PTA-Forum online
Gemmotherapie

Stammzellen aus Knospen

Selbst unter den Anhängern der Alternativmedizin ist die Gemmotherapie noch wenig bekannt. Die Anwendung von Extrakten aus Pflanzenknospen soll verschiedene Krankheiten lindern, indem sie die körpereigenen Funktionen des Menschen anregt. Kritiker sehen vor allem die fehlenden Beweise durch entsprechende wissenschaftliche Studien.
Edith Schettler
13.08.2019  12:00 Uhr

Die Gemmotherapie (von »gemma« - lateinisch für »Knospe«) sieht sich als speziellen Zweig der Phytotherapie. In Belgien, Frankreich und der Schweiz ist die Anwendung der Knospen-Extrakte seit Jahren verbreitet, wohingegen in Deutschland nur wenige Therapeuten mit dieser speziellen Pflanzentherapie arbeiten und auch nur ein einziger Produzent die Extrakte als Nahrungsergänzung herstellt.

Als Begründer gilt der Belgier Dr. Pol Henry (1918-1988), der Glycerin-Alkohol-Mazerate aus Pflanzenknospen und Wurzelspitzen von Birken und Ulmen anfertigte. Dieses spezielle Extraktionsverfahren fand 1965 Eingang in die Pharmacopée francaise und später auch in die Vorschriften der homöopathischen Herstellungsverfahren des Europäischen Arzneibuches. Henry ging davon aus, dass das embryonale Bildungsgewebe der Pflanzen (Meristem) besondere, von adulten Pflanzen oder Pflanzenteilen abweichende Wirkungen auf den Menschen hat. Er entwickelte seine Knospentherapie in einer Zeit, als die Frischzellentherapie höchst aktuell war. Dieses heute in den meisten Ländern verbotene Verfahren setzte embryonales Tiergewebe vorwiegend zur Anti-Aging-Behandlung ein.

Besonderheiten der Knospe

Verfechter der Gemmotherapie erklären die Wirkung der Knospen-Extrakte mit den besonderen Inhaltsstoffen des embryonalen Gewebes der Pflanzen. Die Knospe symbolisiert die Kraft des Lebens und die Konzentration der Information für die Entwicklung der Pflanze. Diese Vitalkraft soll sich auf den Anwender der Extrakte übertragen.

Tatsächlich enthalten frische Pflanzenknospen im Frühling andere Inhaltsstoffe als die Wurzeln und Triebe der Pflanze im Sommer und Herbst. Zu Beginn der Vegetationsperiode, dem Zeitpunkt der Ernte, sind besonders viele sekundäre Inhaltsstoffe enthalten. Die Konzentration der Wachstumshormone (Cytokinine, Auxine und Gibberelline) ist im Frühjahr am höchsten und nimmt im Laufe des Jahres ab. Weitere Inhaltsstoffe der Knospen sind Isoflavone, Polyphenole, Abscisinsäure und verschiedene Enzyme, daneben Mineral- und Eiweißstoffe. Im Winter sind beispielsweise die Knospen der Waldbäume eine wichtige, weil hoch konzentrierte Proteinquelle für das Wild.

Nach der Ernte erfolgt die Mazeration der zerkleinerten Knospen mit einem Wasser-Glycerol-Alkohol-Gemisch, das die Inhaltsstoffe so vollständig wie möglich extrahiert. Danach verdünnt man den Extrakt mit einer Mischung aus Glycerol und Alkohol im Verhältnis 1:10, was einer homöopathischen Potenz D1 entspricht. Im Unterschied zur Homöopathie werden sämtliche Gemmoextrakte ausschließlich in dieser Konzentration und meist als Mundspray verwendet.

Anders als Phytotherapie

Gemmoextrakte werden aus Bäumen, Sträuchern und einigen ausdauernden Kräutern gewonnen. Dabei ist es nach Ansicht von Henry entscheidend, für die Therapie Extrakte aus Pflanzen zu kombinieren, die auch in der Natur in einem gemeinsamen Biotop wachsen, also zum Beispiel Waldbewohner wie Esche, Heckenrose und Heidelbeere. Dabei steht der Baum an der Spitze des Therapieregimes, gefolgt von den Sträuchern und zuletzt den Kräutern. Die Gemmotherapie postuliert vier Biotope, deren Leitpflanzen Esche und Birke, Eiche, Rotbuche sowie die Besenheide sind. Die verschiedenen Krankheitssymptome werden den jeweiligen Leitpflanzen zugeordnet.

Die Indikationsgebiete für die Gemmoextrakte entsprechen in einigen Fällen denen der Phytotherapie, so unterstützt Birkenextrakt die Ausscheidung, regt Wacholder die Nierenfunktion an und wirkt Preiselbeerextrakt stabilisierend auf die Harnwege. Andere Gemmoextrakte beanspruchen jedoch Indikationsgebiete, die in der Phytotherapie nicht belegt sind, so beispielsweise die anregende Wirkung der Eiche bei Erschöpfungszuständen, die vitalisierende Kraft des Mammutbaumes oder die Anregung des Lymphflusses durch die Esskastanie. Weinrebe soll die Gelenke unterstützen, Silberlinde seelisch ausgleichend wirken, Haselnuss das Gewebe von Leber und Lunge kräftigen, Schwarze Johannisbeere Allergien lindern. Wissenschaftlich nachgewiesen sind diese Wirkungen nicht. 

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa