So wichtig ist Schlaf fürs Lernen |
Schlafen kann in stressigen Lernphasen nicht durch bloßes Ausruhen ersetzt werden. Doch anders als hier, sollten Betroffen nicht am Schreibtisch nächtigen. / Foto: Adobe Stock/ lev dolgachov
Schon lange ist bekannt, dass Schlaf für eine optimale kognitive Leistung am Tag essentiell ist. Strittig war bislang allerdings, ob dies vor allem darauf zurückzuführen ist, dass das Gehirn im Schlaf keine neuen Reize verarbeiten muss oder ob aktive neuronale Prozesse unwichtige Informationen und Verbindungen im Gehirn schwächen. Um dieser Frage auf den Grund zugehen, führte das Team um Professor Dr. Christoph Nissen ein visuelles Lernexperiment durch. Darin kamen sie zu dem Schluss, dass Schlaf möglicherweise mehr ist als ein Zustand reduzierter Reizinterferenz und dass im Schlaf aktive neuronale Prozess ablaufen, die die Leistungsfähigkeit wiederherstellen. Ihre Erkenntnisse veröffentlichten sie Anfang Januar im Fachjournal »Sleep«.
In dem Experiment übten alle der 66 Teilnehmer zunächst, bestimmte Muster zu unterscheiden. Im Anschluss war eine Gruppe wach und sah dabei Videos oder spielte Tischtennis. Eine weitere Gruppe schlief für eine Stunde und eine dritte Gruppe blieb wach, war jedoch in einem abgedunkelten Raum ohne äußere Reize und unter kontrollierten Schlaflaborbedingungen. Im Ergebnis wurde kein Unterschied zwischen passivem und aktivem Wachsein beobachtet. Jedoch schnitt die Gruppe, die geschlafen hatte, deutlich besser ab als die Gruppe, die wach und aktiv war. Auch die passiv-wache Gruppe konnte sie übertreffen.
Der erholsame Effekt des Schlafes korrelierte außerdem mit einer typischen Tiefschlafaktivität des Gehirns, dem sogenannten Non-REM-Schlaf, von dem angenommen wird, das er eine wichtige Funktion für die Verknüpfungsstärke von Nervenzellen hat. Laut Studienautoren deutet dies darauf hin, dass während des Schlafens die die Hirnleistung durch aktive Verfeinerung der kortikalen Plastizität wiederhergestellt wird.
»Schlaf ist für die Erholung des Gehirns unersetzlich. Er lässt sich für eine Leistungsverbesserung nicht durch Ruhephasen ersetzen. Das zeigen wir in dieser Studie erstmals eindeutig. Der Zustand des Gehirns während des Schlafs ist einmalig«, äußert sich Nissen in einer aktuellen Pressemitteilung des Universitätsklinikums Freiburg. Bereits in früheren Studien konnten Nissen und sein Team zeigen, dass Schlaf eine Doppelfunktion für das Gehirn hat: Nicht benötigte Verbindungen werden geschwächt und relevante Verbindungen gestärkt.
In der Pressmitteilung heißt es abschließend: Die aktuellen Ergebnisse würden Schlüsse für intensive Lernphase wie das Abitur oder Prüfungsabschlüsse zulassen und deutlich zeigen, dass Schlaf in Phasen hoher Leistungsanforderungen in Beruf oder Alltag nicht durch Ruhe ersetzt werden kann.