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Richtig cremen

Sommer, Sonne, Schutz

Sonnenlicht kann der Haut ganz schön zusetzen. Um Sonnenbrand und langfristigen Folgen vorzubeugen, ist die Wahl des richtigen Sonnenschutzes das A und O. Die große Präparate-Vielfalt kann den Anwender jedoch schnell überfordern. Hier gilt es, kompetent zu beraten.
Michelle Haß
24.07.2020  14:30 Uhr

UV-Strahlung ist einer der Hauptrisikofaktoren für die Entstehung von Hautkrebs. Laut Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) erkranken jährlich derzeit mehr als 35.000 Deutsche an schwarzem Hautkrebs. »Damit es erst gar nicht dazu kommt, sollten wir uns unbedingt vor zu viel Sonneneinstrahlung schützen«, betonte das BVDD-Vorstandsmitglied Dr. Ralph von Kiedrowski kürzlich in einer Pressemitteilung anlässlich des Tags des Sonnenschutzes.

Lange Zeit galt vor allem die energiereiche UV-B-Strahlung als krebserzeugend. Inzwischen sind sich Experten einig, dass auch UV-A-Strahlung indirekt an der Entstehung von Hautkrebs beteiligt ist. UV-B-Strahlung dringt nur bis in die obersten Hautschichten (Epidermis) ein und ruft dort sowohl die erwünschte Hautbräune als auch Sonnenbrand hervor. UV-A-Strahlung verursacht zwar keinen Sonnenbrand, gelangt jedoch in tiefere Hautschichten (Dermis), wo sie unter anderem die Immunzellen der Haut, die so genannten Langerhans Zellen, schädigt. In Folge können diese ihre Funktionen nur noch eingeschränkt wahrnehmen, das lokale Immunsystem ist gestört und Entartungen können nicht mehr effektiv bekämpft werden. Daneben wird UV-A-Strahlung für Alterungsprozesse und Hautreaktionen wie Mallorca Akne oder polymorphe Lichtdermatosen verantwortlich gemacht.

Gut gefiltert

Sonnenschutzmittel halten mit chemischen oder physikalischen Filtern die UV-Strahlung von der Haut fern. Physikalische Filter, auch mineralische Filter genannt, sind feinste Pigmente aus Titan- oder Zinkoxid. Diese legen sich wie ein Schutzmantel auf die Haut und reflektieren so das Sonnenlicht. Die kleinen Teilchen sind jedoch auf der Haut sichtbar (»Weißeffekt«), was viele Anwender stört – auch wenn dies eine gute Auftragskontrolle ermöglicht. Um den Weißeffekt zu mindern, setzen viele Hersteller inzwischen auf möglichst kleine Partikel, so genannte Nanopartikel.

Doch auch an Nanopartikeln entzünden sich Diskussionen. Zum einen wird ihnen eine umweltschädliche Wirkung nachgesagt und zum anderen ist bisher noch nicht ausreichend geklärt, wie sie auf den Körper wirken. Deshalb lehnen einige Verbraucher sie vollständig ab. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geht davon aus, dass nach derzeitigem Stand des Wissens Nanopartikel nicht durch die gesunde menschliche Haut dringen und darüber eine systemische Wirkung hervorrufen können.

Chemische Filter sind in der Regel Derivate von Salicyl- oder Zimtsäuren. Strukturell-chemisch gesehen enthalten sie Doppelbindungen, die die UV-Strahlung absorbieren und meist in Wärme umwandeln. Chemische Filter diffundieren nach dem Auftragen tiefer in die Haut, weshalb Verbraucher sie mindestens 30 Minuten vor dem Sonnenbaden auftragen sollten. Ansonsten ist kein ausreichender Sonnenschutz gewährleistet. Je nach Substanz schützen chemische Filter nur vor einem bestimmten Spektrum des UV-Lichts. Daher werden sie in Sonnenschutzpräparaten häufig kombiniert. So genannte Breitband-Filter schützen sowohl vor UV-A- als auch vor UV-B-Strahlung.

