Blut |
Blut ist eine für unser Leben essentielle Flüssigkeit. Es besteht aus Blutzellen und Blutplasma, in dem unter anderem Proteine wie zum Beispiel Antikörper vorliegen. Zelluläre Bestandteile sind Thrombozyten sowie weiße und rote Blutkörperchen, die sogenannten Leuko- oder Erythrozyten. Letztere enthalten Hämoglobin, das dem Blut seine rote Farbe verleiht und Sauerstoff bindet. Oft werden Krankheiten durch ein auffälliges Blutbild bemerkt.
Der menschliche Körper besteht zwischen 7 und 8 Prozent aus Blut. Das bedeutet, dass dreieinhalb bis sechs Liter durch jeden Menschen strömen. Blut versorgt die Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen, ohne die sie nicht funktions- und lebensfähig wären, und hält somit das gesamte System am Laufen. Aus funktioneller Sicht ist Blut ein Gewebe bestehend aus Blutzellen und einer flüssigen Interzellularsubstanz, dem Plasma.
Schon wenn dem Körper ein Liter Blut verloren ginge, würde es brenzlig. Verliert ein Mensch bei einem Unfall oder einer großen Operation größere Mengen, muss das Blut schnell ersetzt werden. Der Patient ist dann auf Blut angewiesen, das ein anderer Mensch zuvor gespendet hat. Denn die Mischung aus Wasser, Salzen und Milliarden von Zellen und Zellbestandteilen lässt sich nicht synthetisch herstellen.
Blut- und Referenzwerte | Bedeutung |
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C-reaktives Protein (CRP) Referenzwert: < 5 mg/dl |
CRP ist an der unspezifischen Immunantwort beteiligt. Es bindet bakterielle Antigene, Pilze und Parasiten und aktiviert dadurch die Infektabwehr. Bei bakteriellen und viralen Infektionskrankheiten, aber auch entzündlichen Erkrankungen ist der Wert erhöht. |
Bilirubin (BILI) Referenzwert: < 1,2 mg/dl (Gesamt-Bilirubin) |
BILI entsteht beim Abbau des Hämoglobin-Grundgerüsts. Die Interpretation eines Anstiegs ist nur in Kombination mit anderen Laborparametern sinnvoll, da er unterschiedliche Ursachen wie Hämolyse (prähepatisch), hepatische Defekte oder Erkrankungen der Galle beziehungsweise Gallenwege (posthepatisch) haben kann. |
(kardiale) Troponine: Troponin T (cTNT) und Troponin I (cTNI) Referenzwert: < 0,05 µg/l |
Troponine sind Proteine des kontraktilen Apparates des Herzens. Bei Herzinfarkt oder Myokarditis werden sie ins Blut ausgeschwemmt. cTNT und cTNI zählen zu den aussagekräftigsten Laborparametern in der Myokardinfarkt-Diagnose. |
Creatinin (CREA) Referenzwert (Plasma): ♂: < 1,36 mg/dl ♀: < 1,17 mg/dl |
CREA ist ein Stoffwechselprodukt des Muskels. Es steigt erst an, wenn die glomerulären Filtrationsrate der Nieren (GFR) bereits um mehr als die Hälfte gesunken ist. Daher verwendet man in der Praxis zur Feststellung der Nierenleistung häufig andere aussagekräftige Parameter. |
Creatinkinase (CK) Referenzwert: ♂: < 190 U/l ♀: < 170 U/l |
Die CK ist in energieverbrauchenden Zellen zu finden: im Skelettmuskel (CK-MM), Herzmuskel (CK-MB) und Gehirn (CK-BB). Diagnostisch werden sie bei Verdacht auf Skelettmuskel- oder Herzerkrankungen genutzt. Die CK-MB spielt in der Myokardinfarkt-Diagnostik eine entscheidende Rolle und sind in der Frühphase eines Infarktes von Bedeutung. |
Harnsäure (HS) Referenzbereich: ♂: 3,6 – 8,2 mg/dl ♀: 2,3 – 6,1 mg/dl |
HS ist das Endprodukt des Purin-Stoffwechsels und entsteht beim Abbau von DNA-Bausteinen (Nukleinsäuren). Erhöhte Harnsäurewerte können zur Ausfällung von Urat-Kristallen in den Gelenken führen, was sich in einem Gichtanfall äußert. Ursachen für hohe Harnsäurewerte können zum Beispiel eine Zytostatika-Therapie sein oder eine verminderte Ausscheidung aufgrund einer Niereninsuffizienz. |
Myoglobin (MYO) Referenzwert: ♂: < 55 µg/l ♀: < 35 µg/l |
MYO ist für den Sauerstofftransport innerhalb der Muskelzellen zuständig. Im Falle einer Schädigung von Myozyten, zum Beispiel durch Traumen oder Herzinfarkt, steigen die Werte im Blut an. Daher verwendete man MYO früher in der Herzinfarkt-Diagnostik. Inzwischen wurde es dort aber durch die hochsensitiven kardialen Troponine abgelöst. MYO ist heute vor allem in der Sportmedizin von Bedeutung. |
