STIKO empfiehlt Impfung für Säuglinge |
Verena Schmidt |
26.02.2024 08:30 Uhr |
Die Impfung gegen Meningokokken B wird nun für alle Babys ab einem Alter von zwei Monaten empfohlen. / Foto: Getty Images/Geber86
In einer Pressemitteilung erklärt die STIKO die Hintergründe ihrer neuen Empfehlung. Invasive MenB-Erkrankungen träten zwar sehr selten auf, allerdings sei der Krankheitsverlauf dann sehr schwerwiegend. Die häufigsten Fälle manifestierten sich bei Säuglingen und Kleinkindern unter fünf Jahren, das Risiko für eine invasive MenB-Erkrankung sei im ersten Lebensjahr am höchsten.
Die STIKO empfiehlt daher einen frühzeitigen Beginn der Impfserie. Säuglinge erhalten drei Impfstoffdosen der Vakzine 4CMenB (Bexsero®) im Alter von zwei, vier und zwölf Monaten. Nachholimpfungen können bei Kleinkindern bis zum fünften Geburtstag erfolgen. Die Kommission rät dazu, die MenB-Impfung an einem Termin zusammen mit anderen Impfungen zu verabreichen, die für Säuglinge ab zwei Monaten empfohlen werden. Die gemeinsame Gabe sei sicher, der Impfschutz werde dadurch nicht beeinträchtigt, so die STIKO.
Allerdings: Impfreaktionen wie Fieber oder Schmerzen an der Einstichstelle können bei einer Koadministration stärker ausgeprägt sein. Besonders beim Impfstoff Bexsero komme es nach der Impfung häufig zu Fieber. Kinder, die jünger als zwei Jahre sind, sollten nach der MenB-Impfung daher prophylaktisch Paracetamol erhalten, empfiehlt die STIKO. Die Paracetamol-Gabe soll zeitgleich mit der Impfung begonnen und unabhängig von der möglichen Fieberreaktion über 24 Stunden weitergeführt werden. Die Immunantwort wird dadurch laut STIKO nicht beeinträchtigt.
Die STIKO betont, dass die MenB-Impfung einen guten individuellen Schutz bietet. Durch die Impfungen soll die Zahl invasiver Meningokokken-Erkrankungen reduziert und mögliche Folgen schwerer Erkrankungen bei Säuglingen und Kleinkindern verhindert werden.
Bei Meningokokken (Neisseria meningitidis) handelt es sich um Bakterien, die per Tröpfcheninfektion übertragen werden. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) werden invasive Meningokokken-Erkrankungen in Deutschland aktuell fast ausschließlich durch die Serogruppen B (circa 60 Prozent), C, W und Y (jeweils circa 10 bis 15 Prozent) verursacht. Die bundesweite jährliche Inzidenz liegt laut RKI-Experten aktuell bei unter 0,4 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner.
Invasive Meningokokken-Erkrankungen verlaufen vor allem als Meningitis und/oder Sepsis. Zwei Drittel der in Deutschland gemeldeten Erkrankungen zeigen laut RKI einen septischen Verlauf: Typisch dabei sind Einblutungen auf Haut und Schleimhaut. Bei schweren Fällen des septischen Schocks (Waterhouse-Friderichsen-Syndrom) kann es zu Einblutungen in die Nebennieren kommen.
Bei einer invasiven Meningokokken-Infektion kommt es plötzlich zu Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost und Schwindel mit schwerstem Krankheitsgefühl. Bei einer Meningitis kommen Erbrechen und Nackensteifigkeit hinzu. Bei Säuglingen und Kindern sind die Symptome oft weniger stark ausgeprägt, es können auch Krämpfe, Aufschreien sowie eine vorgewölbte oder harte Fontanelle auftreten. Die Nackensteifigkeit kann bei Säuglingen und kleinen Kindern fehlen. Innerhalb weniger Stunden kann sich ein schweres, lebensbedrohliches Krankheitsbild entwickeln.
Bei einer Meningokokken-Meningitis liege die Letalität in Deutschland bei etwa 1 Prozent, bei einer Sepsis bei rund 13 Prozent, so das RKI. Bei bis zu 20 Prozent aller Betroffenen führt die Erkrankung zu Komplikationen: Nach einer Meningitis können unter anderem Hirnnervenlähmungen, Krampfanfälle, Hydrozephalus, Lernschwierigkeiten oder Taubheit auftreten. Nach einem septischen Verlauf sind Nekrosen, die eine Amputation des befallenen Körperteils erforderlich machen können, möglich.
Für die Serogruppe C empfiehlt die STIKO seit 2006 eine Impfung für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr. Eine Impfung gegen Meningokokken B wurde bislang nur für bestimmte Risikogruppen empfohlen: für Menschen mit spezifischen Grundkrankheiten, beruflich gefährdete Personen sowie Reisende in Hochendemiegebiete. Auch Kombiimpfstoffe gegen die Stämme A, C, W und Y werden nicht standardmäßig, sondern nur für bestimmte Personengruppen empfohlen.