Stille Gefahr Leberzirrhose |
Caroline Wendt |
13.05.2025 15:42 Uhr |
Die Leber selbst hat keine Nervenfasern. Deshalb bleiben Lebererkrankungen oft lange unbemerkt. / © Adobe Stock/magicmine
Bei Männern reichen bereits 20 bis 30 Gramm Alkohol pro Tag – 20 Gramm entspricht etwa einem halben Liter Bier, einem viertel Liter Wein oder drei kleinen Schnaps – um die Leber unwiederbringlich zu schädigen. Bei Frauen ist die Alkoholmenge sogar noch geringer: Für sie ist der regelmäßige Konsum von 10 bis 20 Gramm Alkohol pro Tag schädlich. Schlimmstenfalls verändert sich die Leber zirrhotisch. Etwa 60 Prozent der Leberzirrhose-Fälle entstehen durch übermäßigen Alkoholkonsum. Aber auch Medikamente oder Leberentzündungen (Hepatitis) durch Viren können dem Organ schaden.
Auch die vor Kurzem verstorbene ehemalige TV-Moderatorin Nadja Abd el Farrag, bekannt als »Naddel«, litt nach eigenen Angaben an einer Leberzirrhose. Doch was ist eine Leberzirrhose genau und wie entsteht sie? Einer Zirrhose geht in der Regel eine Leberfibrose voraus – ausgelöst beispielsweise durch Alkohol, Giftstoffe oder Viren. Dabei wird elastisches Lebergewebe zunehmend in narbiges Bindegewebe verwandelt. Durch diese »Vernarbung« verliert die Leber ihre Funktion – man spricht dann von einer Zirrhose.
Das Tückische an Lebererkrankungen ist, dass sie zunächst keine Symptome verursachen. Die Leber besitzt selbst keine Nervenfasern und schmerzt somit bei einer Schädigung der Zellen nicht. Erst im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu unspezifischen Beschwerden wie Druck unter dem rechten Rippenbogen, Oberbauchkrämpfen, Müdigkeit oder Erschöpfung. Die klassische Gelbsucht (Ikterus) manifestiert sich erst sehr spät. Andere leberspezifische Symptome sind Haarverlust, vermehrte Gefäßabzeichnung am Bauch (Bauchglatze), spinnenartige Gefäßneubildungen im Oberkörperbereich und im Gesicht, Juckreiz, Uhrglasnägel, gerötete Handballen sowie eine Verdickung der Sehnen auf der Handinnenseite, glänzend rote Lippen und Zunge (Lacklippen, Lackzunge) und eine Osteoporose-Neigung.
Infolge der Leberzellschädigung werden Toxine nicht mehr ausreichend abgebaut. So kann beispielsweise neurotoxisches Ammoniak zu einer hepatischen Enzephalitis führen. Zudem kann es zu einem Rückstau des Blutes in der Pfortader, zu einer Einlagerung von Wasser im Bauchraum oder zu Varizen in der Speiseröhre kommen.
Eine Behandlung der Krankheit beschränkt sich oft auf die Beseitigung der Ursache, also einer Lebensstiländerung bei einer Fettlebererkrankung oder der Therapie einer Viruserkrankung. Bereits zerstörtes Lebergewebe kann nicht wieder hergestellt werden. In schweren Fällen bleibt oft nur eine Transplantation. Die Lebenserwartung von Patienten mit fortgeschrittener Zirrhose ist deutlich verkürzt. So verstirbt jeder zweite Patienten, der aufgrund erhöhten Alkoholkonsums eine Leberzirrhose hat und dennoch weiter Alkohol trinkt, innerhalb von fünf Jahren.