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Menopause oder kranke Schilddrüse?

Symptome zum Verwechseln ähnlich

Frauen ab 45 haben es oft doppelt schwer. Symptome der beginnenden Wechseljahre bereiten Beschwerden und langsam lässt auch die Schilddrüsenfunktion nach. Mehr noch, Erkrankungen der Schilddrüse sind jetzt häufiger. Die Symptome beider Prozesse addieren sich mitunter.
AutorKontaktBarbara Döring
Datum 15.01.2024  08:30 Uhr

Hitzewallungen, Schlafstörungen, Herzrasen oder Stimmungsschwankungen – wenn Frauen ab 45 Jahren über solche Symptome klagen, wäre wohl der erste Gedanke: Das müssen die Wechseljahre sein. Schließlich entwickeln etwa zwei Drittel der Frauen irgendwann menopausale Beschwerden. Doch es kann auch etwas ganz anderes dahinterstecken. Probleme mit der Schilddrüse verursachen mitunter Beschwerden, die zum Verwechseln ähnlich sind. So geht eine Überfunktion (Hyperthyreose) unter anderem mit Herzrasen, Schwitzen, Schlafstörungen und Nervosität einher. Eine Unterfunktion (Hypothyreose) ist wiederum oft mit Müdigkeit, Gewichtszunahme und depressiven Verstimmungen verbunden. 

Schilddrüsenstörungen sind bei Frauen häufig, das Risiko dafür steigt mit zunehmendem Alter. Ab etwa 45 Jahren zeigen sich bei etwa der Hälfte der Frauen Veränderungen des für die Regulation des Stoffwechsels so wichtigen Organs. Warum sich bei Frauen ab der Lebensmitte Schilddrüsenprobleme häufen, ist noch weitgehend ungeklärt. Sicher ist, dass die Produktion der Schilddrüsenhormone langsam und kontinuierlich in geringem Umfang zurückgeht. Doch da sich die Symptome mit denen der Wechseljahre so stark überlappen, werden sie oft nicht der Schilddrüse zugeordnet. Das Problem: Ebenso wie der Abfall der Estrogene rund um die Menopause können auch Störungen der Schilddrüse mit einem erhöhten Risiko für Osteoporose und kardiovaskuläre Erkrankungen einhergehen. Werden diese nicht erkannt oder nicht adäquat behandelt, können sich die Risiken akkumulieren.

»Eine Überfunktion kann durch eine Autoimmunerkrankung wie Morbus Basedow entstehen oder wenn ein Knoten in der Schilddrüse zu viel Hormone bildet (autonomes Adenon)«, sagt Professorin Dr. Karin Frank-Raue, Fachärztin für Innere Medizin und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, Sektion Schilddrüse, im Gespräch mit PTA-Forum. Die Entstehung von Knoten wird durch Jodmangel begünstigt. Autonome Adenome schütten übermäßige Mengen Schilddrüsenhormone aus. Mithilfe von Medikamenten, den Thyreostatika, lässt sich die Hormonproduktion für eine gewisse Zeit begrenzen. Schließlich kann eine Radiojodtherapie oder eine Operation notwendig sein.

Unspezifische Symptome

Nicht nur die Ähnlichkeit der Beschwerden mit menopausalen Beschwerden führt dazu, dass eine Hyperthyreose im höheren Alter oft unerkannt bleibt: »Je älter der Mensch, desto weniger Symptome machen sich bei einer Hyperthyreose bemerkbar«, weiß Frank-Raue, Mitbegründerin einer endokrinologisch-nuklearmedizinischen Gemeinschaftspraxis in Heidelberg. So haben Patientinnen über 61 Jahren manchmal gar keine oder nur wenige Beschwerden. »Oft ist es dann nur eine Gewichtsabnahme, die nicht sehr spezifisch ist oder Herzrhythmusstörungen, für die es auch viele andere Ursachen gibt«, schildert die Expertin.

Weil die Problematik so häufig ist, rät Frank-Raue, dass Frauen in der Lebensmitte bei entsprechender Symptomatik ihren Arzt auf eine mögliche Schilddrüsenproblematik ansprechen sollten. Ob eine Störung der Schilddrüse vorliegt, lässt sich über die Bestimmung des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH) im Blut feststellen. Der TSH-Wert zeigt an, ob die richtige Menge an Schilddrüsenhormonen im Blut zirkulieren. Sind es zu wenige, schüttet die Hirnanhangdrüse vermehrt TSH aus, um die Funktion der Schilddrüse zu stimulieren. Erhöhte TSH-Werte weisen demnach auf eine Unterfunktion hin, niedrige Werte auf eine Überfunktion.

