So werden Sie zum Wunsch-Mitarbeiter |
Ein gutes Miteinander im Team steigert das Betriebsklima und sorgt auf Dauer für mehr Freude am Arbeitsplatz. / Foto: Getty Images/SDI Productions
Bei der Auswahl und Beurteilung von Mitarbeitern ist die fachliche Kompetenz natürlich immer ein wichtiges Kriterium. Persönliche Eigenschaften des Mitarbeiters sind für Apothekeninhaber aber oft mindestens genauso wichtig. Während die fachliche Qualifikation bei Bedarf durch Aus- und Fortbildungsmaßnahmen gezielt verbessert werden kann, ist die Persönlichkeit eines Erwachsenen weitgehend vorgegeben. Charaktereigenschaften können nicht mehr oder nur noch minimal beeinflusst werden. Ob ein Mensch eher Einzelgänger oder Teamplayer, introvertiert oder extrovertiert, einfühlsam oder rücksichtslos ist, ändert sich meist nicht mehr entscheidend. Für Chefs sind daher diejenigen Eigenschaften besonders interessant, die für eine erfolgreiche Arbeit im Apothekenteam bedeutsam sind.
Jede PTA sollte sich dauerhaft um eine möglichst hohe und stets aktuelle Fach- und Beratungskompetenz bemühen. Das Erstellen eines individuellen Fortbildungsplans kann hierbei unterstützen: Welche Fachzeitschriften lesen Sie regelmäßig, um auf dem Laufenden zu bleiben? Welche Fachbücher werden Sie in den kommenden Monaten lesen, um Ihr Wissen zu erweitern? Welche Seminare werden Sie zu Ihrer Fortbildung besuchen? Die systematische Weiterentwicklung des eigenen Wissens verbessert zudem nicht nur die eigene fachliche Kompetenz, sondern erhöht meist auch die Freude an der beruflichen Tätigkeit, weil man sich sicherer fühlt und positive Rückmeldungen von Chefs, Kollegen und Kunden erhält.
Für viele Chefs ist die Teamfähigkeit von Mitarbeitern eine besonders wichtige Eigenschaft. Bemühen Sie sich daher um ein gutes persönliches Verhältnis zu allen Kollegen. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sollten selbstverständlich sein, ebenso wie Absprachen immer gewissenhaft einzuhalten. Kollegen sollten sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten gegenseitig unterstützen, auch ohne dass man ausdrücklich darum bitten muss. Dazu gehört zum Beispiel einem erkennbar überlasteten Kollegen eine Aufgabe abnehmen oder einen Kunden übernehmen, zu dem der Kollege keinen guten Draht hat. Wer stets versucht, sich vor zusätzlichen Aufgaben zu drücken, Pausenzeiten überzieht, bei voller Offizin unter einem Vorwand aus dem HV verschwindet oder immer bemüht ist, sich frühzeitig die besten Urlaubs- und Arbeitszeiten zu sichern, zieht schnell den Unmut von Chefs und Kollegen auf sich.
Reden Sie niemals schlecht oder abfällig über abwesende Kollegen und plaudern Sie niemals Dinge aus, die man Ihnen »im Vertrauen« erzählt hat. Der Gesprächspartner wird sonst unweigerlich davon ausgehen, dass in seiner Abwesenheit genauso über ihn »hergezogen« wird. Auch Scherze oder Witze auf Kosten von Kollegen kommen bei dem Betreffenden nicht immer gut an.
Es kann immer wieder vorkommen, dass Mitarbeiter einmalige Sonderaufgaben übernehmen müssen, die eigentlich nicht zu ihrem persönlichen Aufgabengebiet gehören oder die nur durch Überstunden bewältigt werden können. Chefs schätzen Mitarbeiter, die in solchen Situationen bereit sind, die zusätzliche Arbeit zu übernehmen, ohne sofort nach einer Gegenleistung zu fragen. Und wer als Chef technische oder organisatorische Veränderungen in der Apotheke für erforderlich hält, freut sich natürlich über jeden Mitarbeiter, der diesen Veränderungen aufgeschlossen gegenübersteht und bereit ist, seine bisherige Arbeitsweise entsprechend anzupassen.
