Psychopharmaka |
Psychopharmaka sind Medikamente zur Behandlung von psychischen Erkrankungen. Sie wirken auf das Gehirn und das Nervensystem, um Symptome wie Angst, Depressionen, Psychosen und andere Störungen zu lindern. Die Auswahl des richtigen Psychopharmakons erfordert eine genaue Diagnose und Abwägung der potenziellen Vorteile und Risiken.
Darunter versteht man Substanzen, die sich auf die Steuerung von Prozessen im zentralen Nervensystem auswirken und so die psychische Verfassung verändern; Experten sprechen von psychotropen Effekten.
Ein wichtiger Angriffspunkt ist der Stoffwechsel der Neurotransmitter im Gehirn und damit die Informationsübertragung zwischen den Nervenzellen. Von der Funktion und Aktivität der Übertragung hängen menschliche Gefühle, Gedanken, Wahrnehmung und Verhaltensweisen ab. Neurotransmitter wie Serotonin, Noradrenalin oder Dopamin (Monoamine) sowie Gamma-Aminobuttersäure (GABA) oder Acetylcholin sind an der Informationsübertragung maßgeblich beteiligt.
Psychopharmaka greifen regulierend ein: Sie erhöhen oder verringern zum Beispiel die Menge der Neurotransmitter im synaptischen Spalt oder beeinflussen die Anzahl sowie die Empfindlichkeit der Rezeptoren an der postsynaptischen Nervenzelle.
Je nach Wirkweise lassen sich Psychopharmaka in die folgenden Gruppen einteilen:
Etwa 20 Prozent der Deutschen erkranken irgendwann in ihrem Leben mindestens einmal an einer Depression oder einer depressiven Verstimmung. Nach Anzahl und Schwere der Symptome unterscheiden Experten leichte, mittelgradige und schwere Depressionen, außerdem monopolare und bipolare Formen. Hier wechseln sich Phasen von Antriebslosigkeit und innerer Leere mit euphorischen Phasen ab.
Je nach Arzneistoff verbessern Antidepressiva die Stimmung, lösen Angst, beruhigen, steigern den Antrieb oder dämpfen ihn. Wegen ihrer stimmungsaufhellenden und angstlösenden Wirkung werden sie nicht nur bei Depressionen, sondern auch bei anderen psychischen Störungen oder chronischen Schmerzen verordnet. Weiter lassen sich Antidepressiva hinsichtlich ihrer Wirkung in überwiegend dämpfende (wie Amitriptylin, Doxepin, Trimipramin) und aktivierende (Escitalopram, Citalopram, Venlafaxin) Wirkstoffe einteilen.
Während ältere Antidepressiva unspezifisch in mehrere Neurotransmittersysteme eingreifen, wirken moderne Antidepressiva gezielter. Sie zeichnen sich daher durch eine bessere Verträglichkeit aus.
Nebenwirkungen können zum Beispiel sein: Mundtrockenheit, ein veränderter Blutdruck, Schlaflosigkeit/Müdigkeit, Herzrasen, Gewichtszunahme, verminderte Libido oder Erektionsstörungen. Darüber hinaus treten Antidepressiva mit einer Vielzahl von Arzneistoffen aus anderen Indikationsgebieten in Wechselwirkung.
Als leichte pflanzliche Beruhigungsmittel können Präparate mit Baldrian, Hopfen, Melisse und Passionsblume empfohlen werden. Ihre Wirkung ist gut untersucht. Das gilt auch für die pflanzlichen Psychopharmaka mit Johanniskrautextrakt und Lavendelöl. Letzteres wirkt bei angstbesetzten Unruhezuständen, Johanniskraut bei vorübergehenden depressiven Verstimmungen.
Bei Johanniskraut sollte jedoch auf Wechsel- und Nebenwirkungen geachtet werden. Interaktionen und Wirkminderung treten zum Beispiel bei Phenprocoumon, oralen Kontrazeptiva, trizyklischen Antidepressiva, Ciclosporin, Theophyllin und Digoxin auf. Ein weiterer wichtiger Tipp: Aufgrund der fotosensibilisierenden Eigenschaften sollten Patienten während der Einnahme von hoch dosierten Johanniskraut-Präparaten auf intensive Sonnenbäder verzichten.
Die ersten Arzneistoffe mit Wirkung auf die Psyche wurden Mitte der 1950er-Jahre entdeckt. Bis dahin wurden psychisch Erkrankte zu Hause versteckt oder in Anstalten verwahrt. Selbst in spezialisierten Einrichtungen beschränkte sich die Therapie auf wenige Methoden wie Schlaf- und Schockkuren oder Lobotomien. Bei diesem Eingriff am Gehirn durchtrennt der Chirurg das Gewebe zwischen Frontallappen und Thalamus, um den Patienten von emotionalen Ausbrüchen zu heilen. Apathie war oft die Folge.