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Erfahrungsberichte

Sport als Problemlöser

Manche Menschen sitzen buchstäblich auf ihren Problemen, und zwar so lange, bis es zu einer Krise kommt. Dabei gibt es einen Weg heraus: Durch Sport kommen viele Dinge in Bewegung – sowohl auf körperlicher als auch seelischer Ebene. Hier erzählen drei Frauen, wie ihnen Bewegung aus einer Krise geholfen hat.
Narimaan Nikbakht
21.08.2020  14:00 Uhr

Katrin Runge (50): Klettern gegen Stress

»Mit 24 Jahren hatte ich einen Unfall: Ein Pferd trat mich so schwer, dass ich mehrere Wochen im Koma lag und danach ein Jahr im Rollstuhl saß. Ich musste alles neu lernen. Körperlich ging es mir irgendwann besser, aber meine Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Das ständige Grübeln kostete mich sowohl Zeit und Schlaf als auch jede Menge Kraft. Ich beschloss, in die Dolomiten zum Wander-Klettern zu fahren. Die Natur wirkt ja bekanntlich heilsam auf die Seele.

Als es vor Ort regnete, wich meine Tour-Gruppe für einen Tag in eine In-door-Kletteranlage aus. Unser Kursleiter legte Wert auf Disziplin: »Beim Klettern kommt es in jedem Augenblick auf Konzentration und Verantwortungsgefühl an«, schärfte er uns ein. »Wer nicht hellwach ist, bringt seinen Kletterpartner in Gefahr.« Dann wies er mich und die anderen Teilnehmer in Knotenlegung, Haltung an der Wand und gegenseitiges Absichern ein.

Gut zehn Meter schaffte ich es beim ersten Mal, an einer der Wände hoch-zukommen. Doch je höher ich kam, um so verkrampfter und ängstlicher wurde ich. »Lass dich ruhig mal hängen«, rief mir unser Kletterleiter zu. So ließ ich meine Füße in der Luft baumeln, pendelte am Seil im Klettersitz hin und her und schaute nach unten. Schnell wurde mir klar, dass ich beim Klettern meine Gedanken komplett auf die Wand, die Griffe und die nächs-ten Schritte fokussieren musste. Es hilft, komplett abzuschalten und Sorgen zu vergessen. Ein Effekt, der mir mehr als guttat. Beflügelt und inspiriert meldete ich mich in Hamburg sofort zu einem weiteren Kletterkurs in der Indoor-Anlage des Alpenvereins an.

Wenn ich vom täglichen Stress am Ende bin, gehe ich für zwei Stunden an die Kletterwand und werde innerlich ganz leicht. Zudem ist es ein schönes Ganzkörpertraining und die beste Prophylaxe gegen Rückenschmerzen. Und: Es trainiert die Kreativität, da man an der Wand ständig nach Lösungen und Auswegen suchst, um aus bestimmten Situationen herauszufinden. Manchmal kommen mir nach dem Klettern sogar ganz neue Ideen, wie ich ein Problem lösen könnte. Mir gefällt auch, dass es beim Klettern nicht um Gewinnen oder Verlieren geht, sondern um den Spaß an der Bewegung und am Miteinander-Verbundensein – und zwar nur durch das Seil.«

 

Sylke Känner (46): Tai-Chi für die Balance

»Vor ein paar Jahren kam ich aus einer Reha zurück und wusste nach wiederholten Rückenbeschwerden, dass es Zeit war, etwas für mich zu tun. Als Diplom-Pädagogin leitete ich eine Abteilung in der Studienberatung und konnte abends nicht abschalten.

Ich ging ins Fitnessstudio und trainierte neben Leuten, die an Steppern schwitzten und versuchten, dabei gut auszusehen. Das war nichts für mich. Die Schmerzen wurden schlimmer. Dazu die vielen Termine und Aufgaben in einem Tempo, das mir zunehmend die Lebensfreude raubte.

Dann erinnerte ich mich an einen Freund, der mir vor Jahren ein paar Sequenzen aus dem Tai-Chi gezeigt hatte. Schon damals faszinierten mich die schönen Bewegungen und der geschichtliche Hintergrund: Tai-Chi, eine 800 Jahre alte Bewegungsmeditation aus China, bedeutet so viel wie »Harmonie von Yin und Yang«, also der Einklang der Gegensätze. Die Übungen werden in Zeitlupe ausgeführt und sollen innere Blockaden auflösen.