Einige Wissenschaftler warnen, dass bestimmte chemische Filter wie Octocrylen oder Homosalat möglicherweise hormonaktiv sind. Die Datenlage ist jedoch nicht eindeutig, und Experten sind sich uneinig darüber, wie kritisch diese Substanzen zu bewerten sind. Zudem ist die Diskussion regelmäßig Gegenstand in Verbrauchermagazinen. Aktuell hat die Zeitschrift »Öko-Test« Sonnencremes für Babys und Kinder geprüft. Dabei stellten sie fest, dass acht der 21 geprüften Produkte kritische UV-Filter enthielten. Vorsichtshalber kann das Apothekenpersonal bei Schwangeren, Babys oder Kindern Sonnenschutz mit anderen chemischen oder nur mit mineralischen Filtern (zum Beispiel Avène Mineralische Sonnencreme, Eucerin Kids Micropigment Sun Lotion 30) empfehlen.

Chemische Filter sind außerdem immer wieder wegen ihrer Auswirkungen auf die Weltmeere in der Kritik. Vor allem Oxybenzon und Octocrylen wird zur Last gelegt, möglicherweise das Korallenbleichen voranzutreiben. Um dem entgegenzusteuern, verabschiedete der US-Bundesstaat Hawaii 2018 ein Gesetz, wonach Oxybenzone und Octinoxate in Sonnenschutzmitteln ab 1. Januar 2021 verboten sind. Einige Apothekenmarken wie Eucerin, La Roche-Possay, Avène, Dermasence und Caudalie verzichten auf solche Inhaltsstoffe.

Eigenschutz beachten

Eines der wichtigsten Auswahlkriterien beim richtigen Sonnenschutz ist der Lichtschutzfaktor (LSF). Dieser gibt an, um welchen Faktor der Eigenschutz der Haut verlängert wird, also um wie viel länger sich eine Person der Sonne aussetzen kann, ohne dass eine Hautreaktion auftritt. Je nach Hauttyp liegt der Eigenschutz der Haut zwischen 5 bis 10 Minuten bei sehr hellen, meist rothaarigen Typen und bei circa 30 Minuten bei dunklen Hauttypen. Verbraucher sollten den passenden LSF nach ihrem Hauttyp auswählen. Doch Vorsicht: Die Eigenschutzzeit ist auch abhängig von der herrschenden UV-Belastung. Bei Reisen in Gegenden nahe des Äquators verkürzt sie sich. Am Strand herrscht aufgrund der vom Meer reflektierten Strahlung eine um bis zu 25 Prozent erhöhte UV-Belastung; im Ski-Urlaub sogar um bis zu 80 Prozent. Generell gilt: Im Zweifel sollte immer ein hoher LSF empfohlen werden.

In Europa werden Sonnenschutzmittel in Abhängigkeit vom LSF in vier Schutzklassen eingeteilt:

  • niedrig: 6 – 10
  • mittel: 15 – 25
  • hoch: 30 – 50
  • sehr hoch: 50+

Die Angabe des LSF bezieht sich ausschließlich auf den UV-B Schutz. Jedoch sollten sich Verbraucher auch ausreichend vor UV-A-Strahlung schützen. Bei in Europa erhältlichen Präparaten entspricht der UV-A-Schutz einem Drittel des LSF. Daran denken: Mehrmaliges Auftragen des Sonnenschutzes verlängert nicht die Schutzleistung, sondern erhält sie lediglich. Zudem sollte die Zeit in der Sonne nicht vollständig ausgereizt werden, sondern nur circa 60 Prozent der Maximaldauer betragen. Nur so kann sich die Haut erholen und UV-Schäden reparieren.

Nicht sparen

Der angegebene Lichtschutz wird nur erreicht, wenn er rechtzeitig vor der Sonnenexposition und in ausreichender Menge auf die Haut kommt. Hierfür sind laut Herstellerangaben in der Regel mindesten 2 mg pro Quadratzentimeter Haut erforderlich. Bei einem Erwachsenen entspricht dies circa vier großen Esslöffeln Sonnencreme. Sprays sollten grundsätzlich zweimal hintereinander angewendet werden. Praxistipp: Anhand der »Neuner-Regel« kann das Apothekenteam dem Kunden die erforderliche Menge anschaulicher machen. Dabei wird der Körper in neun Regionen (Kopf, Arme, Ober- und Unterschenkel, Brust und Rücken) eingeteilt und jede der Partien mit zwei Fingern (Zeige- und Mittelfinger) Sonnenschutzmittel eingecremt.

