So wird Rosazea behandelt |
Rosazea kann sehr belastend sein, da die Haut im Gesicht betroffen ist. / Foto: Getty Images/Andrey Popov
Rosazea als chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die meist das Gesicht und hier vor allem Wangen und Nase, mitunter auch Stirn und Kinn betrifft, ist laut Leitlinie vor allem bei Erwachsenen des mittleren Lebensalters mit hellem Hauttyp zu beobachten. Zur Epidemiologie existieren kaum belastbare Daten. Eine deutsche Studie aus dem Jahr 2016 habe eine Prävalenz von circa 12 Prozent ergeben. Eine okuläre, also die Augen betreffende Rosazea werde in etwa 50 Prozent der Rosazea-Patienten beobachtet.
Pathophysiologisch spielen bei der Rosazea sowohl genetische Faktoren als auch Umwelteinflüsse eine Rolle. Als wichtige Trigger werden auch Barrierefunktionsstörungen der Oberhaut (Epidermis) unter Beteiligung von Enzymen (Proteasen), antimikrobiellen Peptiden (AMP) und pH-Wert-Änderungen sowie Demodex-Milben oder das Small-Intestinal-Bacterial-Overgrowth(SIBO)-Syndrom diskutiert. Nicht zuletzt wird die Veränderung von bestimmten, in Zellen befindlichen Inflammasomen als Ursache vermutet, da hierdurch Entzündungsprozesse forciert werden. Inflammasome sind Multiproteinkomplexe des angeborenen Immunsystems.
So wie die genauen Pathomechanismen sind auch die genauen Wirkmechanismen der eingesetzten Arzneimittel weitgehend unbekannt. Das als Antibiotikum bekannte Metronidazol soll Stoffwechselwege hemmen, die die für Rosazea typischen Schäden des dermalen Elastins und Collagens zur Folge haben. Es wirkt wahrscheinlich nicht nur antiinflammatorisch, immunsupprimierend und antioxidativ, sondern auch antiparasitär.
Die auch bei Akne eingesetzte Azelainsäure soll unter anderem über falsch konstruierte Cathelicidin-Signalwege einen positiven Einfluss auf die Rosazea nehmen. Cathelicidine sind antimikrobielle Peptide, die vom Körper selbst gebildet werden. Das ebenfalls in der Akne-Therapie eingesetzte Isotretinoin scheint gleichermaßen Cathelicidine zu hemmen.
Das Insektizid Ivermectin scheint die bei Rosazea-Patienten oftmals erhöhte Dichte von Demodex-Milben und so auch kutane Inflammationen zu vermindern. Dem Betablocker Carvedilol werden wie Brimonidin und Oxymetazolin gefäßverengende Wirkungen zugeschrieben. Mit Blick auf niedrigdosiertes Doxycyclin scheint weniger die antibiotische, als vielmehr die antiinflammatorische Wirkung eine Rolle zu spielen.
Ob gefäßverengend, entzündungshemmend oder antimikrobiell: Gleichermaßen, so die beteiligten Experten mit hundertprozentigem Konsens, haben in der topischen Behandlung der Rosazea Metronidazol, Azelainsäure und Ivermectin ihre Berechtigung. Rein symptomatisch kommen bei andauernden Rötungen im Gesicht (Erytheme, Rosacea erythematosa) gefäßverengende Wirkstoffe zum Einsatz: Dafür wird in der Leitlinie Brimonidin (0,33-prozentiges Gel) empfohlen, off label zudem Oxymetazolin als 1-prozentige Creme.
Ist bei therapieresistenten und schweren Formen der durch Papeln und Pusteln gekennzeichneten Rosacea papulopustulosa eine systemische Therapie unumgänglich, so ist laut Leitlinie niedrigdosiertes Doxycyclin Mittel der ersten Wahl. Auch niedrig dosiertes Isotretinoin (0,1–0,3 mg/kg Körpergewicht) sei eine Option. Bei persistierendem Erythem und Flush-Symptomatik könne auch Carvedilol, ein Beta-Blocker, herangezogen werden.
In der Therapie anderer, jedoch gleichermaßen schwerer, therapieresistenter Erscheinungsformen der Rosazea, zum Beispiel Rosacea conglobata oder Rosacea fulminans, könne die Kombination von niedrig dosiertem Doxycyclin und topischen Zubereitungen mit Ivermectin, Metronidazol oder Azelainsäure ins Auge gefasst werden.
Bei Patienten mit Rosazea-bedingten erweiterten oberflächlichen Blutgefäßen (Teleangiektasien) und Erythemen komme als ergänzende Therapieoption oder Therapiealternative eine Lasertherapie oder aber eine Therapie mit einer intensiven gepulsten Lichtquelle (IPL) in Frage. Zur Behandlung eines Rhinophyms könnten sich die ablative Lasertherapie mit CO2- oder Er:YAG-Laser beziehungsweise die operative Korrektur von Phymen mittels Dermabrasion oder Dermashaving als sinnvoll erweisen.
Die Indikation zur Therapie der okulären Rosazea werde zumeist ohne Bezug zur Hautbeteiligung, jedoch abhängig vom Grad der Ausprägung getroffen, so die beteiligten Spezialisten und Fachgesellschaften. Gegebenenfalls könnten zur topischen Behandlung der entzündlichen Veränderungen der Augenoberfläche Ciclosporin-Augentropfen (antiinflammatorisch) und Azithromycin angezeigt sein. Auch könne sich topisches Ivermectin oder Metronidazol bei Aufbringen auf die Lider als beschwerdelindernd erweisen. In schweren Fällen könne auch hier die systemische Gabe von Doxycyclin oder Azithromycin sowie andere Makroliden notwendig werden.
Ob Haut oder Augen: Immer seien psychosoziale Aspekte der Rosazea wie Einschränkung der Lebensqualität, Depressionen und Angst sowie insbesondere soziale Phobien und Stigmatisierungsgefühle zu berücksichtigen und als Behandlungsindikation für die Rosazea mit einzubeziehen.
Stichwort »allgemeine Maßnahmen«: Es gilt, Haut und Augen vor UV-Exposition zu schützen – einerseits durch Meiden der direkten Sonne, andererseits durch Tragen von Kopfbedeckungen und Sonnenbrillen sowie Anwendung von Breitspektrum-Sonnenschutzmitteln, die sowohl vor UV-A- als auch UV-B-Strahlen schützen. Auch Lebensmittel wie Alkohol, scharfe und heiße Speisen oder Getränke, die zu einer Gefäßerweiterung führen können, sind laut Leitlinie zu umgehen. Gleiches gelte für Hitze und starke Kälte.
Für den Therapieerfolg gleichermaßen bedeutsam sei die schonende Reinigung der Haut mit lauwarmem Wasser oder pH-hautneutralen Syndets mit anschließendem Trockentupfen. Unbedingt seien bei der Reinigung Irritations- und Provokationsfaktoren wie starkes Reiben, Peelings und durchblutungsfördernde oder adstringierende Stoffe zu meiden. Zu bevorzugen seien leichte und hydrophile sowie keinesfalls reizende Hautpflegepräparate und (dekorative) Kosmetika, wobei zu berücksichtigen sei, dass gerade Letztere hilfreich sein können, da sie zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen können.