Stigmatisierung lässt Migränepatienten mehr leiden |
Katja Egermeier |
02.02.2024 13:30 Uhr |
Migräne ist eine häufige wie auch häufig unterschätzte Krankheit. Sie kann die Teilnahme am Familienleben, an sozialen Aufgaben sowie dem Arbeitsleben stark beeinträchtigen. / Foto: Adobe Stock/Andrey Popov
Für die im Fachjournal »Neurology« veröffentlichte OVERCOME-Studie entwickelten US-amerikanische Forschende eigens einen validierten Fragebogen, um die subjektiv wahrgenommene Häufigkeit zweier Stigma-Ausprägungen bei mehr als 59.000 Migräneerkrankten in den USA zu ermitteln. Sozialdemographische Faktoren wurden ebenso berücksichtigt wie die Anzahl der monatlichen Migränetage.
Die Studie habe gezeigt, so die DGN, dass das gefühlte Stigma direkt mit der Krankheitswahrnehmung korreliert: Je stärker das gefühlte Stigma, desto ausgeprägter waren auch die Einschränkungen durch die Erkrankung und die subjektive Krankheitslast zwischen den Migräneanfällen. Unabhängig von der Häufigkeit der monatlichen Kopfschmerztage nahm zudem die Lebensqualität ab.
Migräne ist eine häufig auftretende, chronische neurobiologische Krankheit und die zweithäufigste Ursache für viele Jahre mit Einschränkungen. Betroffene sind während sowie zwischen den Anfällen stark belastet und in der Ausübung ihres Alltags behindert. Die häufigsten Symptome sind heftige Kopfschmerzen, begleitet von Übelkeit sowie Licht-, Lärm- und Geruchsempfindlichkeit. Die Teilnahme am Familienleben, die Wahrnehmung sozialer Aufgaben sowie die Produktivität am Arbeitsplatz können dadurch stark beeinträchtigt sein.
Insgesamt wurden zwölf Merkmale in der Untersuchung erfragt: Acht bezogen sich auf das Gefühl, dass Außenstehende die Migräne als Mittel für einen sekundären Krankheitsgewinn betrachten könnten – beispielsweise in Form von mehr Aufmerksamkeit durch das Umfeld oder weniger Verantwortlichkeit in den Bereichen Familie, Sozialleben und Arbeit. Vier weitere Punkte befassten sich mit der Wahrnehmung der Betroffenen, dass andere die Belastung durch die Krankheit unterschätzen oder bagatellisieren.
Der Auswertung nach fühlten sich im Schnitt 31,7 Prozent der Befragten häufig oder sehr häufig mit einer Stigmatisierung konfrontiert. Das reichte von 25,5 Prozent bei Personen mit weniger als vier monatlichen Kopfschmerztagen bis hin zu 47,5 Prozent bei jenen mit mindestens 15 Kopfschmerztagen im Monat. Allen gemeinsam war eine signifikant höhere Behinderung durch die Erkrankung als es bei den Befragten der Fall war, die sich niemals stigmatisiert fühlen. Bei den Personen mit dem höchsten Stigma war das Behinderungsrisiko sogar mehr als verdoppelt (Faktor 2,68). Diese Gruppe schnitt auch hinsichtlich der Krankheitslast zwischen den Anfällen und der migränespezifischen Lebensqualität am schlechtesten ab. Eine negative Rückwirkung auf den Krankheitsverlauf habe sich dabei unabhängig von der Anzahl der Kopfschmerztage gezeigt, so die DGN. Diese sei sowohl bei wenigen als auch bei vielen monatlichen Migränetagen im Monat offenbar.