Sorge wegen Omikron-Variante XBB.1.5 |
Das »X« in XBB heißt, dass es sich um ein rekombinante Virusvariante handelt. / Foto: Adobe Stock/niphon
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist besorgt über die neue Coronavirus-Variante XBB.1.5. Die im Oktober entdeckte Variante sei so leicht übertragbar wie keine der bisher bekannten Varianten, sagte WHO-Corona-Spezialistin Maria van Kerkhove am 4. Januar 2023 in Genf. Sie breite sich nach den vorliegenden Gen-Analysen des Virus vor allem in den USA und Europa aus und wurde bereits in 29 Ländern nachgewiesen. Es handelt sich um eine Untergruppe der Omikron-Variante, die seit Ende 2021 zirkuliert. Eine Risikoanalyse sei in Arbeit und werde in Kürze veröffentlicht, sagte van Kerkhove.
Die US-Gesundheitsbehörde CDC schätzte Anfang des Jahres, dass XBB.1.5 in der Woche vor dem Jahreswechsel rund 40,5 Prozent aller Neuansteckungen in den USA ausmachte. »In den vergangenen Wochen häufen sich die Berichte über Krankenhauseinweisungen und Druck auf die Gesundheitssysteme, insbesondere in den Regionen der nördlichen Hemisphäre, wo auch Atemwegserkrankungen wie die Grippe grassieren«, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.
XBB ist ein Abkömmling des Omikron-BA.2-Virus. XBB.1.5 ist durch Rekombination zweier BA.2-Varianten entstanden. Somit deutet das »X« in »XBB« an, dass es sich um eine rekombinante Virusvariante handelt, die durch Austausch der genetischen Information zweier anderer Varianten entstanden ist. XBB.1 wurde dann als erster Nachkomme von XBB identifiziert, und XBB.1.5 ist der fünfte Nachkomme von XBB.1.
XBB.1.5 ist nach aktuellem Kenntnisstand eine hochpotente Immunfluchtvariante, die zudem für das Eindringen in menschliche Zellen über den ACE2-Rezeptor optimiert ist. Sie scheint sich viel schneller zu verbreiten als bisher dominante Varianten, und dort, wo sie dominant wird, steigen auch die Krankenhauseinweisungen. Noch ist nicht bekannt, ob XBB.1.5 virulenter ist und schwere Krankheitsverläufe verursacht. Die Variante ist bisherigen Untersuchungen zufolge weniger pathogen als die inzwischen verschwundene Delta-Variante.
Mit Blick auf die Corona-Welle in China drängt die WHO weiterhin auf mehr Informationen von den chinesischen Behörden. Tedros äußerte Verständnis für Länder, die Testvorschriften für Reisende aus China eingeführt haben. »Wir fordern von China weiterhin schnellere, regelmäßige und verlässliche Daten über Krankenhauseinweisungen und Todesfälle sowie eine umfassendere Sequenzierung von Viren in Echtzeit«, sagte Tedros. »Weil die Viruszirkulation in China so hoch ist und umfassende Daten nicht geliefert werden, ist es verständlich, dass einige Länder Maßnahmen ergreifen, um ihre eigenen Bürger zu schützen.« Die Forderung nach Tests seien keine Reisebeschränkungen, sagte WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan.
Er kritisierte die enge chinesische Definition für die Statistik der Corona-Toten. Gezählt werden nur noch Infizierte, die an Atemwegsproblemen sterben. Nach WHO-Angaben sind die Komplikationen, die zum Tod durch Covid-19 führen können, aber viel umfangreicher. Die chinesische Definition sei viel zu eng gefasst, sagte Ryan. Deshalb gehe die WHO davon aus, dass die wahre Zahl der Covid-19-Toten deutlich höher liege.