Endometriose |
Viele Frauen sind von Endometriose betroffen, die Diagnose wird jedoch oft erst spät gestellt. Die Erkrankung geht mit Schmerzen im Unterleib einher, vor allem während der Periode, und kann die Fruchtbarkeit mindern. Ursache hierfür ist, dass sich Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter ansiedelt. Zu den Therapieoptionen gehören Analgetika, Hormonpräparate und die operative Entfernung der Endometriose-Herde.
Der Name Endometriose leitet sich von »Endometrium« ab, dem lateinischen Begriff für Gebärmutterschleimhaut. Während diese normalerweise nur in der Gebärmutter vorkommt, findet sich bei der Endometriose Gewebe, dass der Gebärmutterschleimhaut ähnlich ist, auch außerhalb der Gebärmutterhöhle. Mediziner unterscheiden drei Formen der Endometriose:
Endometriose ist als Erkrankung verkannt. Frauen wird nach wie vor vermittelt, auch starke Regelschmerzen seien normal. Dass sich dahinter eine ernste chronische Erkrankung verbergen kann, ist vielen Betroffenen nicht bewusst. Dabei sind etwa 10 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter davon betroffen.
Dennoch dauert es durchschnittlich siebeneinhalb Jahre, bis die Erkrankung erkannt wird. Ein Grund dafür ist, dass die Menstruation in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabu ist. Auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder beim Stuhlgang, die mit der Krankheit einhergehen können, sind sehr persönliche Themen, über die nicht gerne gesprochen wird.
Oft wird die Krankheit erst diagnostiziert, wenn ein Kinderwunsch unerfüllt bleibt. Mit zunehmender Krankheitsdauer steigt das Risiko der Infertilität. So ist bei 25 bis 50 Prozent der Frauen, die nicht schwanger werden können, eine Endometriose die Ursache.
Häufig genannte, typische Symptome sind:
Die Folgen können sein:
Bei Endometriose wird das verstreute Schleimhautgewebe ebenso wie die Schleimhaut innerhalb der Gebärmutter mit jedem Zyklus aufgebaut und – wenn es nicht zur Befruchtung kommt – wieder abgestoßen. Doch anders als die Schleimhaut der Gebärmutter, die mit der Regelblutung abgeht, kann die Schleimhaut der Endometriose-Herde nicht aus dem Bauchraum abfließen. Sie führt zu Entzündungen und damit einhergehend kommt es nicht selten zu Verklebungen.
In manchen Fällen vergrößert sich das versprengte Schleimhautgewebe mit der Zeit und wächst in anliegende Organe ein (zum Beispiel Darmendometriose) oder führt in den Ovarien zu sogenannten Schokoladenzysten, die verdicktes Blut enthalten. Entstehen an Eierstöcken oder Eileitern Verwachsungen oder Verklebungen, kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigt sein.
Je stärker die Erkrankung ausgeprägt ist, umso wahrscheinlicher wird es, dass die Fruchtbarkeit eingeschränkt ist. Um eine Infertilität zu vermeiden, ist eine möglichst frühzeitige Behandlung zu empfehlen. Es kann sinnvoll sein, früher schwanger zu werden, da die Aussichten ab etwa 35 Jahren schlechter werden.
Warum sich bei manchen Frauen gebärmutterähnliche Schleimhaut an falschen Orten im Körper ansiedelt, ist nicht umfassend geklärt. Es gibt drei Theorien:
Manche Patientinnen kommen mit einer konsequenten Schmerztherapie und ergänzenden Methoden wie Beckenboden-Entspannung sowie antientzündlichen Maßnahmen gut zurecht. Sind jedoch weiterhin an drei bis fünf Tagen pro Monat Schmerzmittel erforderlich, die die übliche Dosis überschreiten, ist zur hormonellen Therapie geraten. Dabei kommen orale Kontrazeptiva zum Einsatz, die durchgängig im Langzeitzyklus eingenommen werden, um die schmerzhafte Regelblutung zu verhindern. Für diese therapeutische Amenorrhoe eignen sich kombinierte Pillenpräparate mit Estrogen und Gestagen. Für Frauen über 20 ist ein reines Gestagenpräparat zu empfehlen, da es ein geringeres Thromboserisiko birgt.
Da Endometriose eine chronisch entzündliche Erkrankung ist, kann der Verzicht auf Entzündungstreiber wie Zucker die Beschwerden in vielen Fällen lindern. Viele betroffene Frauen haben zusätzlich auch eine Gluten-Sensitivität. Bei ihnen trägt der Verzicht auf glutenhaltige Produkte ebenfalls zur Verbesserung der Schmerzsymptomatik bei.
Günstig soll zudem eine Ernährung mit viel Gemüse und Omega-3-Fettsäuren aus fettem Fisch oder Leinöl sein. Damit lässt sich der sogenannte Endobelly günstig beeinflussen, ein zyklisch auftretender, schmerzhafter Blähbauch. Hierbei spielt offenbar auch das Mikrobiom eine Rolle, sodass Ballaststoffe wie Flohsamen zur Unterstützung der Darmbakterien empfohlen werden können. Viele Frauen berichten außerdem, dass es ihnen hilft, zumindest während der Periode histaminreiche Lebensmittel wie Tomaten oder Paprika zu meiden.
Ein operativer Eingriff soll Experten zufolge nur dann erfolgen, wenn er unumgänglich ist. Etwa wenn trotz Hormongabe weiterhin Schmerzen oder ein unerfüllter Kinderwunsch bestehen. Endometriose-Herde und Verwachsungen lassen sich dabei in der Regel mit einer Bauchspiegelung über den Bauchnabel entfernen. Eine größere Operation kann zudem nötig sein, wenn sich Zysten an den Eierstöcken oder Herde in Darm oder Blase gebildet haben. Es besteht jedoch ein hohes Risiko für Rezidive, sodass die hormonelle Behandlung nach der OP fortgesetzt werden sollte.
Eine Behandlungsoption könnte die Injektion von Botulinumtoxin sein. Diese Therapie zielt darauf ab, Verspannungen der Beckenbodenmuskulatur zu lösen. 2019 wurde eine Pilotstudie veröffentlicht: Die 13 Frauen, die an dieser Studie teilnahmen, hatten bereits einen chirurgischen Eingriff hinter sich und litten trotz Hormontherapie unter stärkeren bis starken Schmerzen. Diese waren mit Spasmen der Beckenbodenmuskulatur assoziiert. Mit einer einmaligen Injektion von Botulinumtoxin konnten die Ärzte bei 11 der 13 Frauen Schmerzfreiheit erzielen, oder die Schmerzen ließen sich auf ein niedriges Niveau reduzieren. Der Therapieeffekt hielt bis zu elf Monate hinweg an.