Tattoos mit Dexpanthenol pflegen |
Brillante und kontrastreiche Farben, feine, nicht verwaschene Linien: So soll eine Tätowierung auch nach Jahren noch aussehen. / Foto: Getty Images/LumiNola
Bei einer Tätowierung wird der Hautbarriere massiv Schaden zugefügt. Sie ist also wie eine Wunde zu betrachten. Tattoos größeren Ausmaßes bekommt der Betroffene deutlich brennend zu spüren. Die Nachsorge sollte deshalb ganz im Zeichen der Wundheilung und der Vermeidung von Infektionen stehen. Ohne Dexpanthenol-haltige Topika (wie Bepanthen® Wund- und Heilsalbe) geht bei Andy Engel, weltweit bekannter Spezialist für medizinische Tätowierungen, gar nichts - und das bereits direkt nach dem Stechen.
»Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, direkt nach dem Stechen dünn Dexpanthenol-haltige Externa aufzutragen. Darüber kommt ein Folienverband, der für fünf bis sieben Tage auf dem Tattoo verbleibt. Darunter kann Dexpanthenol gut arbeiten«, rät Engel bei einer Pressekonferenz des Herstellerunternehmens Bayer. »Das minimiert das Risiko, in der ersten Woche etwas falsch zu machen und sich zu infizieren.« Von anderen Panthenol-haltigen Kosmetika oder pflanzlichen Zubereitungen, etwa aus Ringelblumen- und Kamillenextrakt oder Teebaumöl, rät Engel wegen ihres potenziell allergisierenden Charakters dringend ab. Auch Duftstoffe seien zu vermeiden.
Erst nach einer Woche empfiehlt er, den Verband abzunehmen und die Haut vorsichtig unter der Dusche abzuwaschen. Nach dem leichten Antrocknen bringe das Auftragen eines dünnen Dexpanthenol-Stranges drei- bis viermal täglich über eine Woche die besten Ergebnisse. »Dadurch haben wir fast keine Schorfbildung, nur ein dünnes Häutchen bildet sich, das sich leicht ablöst. Wir verlieren somit kaum Farbpigmente.«
Das konnte Privatdozent Dr. Matthias Bartneck, Biologe an der RWTH Aachen, bestätigen. »Unsere Zellexperimente zeigen, dass durch das Auftragen von Pantothenat, was der aktive Metabolit von Dexpanthenol ist, mehr Tattoofarbe aufgenommen wird.« Er widerlegte damit die in der Tätowier-Szene manchmal gehegte Annahme, die Nachbehandlung frischer Tattoos mit Dexpanthenol würde die Farben verblassen lassen. »Um herauszufinden, ob etwas daran sein könnte, haben wir eine In-vitro-Studie initiiert. Die Ergebnisse unterstreichen eher, dass die Gabe von Pantothenat die Aufnahme von Tattoo-Farbe in die Makrophagen steigert und die Tätowierungen so beständiger sein können«, erklärte Bartneck.
Die Untersuchungen am humanen zellbasierten 3D-Hautmodell und an Zellkulturen humaner Primärzellen zeigten überdies, dass die Aufnahme der Tattoo-Tinte keine Expression von Entzündungsfaktoren in den Makrophagen bewirkt. Werden die Zellen über zwei Wochen kultiviert, werde deutlich, dass die Tattoo-Farbe langfristig in den Makrophagen vorhanden ist – ohne Hinweise auf Toxizität, stellte der Experte seine Ergebnisse vor.
»Wird nach dem Stechen eines Tattoos Bepanthen Wund- und Heilsalbe aufgetragen, unterstützt das die unkomplizierte Abheilung der Tätowierung«, fasste Dermatologe Professor Dr. Peter Arne Gerber zusammen. Dexpanthenol ist ein stabiler Alkohol der Pantothensäure, einer Komponente des Coenzyms A. Dieses ist essenziell für die Aufrechterhaltung einer normalen epithelialen Funktion und Homöostase. In topischer Formulierung auf die Haut gebracht, wird Dexpanthenol in Pantothensäure umgewandelt. Studien belegten, dass durch die Behandlung mit Dexpanthenol das Stratum corneum besser hydratisiert und der transepidermale Wasserverlust begrenzt wird, berichtete Gerber. »Das hilft, die gestörte Hautbarriere zu stabilisieren und stimuliert die Regeneration der Haut«.
Tätowierer Engel betonte zudem, wie wichtig konsequenter Sonnenschutz in der Nachsorge für die Brillanz der Farben ist. »Ein Tattoo muss nicht nur in den ersten Wochen und Monaten, sondern ein Leben lang mit UV-Schutz versehen werden, und das nicht nur im Sommer.«