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RSV-Infektionen

»Späte Frühchen« nicht vergessen

Nach der schweren RSV-Welle im vergangenen Herbst und Winter mahnen Experten auch in diesem Jahr zur vorbeugenden Impfung mit Palivizumab (Synagis®). Mehr Kinder als bislang gedacht haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf.
Elke Wolf
05.10.2022  16:00 Uhr

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RS-Virus, RSV), das bei Säuglingen Bronchiolitiden und Lungenentzündungen verursachen kann, hat in der vergangenen Saison die Kinderkliniken im gesamten Bundesgebiet quasi überrollt. 80 Prozent der Krankenhäuser meldeten Versorgungsengpässe, die zu einem Aufnahmestopp geführt haben. Bereits im August vergangenen Jahres zirkulierten vermehrt RS-Viren und da sich das Immunsystem der Kinder aufgrund der Corona-Maßnahmen im Jahr 2020 nicht ausreichend hatte entwickeln können, registrierte das Robert-Koch-Institut so viele schwere Verläufe wie noch nie.

»Die Infektionslage hat sich überall auf dem Erdball im vergangenen Jahr dramatisch verändert. Die Nicht-Exponiertheit des Immunsystems aufgrund der Corona-Kontaktbeschränkungen beeinflusst die RSV-Dynamik«, berichtete Professor Dr. Thorsten Orlikowsky, Leiter der Neonatologie und Intensivmedizin, Uniklinik RWTH Aachen, im Rahmen einer Presseveranstaltung von Astra Zeneca. Für die nahe und weitere Zukunft prognostizierte er eine zwar insgesamt »flachere RSV-Aktivität, dafür aber über das gesamte Jahr verteilt«. In jedem Fall werde es auch im kommenden Herbst und Winter ein verstärktes Infektionsgeschehen geben.

»Wenn wir Risikokinder schützen wollen, müssen wir wissen, wie sich die lokale RSV-Lage darstellt, wie es also um die Infektionszahlen und Klinikbelegungen im Umkreis bestellt ist.« Nur so sei es möglich, Risikokinder rechtzeitig mit dem derzeit einzig verfügbaren Antikörper Palivizumab (Synagis®) passiv zu immunisieren. Wichtig sei dabei, die erste der fünf nötigen Injektionen vor der RSV-Welle zu applizieren und die Impfserie in regelmäßigen Abständen fortzuführen, um keine Durchbruchsinfektion zu riskieren, appellierte der Neonatologe.

Erste Impfung möglichst vor der Saison 

RSV ist weltweit einer der Hauptursachen für Morbidität und Mortalität bei Kindern. Vor allem Frühgeborene und Kinder mit Vorerkrankungen wie bronchopulmonaler Dysplasie oder mit angeborenen Herzfehlern haben ein erhöhtes Risiko für schwere RSV-Atemwegsverläufe. »Um im Falle eines verstärkten Infektionsgeschehens zu entscheiden, welche Kinder besonderen Schutz benötigen, sollten auch individuelle Risikokonstellationen berücksichtigt werden, vor allem bei Kindern, die zwischen der 29. und 35. Schwangerschaftswoche geboren werden«, informierte Dr. Franziska Schaaff, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und Infektiologie, aus Eckental. »Gerade diese ‚späten‘ Frühgeborenen werden häufig übersehen, weil sie wie Reifgeborene wahrgenommen werden. Dabei können spezielle individuelle Faktoren bei ihnen auch zu einer schweren Verlauf führen.«

Dazu gehörten etwa männliches Geschlecht oder Geschwister im Kindergarten- oder Schulalter. »Aber auch wenn sie innerhalb der Saison geboren wurden und weniger gestillt werden, sollten wir eine passive Immunisierung für sie im Betracht ziehen.« Als weitere Risikofaktoren nannte sie schwere neurologische Erkrankungen, Rauchen in der Wohnumgebung oder Schwangerschaft, niedriges Geburtsgewicht oder Atopie in der Familie.

Abgesehen vom direkten Schutz der Kinder ist die passive Immunisierung auch für die weitere Entwicklung der Kleinen relevant. Eine RSV-Infektion der unteren Atemwege ist ein signifikanter Risikofaktor für eine anhaltende Anfälligkeit gegenüber Atemwegserkrankungen. »Vermutlich haben einmal infizierte Frühgeborene aufgrund ihrer ohnehin unreifen Entwicklung der Atemwege lebenslange Einbußen bezüglich Atemwegserkrankungen«, sagte Schaaff. Diese seien gekennzeichnet durch vorübergehendes, frühes und wiederkehrendes Keuchen und Asthma im ersten Lebensjahrzehnt und möglicherweise bis ins Jugend- und Erwachsenenalter.

Die einzige derzeit verfügbare Möglichkeit zur Prävention - der monoklonale Antikörper Palivizumab – ist jedoch auf Hochrisikokinder beschränk. Vor wenigen Wochen hat die EMA eine Empfehlung für einen weiteren Antikörper ausgesprochen: Mit Nirsevimab (Beyfortus®) von Sanofi und Astra-Zeneca könnte im Falle einer Zulassung dann ein Antikörper verfügbar sein, der mit einer einmaligen Dosis einen RSV-Schutz bietet. Vor allem stünde dann auch eine passive Impfung für gesunde Reifgeborene zur Verfügung.

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