An einem verregneten Herbstabend fand ich mich vor der Tür des Tai-Chi-Studios von Daniel Grolle in Hamburg ein. Mit seiner ruhigen Ausstrahlung überzeugte er mich sofort. »Lass dich einfach auf die langsamen Bewegungen ein. Wenn es dir gefällt, kannst du jeden Mittwoch in die Stunde kommen,« sagte er.

Als ich mit den anderen Teilnehmern im verspiegelten Raum stand, erklärte er, dass durch die Übungen das Qi, die Lebenskraft, vermehrt würde. Danach machte er eine Tai-Chi-Abfolge vor, langsam, flüssig und rund, und ich versuchte, sie nachzuahmen. »Bleibt in eurer Mitte«, sagte er, »breitet die Arme aus wie ein Kranich seine Flügel.« Wir standen ruhig auf einem Bein und schauten nach Westen. Dabei merkte ich, wie mein Atem ruhiger wurde und die Anspannung nach und nach von mir abfiel. Eine Figur ging in die andere über. Und trotz der langsamen Übungen kam ich ins Schwitzen. Dann: hinsetzen zur Meditation! Ich schloss die Augen, die Zeit schien stehen zu bleiben. Hinterher war ich einfach nur gut drauf.

Auch zwei Tage später fühlte ich mich noch ausgeglichen und voller Energie. Ich blieb dabei und ließ mich bald darauf vier Jahre lang zur Tai-Chi-Lehrerin ausbilden. Meine Haltung und Körperwahrnehmung haben sich seitdem verbessert, und mit dem Rücken habe ich keine Probleme mehr. Ich gehe gelassener und bewusster mit mir und anderen um. Meinen alten Job habe ich gewechselt. Es ist fast schon magisch, was der Zeitlupen-Sport für positive Veränderungen in mein Leben gebracht hat und bringt.«

 

Sarah Traber (30): Den Frust wegtanzen

»2009 brachte ich noch ganze 162 Kilogramm auf die Waage. Ich aß viel, achtlos und oft auch heimlich. Damals ging ich bis zu viermal täglich ins Fast-Food-Restaurant und aß zwischendurch jede Menge Naschkram.

Erst als meine zwei Onkel, im Alter von Ende 40, kurz hintereinander an den Folgen ihres Übergewichts starben, rüttelte mich das wach. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Ich war eine junge Mutter und wollte nicht das gleiche Schicksal teilen.

Als Erstes stellte ich meine Ernährung auf Low Carb um und strich Kohlenhydrate wie Brot, Nudeln, Reis und Kartoffeln von meinem Speiseplan. Zudem fing ich an, einen Zumba-Kurs zu besuchen. An meine erste Stunde erinnere ich mich noch genau: Die Halle dröhnte, der Boden wackelte, und mittendrin stand ich und schwitze mit zwanzig Frauen und Männer um die Wette. Dynamisch steppten wir von links nach rechts, warfen die Arme hoch und die Trainerin feuerte uns an.

Bisher hatte ich größte Freude beim Essen empfunden, jetzt aber bemerkte ich, dass ich Zufriedenheit und Spaß beim Tanzen fühlte. Die lateinamerikanische Musik, das damit einhergehende Urlaubsfeeling, die Hüftschwünge – nach der Stunde war ich ausgepowert, fühlte mich zu-gleich aber fröhlich und hatte bereits Lust auf die nächste Stunde. Dreimal wöchentlich besuchte ich fortan den Zumba-Kurs.

Inzwischen habe ich drei Kinder und bin bei einem Gewicht von 78 Kilogramm angelangt. 84 Kilogramm sind weg. Das alles hätte ich nie ohne die Unterstützung meines Mannes Tim geschafft, der mir immer wieder die Kinder abgenommen hat, damit ich zum Sport gehen konnte. Trotz meines Erfolgs habe ich immer noch mit überschüssiger Haut zu tun. Denn um ganz bei mir anzukommen, bedürfte es noch Straffungen an Armen, Beinen und Rücken – doch meine Krankenkasse stellt sich bisher quer.

Aufgeben ist für mich aber keine Option. Diesen Durchhaltewillen habe ich sicher auch über meinen Sport entwickelt. Mittlerweile habe ich mich sowohl zur Zumba- als auch zur EMS-Personal-Trainerin ausbilden lassen und bringe andere, in meinem selbst kreierten Kurs »Body Joy« in Form. Schließlich bin ich das beste Beispiel dafür, dass man (fast) alles schaffen kann und lasse seitdem andere auf Instagram unter »Sarah_Traber« an meinem Weg teilhaben.«

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