Zu hoch dosiert

Die gesundheitlichen Risiken einer Unterfunktion sind weniger weitreichend als bei einer Überfunktion. Hier besteht jedoch in den Wechseljahren die Gefahr, dass durch die hormonellen Veränderungen die Medikation nicht mehr richtig dosiert ist. »In Deutschland ist eine Hashimoto-Thyreoiditis der häufigste Grund für die Unterfunktion der Schilddrüse«, erklärt Frank-Raue. Bei dieser Autoimmunerkrankung zerstört die körpereigene Abwehr Schilddrüsenzellen, sodass zu wenig Hormone gebildet werden. Betroffene fühlen sich häufig müde, frieren leicht oder haben depressive Verstimmungen. Die Patientinnen erhalten das Schilddrüsenhormon L-Thyroxin (Levothyroxin), das mit dem körpereigenen Thyroxin identisch ist und den Mangel ausgleicht. Zu viel davon kann jedoch den TSH-Wert auf zu niedrige Spiegel senken und so, wie bei einer Überfunktion, das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Osteoporose in die Höhe treiben.

»L-Thyroxin ist häufig zu hoch dosiert, vor allem im höheren Alter«, betont Frank-Raue. So zeigt eine US-amerikanische Studie, dass bei knapp 22 Prozent der Teilnehmer, die L-Thyroxin einnahmen, das Medikament überdosiert und dadurch der TSH-Wert zu stark abgesenkt war. In einer schottischen Studie betraf dies sogar etwa 27 Prozent der Patienten. Warum der TSH-Wert zu tief sinkt, kann verschiedene Gründe haben: Zum einen nimmt die physiologische Produktion von Schilddrüsenhormonen mit zunehmendem Alter ab, sodass eine geringere Dosierung von L-Thyroxin erforderlich ist.

Zum anderen sollte bei älteren Personen die TSH-Konzentration eher im mittleren bis oberen Referenzbereich liegen. »Eine Studie aus den Niederlanden zeigt, dass ältere Menschen physiologisch einen etwas höheren TSH-Spiegel haben«, erklärt Frank-Raue. Insofern sei der häufige Reflex, dass ein leicht erhöhtes TSH eine Unterfunktion bedeute und sofort behandelt werden müsse, bei älteren Patientinnen kontraproduktiv. 

Mehr erforderlich

Ein Blick auf die Thyroxin-Dosierung ist auch geboten, wenn Frauen Hormone gegen Wechseljahresbeschwerden einnehmen. »Wird Estrogen als Tablette verabreicht, ändert sich das Bindungshormon TBG für die Schilddrüsenhormone, sodass es erforderlich sein kann, die Dosis von L-Thyroxin leicht zu erhöhen«, erläutert Frank-Raue. In einer Studie musste die L-Thyroxindosis bei 10 von 25 Frauen aufgrund der Estrogeneinnahme erhöht werden. Eine Hormonersatztherapie mit Gel oder Pflaster hat dagegen keinen Einfluss, da bei der transdermalen Anwendung der First-Pass-Effekt in der Leber umgangen wird. Die Expertin empfiehlt eine TSH-Kontrolle zwei bis drei Monate nach Beginn einer oralen Hormonersatztherapie.

Kein Extra-Jod

Da Deutschland ein Jodmangelgebiet ist, machen sich viele Menschen Sorgen, ausreichend mit Jod versorgt zu sein. Während eine gute Jodversorgung vor allem in jungen Jahren eine zentrale Rolle für eine gesunde Funktion der Schilddrüse spielt, ist laut Frank-Raue nach der Menopause eine zusätzliche Supplementierung von Jod nicht mehr relevant. »Wer bis 60 oder 65 Jahren keinen Kropf entwickelt hat, hat wahrscheinlich kein erhöhtes Risiko für eine Schilddrüsenvergrößerung«, erklärt die Expertin. Nur ein Drittel der Bevölkerung entwickelt bei Jodmangel einen Kropf, auch Struma genannt. »Ältere Menschen haben zudem häufiger eine beginnende Überfunktion, zum Beispiel eine Autonomisierung der Schilddrüse, bei der Jod nicht hilfreich wäre«, so Frank-Raue. Eine normale Zufuhr von Jod über die Ernährung von etwa 150 ug/Tag sei jedoch in jedem Lebensalter sinnvoll.

Hilfrei sei, in der Küche Jodsalz zu verwenden und wenn möglich, ein- bis zweimal pro Woche Fisch zu essen, rät Frank-Raue, die selbst gern beim Restaurantbesuch eine Fischmahlzeit wählt. Ist allerdings ein familiäres Risiko bekannt, etwa wenn Verwandte einen Kropf haben oder deshalb bereits an der Schilddrüse operiert wurden, sollte das Thema Jod zur Sprache kommen. Mädchen könnten bei erhöhtem familiären Risiko ab der Pubertät bedenkenlos 100 Mikrogramm Jod als Supplementation einnehmen.

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