PTA-Forum online Avoxa
instagram facebook
Tics und Tourette

Therapie nicht immer nötig

Tics entwickeln sich meistens in der Kindheit. Die Charité Berlin geht von vier Betroffenen pro 100 Kindern aus. Tourette ist seltener: Jedes hundertste Kind trifft es. Bei Mädchen wird die Erkrankung seltener und später diagnostiziert als bei Jungen.
AutorKontaktIsabel Weinert
Datum 13.02.2025  12:00 Uhr

»Tic-Störungen (TS), zu denen auch das Tourette-Syndrom gehört, sind neuropsychiatrische Störungen, die durch das Vorhandensein mehrerer plötzlicher, schneller, wiederkehrender und nicht-rhythmischer Bewegungen (motorische Tics) und/oder Äußerungen (vokale/phonetische Tics) gekennzeichnet sind«, definiert das Universitätklinikum Carl Gustav Carus, Dresden, das Syndrom. Von Tourette sprechen Mediziner laut Neurologen und Psychiatern, wenn komplexe vokale und multiple motorische Tics kombiniert auftreten oder auch  bei Tic-Störungen, die ohne Besserung länger als ein Jahr lang bestehen und bereits vor dem 18. Lebensjahr begonnen haben.

Das für Außenstehende klischeehafteste Symptom ist das Aussprechen sozial unangebrachter oder obszöner Wörter, auch in Wiederholung. Diese sogenannte »Koprolalie« tritt tatsächlich jedoch nur bei 10 bis 20 Prozent der Menschen mit Tourette auf. Mehrheitlich leiden die Betroffenen zusätzlich zum Beispiel auch unter ADHS, Angststörungen oder Depressionen.

Viele Tics verschwinden irgendwann von selbst. Deshalb bedarf es auch längst nicht bei jedem Tic einer Therapie. Sie ist aber indiziert, wenn der Tic dazu führt, dass sich das Kind verletzen könnte, wenn das Kind darunter leidet, auch weil seine Mitmenschen hänselnd und ausgrenzend darauf reagieren, und/oder wenn ein Tic die Leistungsfähigkeit oder auch den Schlaf beeinträchtigt.

Zu den motorischen Tics gehören unter anderem Blinzeln, Stirnrunzeln, Kopfnicken, Augenrollen, Hüpfen, Klatschen und Stampfen. Vokale Tics zeigen sich in Räuspern, Hüsteln, Zischen, Pfeifen, Grunzen oder Schnalzen. Die betroffenen Kinder bemerken die eigenen Tics oft gar nicht unbedingt selbst, sondern bekommen nur von der Umwelt irgendwann entsprechende Rückmeldung.

Bislang gingen Wissenschaftler davon aus, dass die Tic-Form »Tourette« drei- bis viermal häufiger bei Jungen auftritt als bei Mädchen. Nun zeigte jedoch eine Studie, dass bei betroffenen Mädchen die Wahrscheinlichkeit für die Diagnose um 54 Prozent geringer liegt als bei Jungen, obwohl die Mädchen die Erkrankung haben. Geschlechterunterschiede bei Tic-Störungen müssten dringend weiter erforscht werden, so die Erstautorin, Marisela Elizabeth Dy-Hollins vom Department of Neurology am Massachusetts General Hospital in Boston, in der Fachzeitschrift »Neurology«. Neben der selteneren und späteren Diagnosestellung im Vergleich mit derjenigen bei Jungen begannen die Symptome von Tourette bei Mädchen etwas später, diejenigen motorischer oder verbaler Ticstörungen hingegen in jüngerem Alter,

Ticstörungen prägen sich vielfach bei Menschen aus, die genetisch vorbelastet sind. Doch auch unabhängig davon können sie sich entwickeln. Eine auslösende Rolle spielen dabei Streptokokken-Infekte. Auch bestimmte Verhaltensweisen einer werdenden Mutter wie Rauchen, Alkohol- oder Drogenkonsum können das werdende Leben für Tics anfälliger machen. Das gilt auch für psychosozialen Stress in der Schwangerschaft.

Ob und wie ein Tic therapiert wird, können nur Fachärzte gemeinsam mit Betroffenen und deren Eltern entscheiden. In der »Europäische Leitlinie zu Diagnose und Therapie der Tic-Störungen« von 2021 nennen die Experten eine spezielle Verhaltenstherapie als Mittel der ersten Wahl, das sogenannte Habit Reversal Training. Wenn keine solche Therapie zeitnah beginnen kann oder wenn der Leidensdruck eine schnelle Besserung erfordert, empfehlen sie den Arzneistoff Aripiprazol. Beim Habit Reversal Training üben die Betroffenen Muskeln immer automatisierter anzuspannen, die den Tics entgegenwirken.

Viele betroffene Familien fühlen sich schon deutlich erleichtert, wenn sie umfassend über die Erkrankung aufgeklärt werden und erfahren, was dabei hilft, die Krankheit im Alltag zu bewältigen. In diesen Prozess beziehen Eltern wenn möglich auch Lehrer und Schulbegleiter ein.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
TEILEN
Datenschutz

Mehr von Avoxa