Technik bringt Qualität in Rezeptur |
Mehrmals täglich können sich die Besucher der Expopharm in Düsseldorf beim Rezepturrundgang über Neuerungen in der Rezepturherstellung einen Eindruck verschaffen. / Foto: PZ/Katja Egermeier
»In diesem Jahr sind vergleichsweise viele Firmen, die in der Rezeptur relevant sind, auf der Messe vertreten«, sagte Dr. Stefanie Melhorn, Apothekerin beim DAC/NRF, während ihres Rundgangs auf der pharmazeutischen Fachmesse Expopharm bei ausgewählten Ausstellern. Dabei wurde schnell klar: Die Herstellung selbst ist zwar der zentrale Teil des Prozesses; die Aufgaben drum herum wie beispielsweise Plausibilitätsprüfung, Recherche, Prüfung der Ausgangsstoffe, Dokumentation und Taxierung sind digital und vernetzt. Das hat auch sein Gutes: Die Prozesse werden bequemer, zeitsparender und weniger fehleranfällig.
Freilich präsentierte das DAC/NRF selbst sein Angebot auf der Avoxa-Standfläche. Melhorn macht darauf aufmerksam, dass »im Rezepturenfinder auch nicht plausible Rezepturen enthalten sind«. Was zunächst erstaunlich klingt, habe seinen Sinn: Schließlich würden sie noch regelmäßig verordnet. Die Seite bietet Erklärungen und Lösungsvorschläge, die als Grundlage für das Gespräch mit dem Arzt dienen können.
Die Apothekerin stellte zudem die Kooperation mit dem Kinderformularium vor. Als Gast war Ursula Gramlich am Stand von DAC/NRF vor Ort und informierte über die frei zugängliche, kostenfreie Datenbank für evidenzbasierte pädiatrische Arzneimittelinformationen. Denn Kinderarzneimittel werden häufig als Rezeptur hergestellt. Kinderspezifische Dosierungsangaben, die von den zugelassenen abweichen, fehlten lange. Das Tool, das am Uniklinikum Erlangen entwickelt wurde, schließt diese Lücke. Kern der Datenbank sind fast 600 Wirkstoffe, die mit Dosierungsangaben hinterlegt sind (auch solche, die sich außerhalb der Zulassung befinden und auf Literaturangaben basieren). Dosierungen im Off-Label-Bereich sind an ihrer pinken Markierung leicht zu erkennen. Zudem finden sich neben Quellenangaben zu den Dosierungsempfehlungen, Angaben zu kinderspezifischen Nebenwirkungen, Kontraindikationen und Dosierungsänderungen bei Nierenfunktionsstörungen.
Die Firma Fagron ist hauptsächlich als Rohstofflieferant und als Geräteanbieter bekannt. Dieses Jahr stellt die Firma mit den Fagron-Rezeptur-Coaches erstmals ein ganz neu entwickeltes Konzept vor. Vier Mitarbeiter machen es sich zur Aufgabe, die Apotheke während des gesamten Herstellprozesses – vom Rohstoff bis zur Abgabe an den Patienten – fachlich zu begleiten. Zentral ist der Besuch der Coaches in der Apotheke, um den Rezepturalltag vor Ort zu optimieren. Sie stehen bei allen Fragen mit ihrer Expertise zur Verfügung und profitieren dabei auch vom Erfahrungsaustausch mit Kollegen in den USA, vor allem im Sterilbereich. Zudem entwickeln sie online-Angebote wie Podcasts, E-Learnings und bieten schnelle Rezepturhilfe per E-Mail an.
Der Gerätehersteller für die Rezeptur schlechthin ist die Firma Wepa, die auch dieses Jahr beim Rundgang nicht fehlen durfte. Publikumsmagnet sind die Apotec NIR-Geräte, berichtete Chiara Höhn, Produktmanagerin für Apothekentechnik der Firma. Die WLAN-fähigen Nahinfrarot-Spektrometer lassen sich vor allem für Ausgangsstoff-Analysen einsetzen. Im Falle von Lösungen könne die Messung direkt im Liefergefäß vorgenommen werden, sagte Höhn.
Die Firma feiert dieses Jahr Geburtstag: Die Topitec-Mischsysteme werden 25 Jahre alt, verriet sie. Die Vision der Firma ist laut Höhn das »vernetzte Labor« und die »vernetzte Rezeptur«. Das bedeutet: Alle Geräte, von Waagen über Laborgeräte bis zu den Mischsystemen, sind über eine zentrale Schaltstelle, Apotec connect, zu einem Netzwerk verknüpft. Dieses Verfahren könne das bislang übliche Vier-Augen-Prinzip ersetzen. Erweiterungen gebe es ebenfalls für Kruken, die mit einem QR-Code ausgestattet sind. Dort könnten nach Herstellung der Rezeptur In-Prozess-Daten wie die Rührgeschwindigkeit gespeichert werden. Die Laborsoftware wurde von Wepa gemeinsam mit der Plattform Pharma4u entwickelt. Sie dokumentiert alle Prozesse aus Rezeptur, Defektur und Labor. Da sie webbasiert konzipiert ist, sind die Daten von jedem internetfähigen Gerät abrufbar. Das steigere die Flexibilität, ist Höhn überzeugt.
Die Firma PK Halle mit ihrer Marke Apomix® ist ein Hersteller für Rezepturgrundlagen und Hilfsstoffe. Sie bietet beispielsweise fertige EDTA-haltige Benzalkoniumchloridlösung an, sodass sie in der Apotheke nicht erst hergestellt werden muss. Ebenso praktisch ist das Angebot an Kleingebinden nicht konservierter Cremegrundlagen, was die Arbeit in der Rezeptur weiter vereinfacht. Und noch eine gute Nachricht gab es am Messestand für die Teilnehmer des Rundgangs: Die Lieferengpässe beim Steinkohle Spiritus werden voraussichtlich in Kürze überwunden sein.