STIKO erweitert Empfehlungen für Corona-Auffrischimpfung |
Die STIKO-Empfehlung zur Auffrischimpfung richtet sich unter anderem an Pflegepersonal. / Foto: Adobe Stock/Rido
Die Ständige Impfkommission (STIKO) erweitert ihre Empfehlungen für Corona-Auffrischimpfungen in der Pandemie stark. Der Rat zu einer weiteren Impfung richtet sich an alle Senioren ab 70 Jahren, Pflegepersonal und medizinisches Personal. Zudem sollten Menschen, die den Impfstoff von Johnson & Johnson bekommen hatten, eine zweite Impfung erhalten. Die Empfehlungen gehen zunächst für eine Stellungnahme in Fachgremien und an die Bundesländer. Bisher gab es eine Empfehlung für eine Auffrischimpfung nur für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.
Bei einem Booster erhalten vollständig geimpfte Menschen eine weitere Dosis eines zugelassenen Impfstoffs gegen Covid-19. Die STIKO empfiehlt hier einen mRNA-Impfstoff, unabhängig davon, welcher Impfstoff zuvor gespritzt wurde. Im besten Fall ist es das gleiche Vakzin, das bereits zur Grundimmunisierung verwendet wurde, also zum Beispiel die Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna. Jeder Booster stärkt das Immunsystem generell nochmals gegen SARS-CoV-2.
Im höheren Alter falle die Immunantwort nach Impfungen insgesamt geringer aus und Impfdurchbrüche könnten häufiger zu einem schweren Verlauf führen, heißt es in der Begründung der STIKO. Die Altersgrenze 70 ist dabei nicht in Stein gemeißelt. In Pflegeeinrichtungen könne eine Auffrischimpfung wegen eines erhöhten Ausbruchsrisikos auch Senioren unter 70 Jahren gespritzt werden. Für Senioren in Deutschland sind Booster nicht neu. Denn bereits seit Anfang September gibt es die politische Freigabe für ältere Senioren. Bisher haben rund 921.000 Menschen ihren Impfschutz auf diese Weise erneuert. Aufgefrischt wird in der Regel nach rund sechs Monaten.
Das größte Ansteckungsrisiko in Pflegeeinrichtungen kommt oft von außen: über Personal und auch Besucher. Für beide Gruppen gibt es neben Impfangeboten auch aktuelle Testmöglichkeiten. Der neue Rat zur Auffrischimpfung gilt nun speziell für das Pflegepersonal in ambulanten und stationären Einrichtungen für Ältere und andere Covid-Risikogruppen. Für Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung Patientenschutz, ist dieser Ratschlag allerdings «meilenweit von der Realität entfernt». Oftmals sei bisher, wie eine Studie aus Niedersachsen belege, erst rund die Hälfte des Pflegepersonals überhaupt gegen Covid-19 geimpft, sagte Brysch am Donnerstag. Er wünsche sich weitaus größeren Zuspruch zum Schutz der Bewohner und auch des Personals.
Hier sieht die Grundimmunisierung gegen Covid-19 – etwa laut einer RKI-Befragung zu Krankenhauspersonal in Deutschland – deutlich besser aus: Demnach waren im Sommer nur noch fünf Prozent nicht geimpft. Das kann auch daran liegen, dass viele Ärzte, Ärztinnen und das Pflegepersonal in Kliniken das Leiden von Corona-Patienten unmittelbar miterleben und sich auch selbst schützen wollen. Medizinischem Personal mit direktem Patientenkontakt empfiehlt die STIKO nun auch einen Booster.
Generell schützten die Covid-19-Impfstoffe in Deutschland effektiv und anhaltend vor schweren Verläufen und Tod, betont die STIKO. Beim Hersteller Johnson & Johnson und seinem Vakzin namens Janssen ist dabei nur eine Dosis vorgesehen, während bei allen anderen zugelassenen Impfstoffen zwei Spritzen mit Zeitabstand nötig sind.
Man sehe einen deutlich höheren Anteil von Durchbruchinfektionen bei den Jüngeren, die nur einmal damit geimpft worden seien, sagte STIKO-Leiter Thomas Mertens am Mittwoch in Berlin. Jüngere hätten den Einmalimpfstoff teils gewählt, um schnell einen ausreichenden Schutz für die Ferien zu haben. Zudem nutzten ihn häufig mobile Impfteams, um schwer erreichbare Gruppen wie Wohnungslose zu immunisieren.
Die Wirksamkeit gegen die hierzulande nun vollständig dominierende Delta-Variante sei im Unterschied zu den anderen Corona-Impfstoffen aber vergleichsweise gering, schränkt die STIKO die Situation ein – sie spricht letztlich von ungenügendem Impfschutz. Zur Optimierung des Impfschutzes empfiehlt die STIKO nun die Gabe eines mRNA-Impfstoffs ab vier Wochen nach der Einmalimpfung.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.