkeit möglich. Die Plastiktüte gehört per Gesetz zum Glück der Vergangenheit an. Bei der Auswahl der Papiertüten kann der Einkauf umweltgerecht produzierten Verpackungen den Vorzug geben. Kosmetikprodukte, die durch ihren Gehalt an Mikroplastik oder umwelttoxischen Chemikalien die Umwelt schädigen, sollte eine nachhaltig denkende Apotheke aus dem Sortiment nehmen. Fast immer gibt es dafür unbedenklichere Alternativen, für die man letztlich auch die Kunden begeistern kann. Eine gute Orientierung bieten die App ToxFox und die digitale Broschüre »Der Kosmetik-Check« des »Bund für Umwelt und Naturschutz« (BUND).

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