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Pilz auf der Kopfhaut

Tinea capitis ist hochansteckend

Juckende schuppende, teils kahle Stellen auf der Kopfhaut? Dahinter könnte eine Infektion mit Fadenpilzen stecken. Meist sind Kinder von der Tinea capitis betroffen. Eine alleinige topische Behandlung reicht dann nicht aus.
Verena Schmidt
18.07.2024  08:00 Uhr

Eine Infektion mit Fadenpilzen, medizinisch Dermatophyten, ruft die Tinea capitis hervor, auch als Kopfringelflechte bezeichnet. Meist sind Kinder zwischen drei und sieben Jahren betroffen. Laut der S1-Leitlinie »Tinea capitis« von 2019 (Anfang des Jahres abgelaufen, Aktualisierung steht noch aus) ergibt sich im Laufe der Pubertät eine fungistatische Wirkung der Triglyceride des Talgs, sodass Erwachsene nur selten betroffen sind. Doch auch bei ihnen steigen die Fallzahlen, vor allem bei Männern. Dermatologen haben  den Barbershop-Trend in Verdacht: Der hochansteckende Pilz könnte womöglich über nicht korrekt desinfizierte Rasiermesser oder Scherköpfe übertragen werden.

Eine Tinea capitis kann sich mit unterschiedlichen Symptomen äußern, je nach Erreger und Infektionsform. Die Spanne reicht von milden Beschwerden ohne Entzündungsreaktionen über haarlose Bereiche, abgebrochene Haare und trockene Schuppung der Kopfhaut bis hin zu entzündlichen Veränderungen auf der Kopfhaut mit nässenden Ekzemen. Bei starker Entzündung können Allgemeinsymptome wie Fieber, Abgeschlagenheit und Lymphknotenschwellung hinzukommen.

Eine krustige Ausprägung mit massiver Eitersekretion (wie »Honig aus einer Wabe«) bezeichnen Mediziner übrigens als Kerion Celsi (Kerion: griechisch Honigwabe). Auslöser sind hier meist von Tieren übertragene Dermatophyten.

Einige Erreger dringen in den Haarschaft ein

Mediziner unterscheiden bei der Kopfringelflechte Ektothrix- und Endothrix-Infektionen, abhängig davon, ob der Pilz in den Haarschaft eindringt oder nicht. Bei Ersteren haftet der Pilz vorwiegend in Form von Arthrosporen an der Oberfläche des Haarschaftes. Typische Erreger dieser Form sind Microsporum canis und M. audouinii (kleine Sporen, »Mikrosporie«) sowie Trichophyton mentagrophytes und verrucosum (große Sporen). Die Erreger Trichophyton tonsurans – der hinter der Welle von Infektionen in Barbershops

steckt – sowie T. violaceum und T. soudanense verursachen dagegen Endothrix-Infektionen. Sie dringen in den Haarschaft ein, ohne die Kutikula zu zerstören.

Ein Problem in der Praxis ist, dass die hochansteckende Fadenpilzinfektion oft erst spät diagnostiziert wird, denn andere Erkrankungen wie beispielsweise eine Psoriasis capitis, ein atopisches Ekzem oder eine Alopecia areata haben ein ähnliches Erscheinungsbild. Auch sind die Ansteckungsmöglichkeiten vielfältig: Die Fadenpilze können von Mensch zu Mensch oder auch über Gegenstände übertragen werden; ebenso können sie über Tiere wie Katzen, Hunde, Pferde oder Kaninchen unbemerkt auf den menschlichen Kopf gelangen – die Tiere erscheinen dabei gesund, bei ihnen verursachen die Dermatophyten meist keine Symptome.

Alternativen zu Griseofulvin

Eine Tinea capitis muss – nach Abstrich und Erregerbestimmung – immer behandelt werden, denn sonst kann es zu Kahlheit und Narben kommen. Die Therapie erfolgt sowohl systemisch als auch lokal. Bei Kindern ist die Therapiesituation nicht ideal: Lange Zeit war Griseofulvin in Deutschland das einzige Antimykotikum, das zur Behandlung der Tinea capitis bei Kindern zugelassen war. Es ist laut Europäischer Leitlinie Mittel der Wahl bei Microsporum-Infektionen, doch seit 2018 in Deutschland aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr im Handel. Entsprechende Präparate können jedoch als Einzelimport nach § 73 Absatz 3 Arzneimittelgesetz (AMG) importiert werden.

Alternativ werden Kinder wie auch Erwachsene mit Itraconazol und Fluconazol bei Microsporum-Infektionen sowie mit Terbinafin bei Trichophyton-Arten behandelt. Da alle drei Wirkstoffe nicht für Dermatophyten-Infektionen bei Kindern zugelassen sind, erfolgt die Behandlung im Rahmen eines individuellen Heilversuchs gemäß AMG. Laut Leitlinie zeigen aber viele Studien, dass die neueren Antimykotika wie Terbinafin und Itraconazol höhere Ansprechraten und eine größere Therapiesicherheit als Griseofulvin haben. Sie gelten auch bei Kindern als sicher und gut verträglich.

Lokalbehandlung ergänzt die Therapie

Begleitend zur systemischen Therapie werden Shampoos oder Lösungen mit Selendisulfid, Ketoconazol, Clotrimazol und Ciclopirox eingesetzt. Die Shampoos sollten über fünf Minuten zweimal wöchentlich für zwei bis vier Wochen angewendet werden. Eine antimykotisch wirksame Lösung wird in Kombination einmal täglich über eine Woche angewendet. Die Leitlinienautoren betonen, dass sich die Lokalbehandlung nicht nur auf die befallenen Stellen der Kopfhaut beschränken sollte. Vielmehr sollte das gesamte Kopfhaar in seiner vollen Länge mit dem Antimykotikum behandelt werden.

Die lokale Behandlung soll die Infektiosität der Sporen und ihre weitere Verbreitung reduzieren. Auch lässt sich die Dauer der systemischen Behandlung so verkürzen. Denn je nach Wirkstoff und Erreger beträgt die Therapiedauer mehrere Wochen bis Monate. Am Ende muss der Erregernachweis negativ sein.

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