Spielzeug ohne Schadstoffe verschenken |
Neue Spielwaren seien nicht zwangsläufig frei von Schadstoffen, betont Effers auch. Tatsächlich überschritten in der schwedischen Studie knapp 30 Prozent der getesteten neueren Spielzeuge die Grenzwerte der EU-Spielzeugsicherheitsrichtlinie. Und für viele neu oder als Ersatz zugefügte Stoffe ist letztlich einfach noch nicht klar, ob und wie gefährlich sie vielleicht sind.
Wichtig sei es, sowohl neues als auch Second-Hand-Spielzeug mit allen Sinnen zu prüfen, sagt Effers. Dazu gehöre, abzutasten, ob es scharfe Kanten oder Teile gibt, die sich lösen und verschluckt werden könnten. Ebenso sollte auf auffällige oder unangenehme Gerüche geachtet werden. »Daneben gibt es Mängel, die nicht unbedingt ein Sicherheitsrisiko darstellen, die aber zeigen, dass keine Qualitätskontrolle stattgefunden hat«, zählt die Chemikerin weiter auf. »Wenn die Bedruckung schief ist und die Nähte krumm sind, also offensichtliche Fehler durchgehen, wird bestimmt keine Sorgfalt in das Chemikalien-Management gesteckt worden sein.« Derart schlecht verarbeitetes Spielzeug wird online oft von Händlern mit Sitz außerhalb der EU angeboten. Von einem Kauf rät Effers dringend ab. Auch bei Spielzeug, auf dem nur ein Importeur als Adresse angegeben sei, sei Vorsicht geboten.
Völlig unbedenklich könne hingegen unbehandeltes gebrauchtes Massivholz-Spielzeug verschenkt werden, erklärt Kerstin Effers, sofern es mechanisch noch intakt sei und sich keine Kleinteile lösten. Angst vor Krankheitserregern müsse man dabei eher nicht haben: »Altes Spielzeug kann gereinigt und solches aus Stoff gewaschen werden.«
Eine Alternative stellten auch kleinere Markenhersteller und soziale Werkstätten dar, die teilweise in Deutschland produzierten und transparent offenlegten, woraus sie ihre Puppen, Bären und Stofftiere fertigen. Darüber hinaus bieten verschiedene Siegel eine Entscheidungshilfe, von denen es im Spielzeug-Bereich allerdings nur wenige gibt. Eines davon ist das GS-Zeichen für »Geprüfte Sicherheit«, das unter Angabe der Prüfinstitution und Prüfnummer garantiert, dass die gesetzlichen Anforderungen in Bezug auf Sicherheit und Schadstoffe eingehalten werden. Bei Stoff-Spielwaren könnten sich Verbraucher zudem an Textillabeln wie dem GOTS («Global Organic Textile Standard») orientieren, so Kerstin Effers.
Aussagelos in Bezug auf die Sicherheit eines Spielzeugs sei hingegen das CE-Zeichen: »Das ist nur eine Selbsterklärung des Herstellers, die europäischen Gesetze einzuhalten, was dieser aber nicht durch unabhängige Drittprüfungen nachweisen muss.« Wichtig bei all den Zeichen ist zudem das Datum der Zertifizierung: So wurden bestimmte Phthalat-Weichmacher eben erst 2005 in der EU in Spielzeug beschränkt. Was davor zertifiziert wurde, hat die Auszeichnung nicht verloren. Seit Mai 2021 gelten zudem verschärfte Grenzwerte für die Freisetzung von Aluminium und Formaldehyd und ab Dezember dieses Jahres für die Freisetzung des krebserzeugenden Farbbausteins Anilin.
Am Ende bleibe es ein Dilemma, so Effers: »Einerseits empfehlen wir, Dinge lange zu nutzen, um Ressourcen zu sparen und nicht so viel Müll zu produzieren. Andererseits kann das gerade bei Spielwaren heikel sein.« Sie rät dazu, Kindern lieber Erlebnisse zu schenken, wie zum Beispiel einen Bastelnachmittag oder einen Besuch auf dem Ponyhof. »Meistens haben die Kinder ohnehin schon genug Spielzeug, so dass viele Eltern vermutlich dankbar sind, wenn die Verwandten die Geschenkeberge unter dem Weihnachtsbaum nicht noch größer werden lassen«, betont sie: »Zumal solche Erlebnisse den Kindern noch viel länger in Erinnerung bleiben als die zigste Spielfigur.«