Eigeninitiative und »Mitdenken« nimmt bei vielen Chefs ebenfalls einen wichtigen Platz ein. Jeder Chef freut sich über Mitarbeiter, die Verbesserungsmöglichkeiten in der Apotheke erkennen und umsetzen. Wenn Ideen zu finanziellen Vorteilen für die Apotheke wie Zusatzumsätzen oder neuen Kunden führen, so werden diese Vorschläge bei jedem Chef vermutlich sofort auf offene Ohren treffen. Wenn neue Vorschläge dagegen mit zusätzlichen Kosten verbunden sind, so muss für den Apothekeninhaber zumindest erkennbar sein, dass trotz dieser Kosten die Vorteile überwiegen. Beispielsweise weil die neue Idee die Zufriedenheit am Arbeitsplatz erhöht, das Betriebsklima verbessert oder Abläufe vereinfacht.
Neben einer guten fachlichen Beratung ist für jeden Apotheker natürlich der freundliche Umgang mit Kunden ein wichtiger Punkt. Im HV wie auch im Backoffice beispielsweise am Telefon ist es hilfreich, sich in die Situation des Kunden mit seinen körperlichen Beschwerden und seinen Ängsten hineinzuversetzen. Aufmerksames Zuhören, falls möglich mit Blickkontakt, eine mitfühlende oder beruhigende Bemerkung, ein paar aufmunternde Worte oder ein optimistisches Lächeln vermitteln dem Kunden trotz seiner Beschwerden ein positives Gefühl. Erklären Sie die Anwendung der Medikamente in allgemeinverständlichen Worten und vermeiden Sie Fachbegriffe, die für pharmazeutische Laien unverständlich sind.
Ein gepflegtes Erscheinungsbild gerade im HV ist ein Muss. Auch wenn es oft heißt, man solle Menschen nicht nach ihrem Äußeren beurteilen, so tun es viele doch unbewusst und instinktiv – sowohl Kunden als auch der Vorgesetzte. Deshalb gilt der Grundsatz eines gepflegten Äußeren auch für die Kleidung, mit der Sie in die Apotheke oder zur abendlichen Teambesprechung kommen. Achten Sie stets auf eine gepflegte und typgerechte Kleidung. Zu einem gepflegten Erscheinungsbild gehören selbstverständlich auch ein passender Haarschnitt, gepflegte Hände und ein dezentes Make-up. Ein Tabu sind fettige Haare, schmutzige Fingernägel, Schweißflecken, Schweißgeruch, Mundgeruch und aufdringliche Parfüms. Auch ungeputzte Schuhe und schiefgetretene Absätze sind ein No-Go.
Mitarbeiter sollten berechtigte Kritik ihres Chefs sachlich und konstruktiv annehmen, statt beleidigt zu reagieren. Gestehen Sie ein, wenn Sie sich geirrt haben. Die Aussage »Sie haben Recht, da habe ich mich wirklich geirrt« erzeugt eher Sympathie, als der Versuch, Fehler und Schwächen abzustreiten oder zu kaschieren. Wer behauptet, nie Fehler zu machen oder wer den Anschein erwecken möchte, in jeder Beziehung perfekt zu sein, wirkt auf Chefs und Kollegen oft unnahbar. Chefs schätzen Mitarbeiter, die Fehler nicht vertuschen sondern dafür sorgen, dass derselbe Fehler nicht erneut auftreten kann.
Am Arbeitsplatz treffen oft verschiedene Meinungen aufeinander. Chefs achten Mitarbeiter, die in solchen Fällen ihren Standpunkt ruhig und sachlich vertreten und auch vor einer kontroversen Diskussion nicht zurückschrecken. Wer seine Meinung in angemessener Weise vertritt, den respektieren Vorgesetzte eher als einen Mitarbeiter, der entweder überhaupt keine eigene Meinung hat, seine Meinung aus Angst vor Widerspruch zurückhält oder anderen nach dem Mund redet. Wenn die eigene Sichtweise nicht belehrend oder überheblich vorgetragen wird, leidet auch das zwischenmenschliche Verhältnis zu den Kollegen nicht unter der unterschiedlichen Meinung. Hier gilt der Grundsatz: der Ton macht die Musik.
Beurteilen Sie sich abschließend doch einmal selbstkritisch aus der Perspektive eines Apothekeninhabers oder Filialleiters. Wie würden Sie in diesem Fall Ihr Fachwissen, Ihren Arbeitseinsatz und Ihr Verhalten gegenüber Kollegen und Kunden bewerten? Fragen Sie sich: »Wie würde es mir als Apothekeninhaber gefallen, eine Mitarbeiterin wie mich zu haben?« Wenn Ihre Antwort positiv ausfällt, so haben Sie in der Vergangenheit vermutlich alles richtig gemacht. Anderenfalls erkennen Sie vielleicht Ansatzpunkte für künftige Verbesserungen.