B-Type Natriuretic peptide (BNP) Referenzwert: < 100 pg/ml |
BNP ist ein Peptidhormon, das bei Vorhofdehnung aus ventrikulären Herzmuskelzellen ins Blut abgegeben wird. Bei einer bestehenden Herzinsuffizienz sind die Werte erhöht und geben Aufschluss über die Schwere der Erkrankung. In der Praxis stellt die Bestimmung eine Alternative zur aufwendigen bildgebenden Diagnostik dar und wird neben der Diagnosestellung auch zum Therapiemonitoring eingesetzt. |
Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH) Referenzbereich: 0,27 – 4,2 µlU/ml |
TSH ist ein Peptidhormon und steuert die Hormonproduktion der Schilddrüse. Unauffällige TSH-Werte schließen eine Schilddrüsenerkrankung nahezu aus. Bei einer Hypothyreose (Schilddrüsenüberfunktion) ist TSH meist erhöht, bei einer Hyperthyreose (Schilddrüsenunterfunktion) erniedrigt. Bei auffälligen Werten ist eine alleinige Betrachtung jedoch nicht ausreichend, es bedarf immer eine Bewertung in Kombination mit anderen Parametern wie TG, fT3 und fT4. |
Freies Thyroxin (fT4) und freies Trijodthyronin (fT3) Referenzbereich: fT3: 2,2 – 4,7 pg/ml fT4: 0,73 - 1,95 ng/dl |
Die Schilddrüsenhormone T4 und T3 regulieren die Stoffwechselaktivität des Organismus. Erhöhte Werte deuten auf eine Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) und erniedrigte Werte auf eine Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) hin. Je nach Fragestellung müssen die Werte im Zusammenhang mit anderen Parametern interpretiert werden. |
Alanin-Aminotransferase (ALAT , ALT) Synonym: Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) Referenzwert: ♂:< 50 U/l, ♀:< 35 U/l |
Das Enzym ALAT ist überwiegend im Zytosol der Leberzellen lokalisiert, kommt aber auch in Skelettmuskeln vor. Erhöhte Werte deuten auf eine Zerstörung von Leberzellen hin. Die Höhe der ALAT-Konzentration korreliert in der Regel mit der Zahl zerstörter Zellen. Aufgrund der kurzen Halbwertszeit des Enzyms (ca. 47 Stunden) eignet sich die ALAT zur Verlaufskontrolle von Leberschäden zum Beispiel durch Vergiftungen. |
Aspartat-Aminotransferase (ASAT, AST) Synonym: Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT) Referenzwert: ♂:< 50 U/l, ♀:< 35 U/l |
Die ASAT ist in einer Vielzahl von Geweben, vorwiegend in den Mitochondrien, zu finden. Die Beurteilung des Wertes erfolgt immer in Kombination mit ALAT-Werten über den De-Ritis-Quotient (Verhältnis ASAT/ALAT). Ein überproportional erhöhter Anstieg von ASAT gegenüber ALAT (De-Ritis-Quotient > 1) deutet auf eine irreversible Leberzellschädigung hin. Auch nach einem Myokardinfarkt steigt der ASAT-Wert an. |
Glutamat-Dehydrogenase (GLDH) Referenzwert: ♂:< 4 U/l, ♀:< 3 U/l |
Die GLDH ist als mitochondriales Enzym in allen Geweben vorhanden. Eine Erhöhung des Wertes im Blut ist jedoch nur beim Untergang von Leberzellen messbar. Der Wert eignet sich zur Prognoseabschätzung bei einer schweren und akuten Leberzellschädigung. |
Gamma-Glutamyltransferase (γ-GT, GGT) Referenzwert: ♂:< 60 U/l ♀:< 40 U/l |
Die GGT ist ein membranständiges Enzym in der Leber, ist aber auch in anderen Organen wie Niere und dem Pankreas vorhanden. Differentialdiagnostisch spielt es bei der Beurteilung von Leber- und Gallenwegserkrankungen eine Rolle. Einige Wirkstoffe (Thyreostatika, Phenytoin) sowie Alkohol können aufgrund einer Enzyminduktion die Werte erhöhen. |
Alkalische Phosphatase (AP) Referenzwert: ♂: 40-130 U/l, ♀: 35-105 U/l |
Verschiedene Isoformen der AP werden in unterschiedlichen Geweben (Knochen, Leber, Plazenta) exprimiert. Knochenfrakturen sowie Leber- und Gallenwegserkrankungen erhöhen die Werte der AP. Bei Kindern und bei Schwangeren im dritten Trimenon sind die Werte physiologisch erhöht. |
Insgesamt sind 29 Blutgruppensysteme bekannt, wobei klinisch vor allem drei entscheidend sind: Das ABO-, das Rhesus- und das Kell-System.
