Levothyroxin |
Levothyroxin (L-Thyroxin) ist ein künstlich hergestelltes Schilddrüsenhormon, das bei Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) eingesetzt wird. Es reguliert den Stoffwechsel, steigert die Energie und lindert Symptome wie Müdigkeit und Gewichtszunahme. Eine korrekte Dosierung ist entscheidend für die Wirkung.
Bei einer behandlungsbedürftigen Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse) verschreiben Ärzte zur Substitution Levothyroxin (L-Thyroxin).
Das Hormon L-Thyroxin hat eine Halbwertszeit von etwa sieben Tagen, der Regelkreis der Hypophyse (der sich im TSH-Wert widerspiegelt) ist jedoch erst nach sechs Wochen neu justiert. Das heißt, wenn L-Thyroxin einen Tag nicht eingenommen wird, ist – anders als bei vielen anderen Medikamenten – immer noch die Wirkung da. Das Medikament sollte jedoch trotzdem regelmäßig morgens eine halbe Stunde vor dem Frühstück auf nüchternen Magen mit einem Glas Wasser eingenommen werden. Nur dann ist eine stabile Einstellung mit der korrekten Dosis möglich. L-Thyroxin darf nicht zeitgleich mit Calcium- oder Eisentabletten oder mit Kaffee verabreicht werden, da sonst die Resorption beeinträchtigt ist.
Apotheker sollten auf Interaktionen achten. Aluminium-haltige Antazida, Calcium und Eisen, Orlistat und PPI können die Resorption reduzieren. Enzyminduktoren wie Carbamazepin, Rifampicin und Johanniskraut steigern den Levothyroxin-Metabolismus.
Das Hormon ist keine Schlankheitspille. Da es den Stoffwechsel anregt, nutzen einige Menschen das Medikament, um schneller abzunehmen. Durch Überdosierung provozieren sie jedoch eine Hyperthyreose, eine Überfunktion der Schilddrüse. Ein solcher Missbrauch kann gefährliche Folgen wie Tachykardie, Unruhe, Muskelschwäche oder Herzrhythmusstörungen auslösen. Schlimmstenfalls droht sogar eine akute und lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung, die thyreotoxische Krise, die tödlich enden kann.
In den Wechseljahren besteht die Gefahr, dass durch die hormonellen Veränderungen die Medikation nicht mehr richtig dosiert ist. Bei einer Hashimoto-Thyreoiditis – der häufigste Grund für eine Unterfunktion der Schilddrüse in Deutschland – zerstört die körpereigene Abwehr Schilddrüsenzellen, sodass zu wenig Hormone gebildet werden. Betroffene fühlen sich häufig müde, frieren leicht oder haben depressive Verstimmungen. Die Patientinnen erhalten das Schilddrüsenhormon L-Thyroxin (Levothyroxin), das mit dem körpereigenen Thyroxin identisch ist und den Mangel ausgleicht. Zu viel davon kann jedoch den TSH-Wert auf zu niedrige Spiegel senken und so, wie bei einer Überfunktion, das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Osteoporose in die Höhe treiben.
L-Thyroxin ist im höheren Alter häufig zu hoch dosiert, laut einer US-amerikanische Studie bei knapp 22 Prozent der Teilnehmer. Dadurch war der TSH-Wert zu stark abgesenkt. In einer schottischen Studie betraf dies sogar etwa 27 Prozent der Patienten. Die Gründe dafür: Zum einen nimmt die physiologische Produktion von Schilddrüsenhormonen mit zunehmendem Alter ab, sodass eine geringere Dosierung von L-Thyroxin erforderlich ist. Zum anderen sollte bei älteren Personen die TSH-Konzentration eher im mittleren bis oberen Referenzbereich liegen, denn ältere Menschen haben physiologisch einen etwas höheren TSH-Spiegel. Insofern sei der häufige Reflex, dass ein leicht erhöhtes TSH eine Unterfunktion bedeute und sofort behandelt werden müsse, bei älteren Patientinnen kontraproduktiv.
Ein Blick auf die Thyroxin-Dosierung ist auch geboten, wenn Frauen Hormone gegen Wechseljahresbeschwerden einnehmen. »Wird Estrogen als Tablette verabreicht, ändert sich das Bindungshormon TBG für die Schilddrüsenhormone, sodass es erforderlich sein kann, die Dosis von L-Thyroxin leicht zu erhöhen«, erläutert Frank-Raue. In einer Studie musste die L-Thyroxindosis bei 10 von 25 Frauen aufgrund der Estrogeneinnahme erhöht werden. Eine Hormonersatztherapie mit Gel oder Pflaster hat dagegen keinen Einfluss, da bei der transdermalen Anwendung der First-Pass-Effekt in der Leber umgangen wird. Die Expertin empfiehlt eine TSH-Kontrolle zwei bis drei Monate nach Beginn einer oralen Hormonersatztherapie.
Hinter Hitzewallungen, Schlafstörungen, Herzrasen oder Stimmungsschwankungen bei Frauen über 45 Jahren muss neben den Wechseljahren auch an Probleme der Schilddrüse gedacht werden. Die Beschwerden sind mitunter zum Verwechseln ähnlich. So geht eine Überfunktion (Hyperthyreose) unter anderem mit Herzrasen, Schwitzen, Schlafstörungen und Nervosität einher. Eine Unterfunktion (Hypothyreose) ist wiederum oft mit Müdigkeit, Gewichtszunahme und depressiven Verstimmungen verbunden.
Schilddrüsenstörungen sind bei Frauen häufig, das Risiko dafür steigt mit zunehmendem Alter. Ab etwa 45 Jahren zeigen sich bei etwa der Hälfte der Frauen Veränderungen des für die Regulation des Stoffwechsels so wichtigen Organs. Die Produktion der Schilddrüsenhormone geht langsam und kontinuierlich in geringem Umfang zurück, werden aber häufig den Wechseljahren zugeordnet.
Das Problem: Ebenso wie der Abfall der Estrogene rund um die Menopause können auch Störungen der Schilddrüse mit einem erhöhten Risiko für Osteoporose und kardiovaskuläre Erkrankungen einhergehen. Werden diese nicht erkannt oder nicht adäquat behandelt, können sich die Risiken akkumulieren.