Die Auswahl der Formulierung (Creme, Milch oder Gel) erfolgt nach den Bedürfnissen des Kunden. Dabei spielen zum einen der Hauzustand eine Rolle, aber auch die Frage, wann der Schutz eingesetzt werden soll (siehe Tabelle). Beim Sport im Sommer eignen sich beispielswiese leichte Sprays, die jedoch wasserfest und somit schweißresistent sein sollten. Auch beim Baden sind wasserfeste Zubereitungen zu bevorzugen. Doch Vorsicht: Wasserfest bedeutet nicht abriebfest! Das heißt, dass nach dem Baden und Abtrocknen unbedingt nachgecremt werden sollte. Die Deklaration »wasserfest« erhält ein Präparat bereits dann, wenn nach zweimal 20 Minuten Aufenthalt im Wasser noch die Hälfte des ursprünglichen Schutzes vorhanden ist.

Hauttyp/Anwendungssituation Formulierung Präparatebeispiele
Fett-feuchte Haut, Akne,Mischhaut Hydrogele, »Fluids« La Roche-Posay Anthelios Invisible Fluid LSF 50+,Cetaphil Sun Daylong Sensitive Gel-Fluid Gesicht SPF 50+
Trockene Haut W/O-Emulsionen, Lipogele, »Creme« Avène Sonnecreme SPF 50+, Ladival Sonnenmilch für trockene Haut,Eucerin Sensitive Protect Face Sun Creme LSF 50+
Normale bis fett-feuchte Haut O/W-Emulsion, »Lotion«, Milch La Roche-Posay Anthelios XL Milch LSF 50+, Vichy Idéal Soleil Ultra-leichte Gel-Milch LSF 30
Reife Haut/ Falten Zusätzlich feuchtigkeitsspendende Inhaltsstoffe wie Hyaluronsäure Caudalie Anti-Falten Sonnencreme LSF 50, Vichy Anti-Age 3-in-1 Antioxidative Sonnenpflege LSF 50
Behaarte Körperregionen/ Beim Sport Sprays Ladival Aktiv Spray, La Roche-Posay Anthelios Invisible Spray
Kinder Reichhaltige Formulierungen Avène Kinder-Réflexe Solaire SPF 50+, Ladival Allergische Haut für Kinder Gel 50+
Welche Formulierung für wen?

Kinderhaut ist besonders intensiv zu schützen, denn sie ist sehr empfindlich gegenüber UV-Strahlen. Kinderhaut ist dünner als die von Erwachsenen. UV-Empfindliche Stammzellen liegen daher sehr viel dichter an der Hautoberfläche und sind somit anfälliger für DNA-Schäden. Zudem sind körpereigene Mechanismen zum Schutz vor UV-Strahlung noch nicht vollständig ausgereift. Insgesamt erhöhen häufige Sonnenbrände in der Kindheit und Jugend das Risiko, am schwarzen Hautkrebs zu erkranken um das Zwei- bis Dreifache. Sonnenschutzpräparate speziell für Kinder weisen daher in der Regel einen hohen LSF auf. Zudem sind sie häufig sehr reichhaltig, da Kinderhaut aufgrund der noch nicht vollständig aufgebauten Hautbarriere meist trocken ist.

Sonnenschutz ist nicht nur im Sommerurlaub notwendig, sondern auch im Alltag. Denn gerade hier bekommen Menschen den Großteil der Sonnendosis ab. Die Stärke alltäglicher UV-Strahlung wird jedoch häufig unterschätzt und ein entsprechender Sonnenschutz für unnötig gehalten. Ein Irrglaube ist beispielsweise, dass Wolken vor UV-Strahlung schützen. Doch im Gegenteil können bestimmte Wetterverhältnisse die UV-Belastung sogar verstärken. Zu guter Letzt gilt: Einen vollständigen Sonnenschutz gibt es nicht. Deswegen sollten neben dem richtigen Sonnenschutz auch immer andere Schutzmaßnahmen eingehalten werden.

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