Tipps für einen gesunden Umgang mit Schichtarbeit |
»Im Mittelwert unterscheidet sich die Schlafdauer bei einem Drei-Schicht-Modell nicht«, sagt Schlafforscherin Rodenbeck: »Aber es gibt erhebliche Unterschiede zwischen den Schichttypen.« Nach einer Nachtschicht kommen viele Beschäftigte, das zeigten die Daten, oft nur auf weniger als sechs Stunden Schlaf. Auch schlafbezogene Atmungsstörungen wie die Schlafapnoe, bei der die Atmung immer wieder kurzzeitig aussetzt, seien nach Nachtschichten häufiger zu beobachten.
Die individuelle Anpassungsfähigkeit an Schichtarbeit hängt stark von der inneren Uhr ab. Menschen mit einem »Eulen«-Chronotyp, die von Natur aus abends leistungsfähiger sind, tun sich leichter mit Nachtarbeit. »Lerchen« hingegen – Menschen, die früh aufstehen und früh müde werden – haben damit größere Schwierigkeiten.
Auch das Alter spielt eine Rolle. »Je jünger man ist, umso später liegt der innere Rhythmus, deshalb kommen Jüngere besser mit Spät- und Nachtschichten zurecht, Ältere mit Frühschichten«, sagt Andrea Rodenbeck. Mit zunehmendem Alter nimmt die Anpassungsfähigkeit an die Wechselschichten allerdings oft ab, sagt Frank Brenscheidt. Das haben etwa Studien mit Polizisten gezeigt, »die körperlich sehr fit ins Berufsleben starten, aber nach 20 Jahren zu einem erheblichen Teil gesundheitliche Probleme bekamen«.
Es gibt für die Ausgestaltung von wechselnden Arbeitszeiten klare Empfehlungen: Vorwärtsrotierende Schichten – auf Frühschicht folgt Spätschicht und dann Nachtschicht – seien verträglicher als die umgekehrte Reihenfolge, sagt Brenscheidt. »Und Nachtschichten sollten nicht länger als acht Stunden dauern.« Ganz entscheidend seien verlässliche Schichtpläne: »Frei muss auch tatsächlich frei sein.«
Außerdem sollte die jeweilige Schichtphase nur wenige Tage dauern, möglichst nur zwei Tage Nachtschicht in Folge anstelle einer ganzen Woche: »Dann fällt es weniger schwer, wieder in einen anderen Rhythmus zu wechseln«, so Brenscheidt. Auch kürzere Arbeitszeiten machten Schichtarbeit verträglicher. »Wer Schichtarbeit leistet, sollte möglichst weniger als 40 Stunden in der Woche arbeiten.«
Vor allem größere Unternehmen bieten oftmals sehr viele unterschiedliche Schichtmodelle an, um den Bedürfnissen der Mitarbeitenden entgegenzukommen. »Das wird aber gar nicht so gern genutzt«, beobachtet Chronobiologin Rodenbeck. Ein immer gleiches, verlässliches Team sei vielen Beschäftigten wichtiger als ein individualisierter Schichtplan.