So werden die Dritten perfekt gepflegt |
Wer seine Dritten gründlich pflegt, kann bedenkenlos aus vollem Herzen lachen. / Foto: Getty Images/Flashpop
»Künstliche Zähne bedürfen genauso der Pflege wie die eigenen«, sagt Dr. Gabriel Kreuzer, Zahnarzt aus Offenbach, im Gespräch mit PTA-Forum. Denn auch an Prothesen können Beläge haften bleiben und zum einen zu Verfärbungen sowie zum anderen zu Karies und Parodontitis an den noch verbliebenen eigenen Zähnen führen. Verhärten sich die Beläge zu Zahnstein, kann das den festen Sitz und das einfache Herausnehmen von Teilprothesen beeinträchtigen. Und auch Mundgeruch kann das unangenehme Ergebnis ungenügender Pflege der dritten Zähne sein. Für Kreuzer ganz wichtig: »Neben der Prothese gilt es deshalb, auch die Schleimhautoberfläche im Mund mit einer Zahnbürste und eventuell die Zunge mit einem Zungenreiniger zu säubern.«
Den Eindruck, den die Werbung vermittelt, dass es mit einer Sprudeltablette im Wasserglas zur Reinigung getan ist, entspricht nicht der Realität. »Die zehn Minuten, in denen es sprudelt, sind schnell vorbei, und dann passiert nichts mehr. Das Entscheidende ist die mechanische Reinigung mit einer Bürste. Die Sprudeltablette kann die mehrmals tägliche Pflege höchstens ergänzen«, informiert der Zahnarzt.
Kreuzer empfiehlt zur Reinigung des Zahnersatz spezielle Prothesenbürsten. Diese haben zwei unterschiedlich große Bürstenköpfe. Mit dem kleineren lassen sich kleine abgelegenere Stellen gut erreichen und der größere Kopf erleichtert das großflächige Putzen. »Die Prothesenbürsten sind etwas gröber im Aufbau. Sie liegen besonders für ältere, von Arthrose-geplagten Senioren besser in der Hand«, weiß Kreuzer.
Wie sieht es mit Zahnpasta als Putzhilfe aus? »Für gewöhnlich wird empfohlen, dem Waschwasser einen Spritzer pH-neutrale Seifenlösung zuzufügen. Aber auch gegen Zahncreme, die keine abrasiven Substanzen enthält, ist nichts einzuwenden. Zahncremes, die dafür ausgelobt werden, Nikotin und andere Beläge von den Zähnen herunterzubürsten, sind dagegen nicht für die Prothesenreinigung geeignet. Deren Schleifpartikel würden die Oberfläche der Prothese angreifen.« Eine gewöhnliche Zahnpasta enthält laut Kreuzer keine Abrasiva. Und Antiraucher-Zahncremes eigneten sich laut Kreuzer auch nicht zur täglichen Anwendung, »weil sie gerade im Bereich des Zahnhalses, also dort, wo der Schmelz endet, in Kombination mit der falschen Putztechnik Schäden setzen können«.
Ein Handtuch ins Waschbecken legen beim Putzen vermindert die Bruchgefahr, wenn einem die nasse Prothese aus der Hand fällt. / Foto: Adobe Stock/nemo1963
Beim Putzen ist darauf zu achten, dass die Prothese keinen Schaden nimmt. Gerade älteren Nutzern falle die nasse Prothese gerne mal aus der Hand, erzählt Kreuzer. »Mit einer Wasser gefüllten Schale oder einem kleinen Handtuch im Waschbecken ist man dann auf der sicheren Seite. Das mindert die Bruchgefahr.«
Könnten Ultraschallbäder, die zur Reinigung von Schmuck, Brillen oder Hörgeräten angeboten werden, bei der Prothesenpflege behilflich sein? Zwar würden Ultraschallbäder für den Hausgebrauch Beläge recht gut aufweichen und sie griffen auch den Kunststoff der Prothese nicht an, so Kreuzer. »Doch die mechanische Reinigung mit der Bürste ist durch nichts zu ersetzen. Wir Menschen neigen dazu, Dinge gerne der Technik zu überlassen. Aber auch die elektrische Zahnbürste ist nur so gut wie der Anwender. Das gilt auch für die Reinigung der dritten Zähne.« Die Reinigungsleistung der Geräte für den Hausgebrauch komme meist nicht an die von Profi-Geräten im Zahnlabor heran, so Kreuzer.
Der Fachmann empfiehlt, sich ein immer gleiches Putzritual anzueignen. »Wer immer in der gleichen Reihenfolge putzt, vergisst nichts so schnell. Also etwa erst den Zahnkranz von außen, dann von innen, gefolgt von der Kaufläche und am Ende die Prothesenbasis. Nur zu oft ist man schneller fertig, als man eigentlich sollte.« Laut Kreuzer ist es besonders die Prothesenbasis, an der sich Bakterien und Pilze wie Candida albicans bevorzugt ansiedeln.
Am besten reinigt man den Zahnersatz mindestens zweimal täglich. Idealerweise spült man ihn zusätzlich nach jeder Mahlzeit kurz unter fließendem Wasser ab. Ob man die Prothese nachts herausnimmt oder nicht, ist Geschmackssache. Wer nachts die Prothese nicht herausnimmt, gewöhnt sich schneller an das Tragegefühl. Aber laut Kreuzer ist auch nichts dagegen zu sagen, wenn man die Prothese nachts herausnimmt. »Man geht ja auch nicht mit Schuhen ins Bett. Wichtig ist aber nach dem Herausnehmen die ordentliche Reinigung.«
Bisweilen ist dem Zahnersatzträger der Besuch des Zahnarztes anzuraten, etwa wenn er das Gefühl hat, dass die Prothese nicht mehr richtig sitzt. Haftcreme und Haftpulver oder auch pflanzliche, schmerzstillende Zubereitungen in Form von Pasten, Pinselungen oder Mundspülungen sind dann nur eine Zwischenlösung. »Wenn Entzündungen nicht nach etwa einer Woche abgeklungen sind, ist der Zahnarzt aufzusuchen«, rät Kreuzer. Der Zahnmediziner kann dann etwa scharfkantige Ränder abschleifen oder die Prothese unterfüttern, um sie an die sich verändernden Kieferkammverhältnisse anzupassen. »Ziel unserer Bemühungen ist es, dass der Prothesenträger nichts von seinen künstlichen Zähnen merkt.«