STIKO weitet Impfempfehlungen aus |
Nach einem Anstieg von Hib-Fällen bei Erwachsenen über 65 Jahre hat die Ständige Impfkommission ihre Empfehlungen zur Impfung ausgeweitet. / © Adobe Stock/Zerbor
Bei Haemophilus influenzae Typ b (Hib) handelt es sich um stäbchenförmige Bakterien, die vor allem bei Kleinkindern und älteren Menschen schwere Krankheitsbilder wie Meningitis, Sepsis und Pneumonie verursachen können. In Deutschland sind Ausbrüche laut Informationen des Robert-Koch-Instituts (RKI) sehr selten. Seit Ende 2024 war jedoch ein ungewöhnlicher Anstieg von Hib-Fällen bei Erwachsenen über 65 Jahre zu beobachten, die in Hamburg lebten oder sich dort aufhielten.
Wie das RKI im »Epidemiologischen Bulletin« Nummer 34/2025 berichtet, sind für die Erkrankten des aktuellen Ausbruchs in Hamburg verschiedene Risikofaktoren bekannt. Die Mehrheit (88 Prozent) konsumiere Drogen, die Hälfte von ihnen sei wohnungslos und/oder ebenfalls die Hälfte chronisch krank. Bis Ende August waren drei Personen an einer Hib-Infektion gestorben.
Aufgrund des Ausbruchgeschehens hat die Ständige Impfkommission (STIKO) ihre Empfehlungen zur Indikationsimpfung und postexpositionellen Chemoprophylaxe (PEP) überarbeitet und im Epidemiologischen Bulletin veröffentlicht. Bislang war die Hib-Impfung Teil der Standardimpfungen, die alle Säuglinge in den ersten zwei Lebensjahren erhalten sollten. Zusätzlich war sie eine Indikationsimpfung für Personen mit Asplenie (anatomisches oder funktionelles Fehlen der Milz).
Über die Asplenie hinaus sollen nun auch Personen im Alter ab fünf Jahren, die bei einem Ausbruch einem Infektionsrisiko ausgesetzt sind und die ein erhöhtes Risiko für eine invasive Hib-Erkrankung haben, eine Impfdosis erhalten. Ein erhöhtes Risiko besteht etwa bei Drogenkonsum, prekärer Wohnsituation oder Wohnungslosigkeit, chronischer Leber- oder Nierenerkrankung oder Mangelernährung.
Zur Impfung können monovalente oder Kombinationsimpfstoffe verwendet werden. Dabei können gegebenenfalls bestehende Impflücken geschlossen werden, rät das RKI. Es sei zu beachten, dass die bei Säuglingen verwendeten Kombinationsimpfstoffe, die außer den Komponenten gegen Tetanus, Diphtherie und Pertussis (Tdap) auch die Hib-Komponente enthalten, in der Regel höhere Antigenmengen aufweisen als die Tdap-Impfstoffe für Erwachsene, weshalb erstere reaktogener sind. Darüber sollten Impfwillige aufgeklärt werden.
Die STIKO hat zudem ihre Empfehlungen zur PEP ausgeweitet. Neben den bislang berücksichtigten Gruppen – etwa Kinder unter fünf Jahren oder Personen mit relevanter Immunschwäche – sollen nun auch die oben genannten Risikogruppen die Prophylaxe erhalten.
Eine vorbeugende Antibiotikagabe wird insbesondere empfohlen für:
In Ausbruchssituationen soll die PEP zudem allen Kindern und Betreuungspersonen einer betroffenen Kita-Gruppe sowie engen Kontaktpersonen vulnerabler Menschen verabreicht werden. Entscheidend ist ein rascher Beginn: möglichst sofort, spätestens sieben Tage nach Erkrankungsbeginn des Indexfalls. In bestimmten Ausbruchskonstellationen kann eine Prophylaxe noch bis zu 28 Tage danach sinnvoll sein.
Standardmedikament für die Chemoprophylaxe ist laut STIKO Rifampicin. Bei Kontraindikationen oder zur Verbesserung der Therapietreue könnten auch Ceftriaxon, Levofloxacin oder Ciprofloxacin eingesetzt werden. Die Wahl des Antibiotikums soll immer auch Nebenwirkungen, Interaktionspotenzial und die praktische Umsetzbarkeit bei schwer erreichbaren Gruppen berücksichtigen.