In Deutschland sind 43 Prozent der Menschen Träger der Blutgruppe A, 41 Prozent haben Blutgruppe 0, 11 Prozent Blutgruppe B und 5 Prozent Blutgruppe AB.
Bei Blutspenden ist die Blutgruppe 0- besonders begehrt, weil damit auch Patienten mit jeder anderen Blutgruppe versorgt werden können. Sie wird als Universalblutgruppe bezeichnet. Der Bedarf an Spendern mit Blutgruppe 0- ist deshalb besonders hoch. Aber auch Spender mit den Blutgruppen A, B und AB sind wichtig, da Patienten im Idealfall mit ihrer eigenen Blutgruppe versorgt werden sollen.
Blut besteht aus flüssigen und festen Anteilen. Der flüssige Anteil ist das Blutplasma, das mit rund 55 Prozent den größten Anteil des Blutes ausmacht. Es besteht hauptsächlich aus Wasser, in dem unter anderem viele verschiedene Eiweiße gelöst sind. Außerdem enthält Blutplasma zum Beispiel Calcium-, Kalium- und Magnesium-Ionen.
Die festen, sogenannten zellulären Anteile bezeichnen Mediziner als korpuskuläre Blutbestandteile. Dazu zählen rote und weiße Blutkörperchen (Erythrozyten und Leukozyten) sowie die Blutplättchen (Thrombozyten).
Ein Blutbild untersucht die Blutzellen genauer. In der Praxis unterscheidet man zwischen kleinem und großem Blutbild. In Ersterem wird die Anzahl der einzelnen Blutzellen, der Hämoglobingehalt (Hb) sowie verschiedene Erythrozytenindices bestimmt. Das kleine Blutbild kann erste Hinweise auf Erkrankungen wie Infektionen liefern. Ein großes Blutbild setzt sich aus einem kleinem und dem sogenannten Differentialblutbild zusammen. Dabei werden die Zellen morphologisch betrachtet und die weißen Blutkörperchen in ihre Subtypen unterteilt.
Blut kann nicht nur – beispielsweise bei einem Unfall – verloren gehen, es gibt auch viele Krankheitsbilder und Behandlungsverfahren, bei denen Blut benötigt wird. Dazu gehören beispielsweise Krebserkrankungen oder bestimmte Immunerkrankungen. Bei manchen Krebserkrankungen sind Blutspenden nötig, um den Körper auf lebenswichtige Chemo-Therapien vorzubereiten und weil durch die Therapie Blutbestandteile zerstört oder nicht nachgebildet werden können. Bei bestimmten Immunerkrankungen wie Antikörper-Mangelzuständen sind die Patienten lebenslang auf Immunglobuline (Antikörper) angewiesen, die aus Blutplasma hergestellt werden.
Die Medizin ist auf regelmäßigen Nachschub angewiesen. Täglich werden in Deutschland 15.000 Blutspenden benötigt, doch die Haltbarkeit von Blutprodukten ist sehr begrenzt. Rote Blutkörperchen halten maximal 42 Tage, Thrombozyten in der Regel nur vier Tage. Die einzigen Blutprodukte, die relativ unkompliziert gelagert werden können, sind Frischplasmen, die bei minus 30 Grad Celsius bis zu zwei Jahre lang haltbar sind.