Tödliche Entgleisung |
Isabel Weinert |
17.04.2025 14:46 Uhr |
Es ist zum Glück selten, dass ein junger Mensch akut an seinem Typ-1-Diabetes verstirbt. / © Adobe Stock/fizkes
Der früheste Zeitpunkt, der im Rahmen eines Typ-1-Diabetes tödliche Risiken birgt, ist die Zeit vor der Diagnose. An die Autoimmunerkrankung, die meistens im Säuglings- und Kindesalter ausbricht, denkt kaum jemand, wenn das Kind sehr durstig ist, abnimmt und immer müder wird. Dabei resultieren diese Symptome aus sehr hohen Blutzuckerwerten, durch die der Körper in eine azidotische Stoffwechsellage gerät: Weil wegen des Insulinmangels die Glucose kaum noch in die Körperzellen gelangt, stellt der Körper auf Energiegewinnung durch Ketonkörper um. Der Blut-pH-Wert sinkt, es droht ein diabetisches Koma, das immer ein medizinischer Notfall ist und tödlich enden kann. Noch heute wird die Diagnose Typ-1-Diabetes häufig erst dann gestellt, wenn die Betroffenen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Unbehandelt ist eine Ketoazidose tödlich.
Diese massive Stoffwechselentgleisung kann sich auch im Laufe eines Typ-1-Diabetes entwickeln, und zwar unter anderem dann, wenn von außen zu wenig Insulin zugeführt wird, um die Menge gegessener Kohlenhydrate verwertbar zu machen. Hier geht es nicht um einmalige kurze Blutzuckerspitzen, sondern um länger, über mehrere Stunden deutlich erhöhte Blutzuckerwerte, bei denen sich eine Ketoazidose unter Umständen sehr schnell und schwer entwickelt.
Menschen mit Diabetes müssen deshalb rasch Hilfe bei ihrem Arzt oder im Krankenhaus suchen, wenn die mit dem Arzt besprochenen Spritz- und Messschemata bei hohen Blutzuckerwerten nicht helfen. Folgende Gründe führen ebenfalls zu hohen Blutzuckerwerten:
Auch das Gegenteil der massiv erhöhten Blutzuckerwerte kann Diabetikern, die Insulin spritzen, gefährlich werden: die Unterzuckerung oder Hypoglykämie. Sie macht sich in verschiedensten Symptomen bemerkbar, etwa verringerter Konzentration, Zittern, plötzlicher starker Müdigkeit, starkem Heißhunger, auch wenn man eigentlich satt ist, sowie veränderter Stimmungslage (von weinerlich bis aggressiv).
Auch hier können Diabetiker in eine Art Koma gleiten, den sogenannten Hyposchock. Sie müssen bei Anzeichen für eine Unterzuckerung mit Traubenzucker oder zuckerhaltigen Säften oder anderen stark zucker- und wenig fetthaltigen Lebensmitteln gegensteuern. Warum möglichst nicht mit Sahnetorte oder Eis? Weil der Zucker daraus durch den Fettgehalt erst verzögert in die Blutbahn gelangt. Dann kann es zu spät sein. Meistens ist ein Hyposchock zum Glück nicht akut tödlich. Er ist jedoch ebenfalls ein Notfall, der schnell behandelt werden muss, um einen möglichen tödlichen Ausgang zu verhindern.
Im Zusammenhang mit schweren Unterzuckerungen gibt es allerdings das sogenannte »Dead-in-Bed-Phänomen«. Junge Diabetiker unter dem 40. Lebensjahr versterben plötzlich, scheinbar aus dem Nichts. Forschende vermuten hier ein Zusammenspiel aus den niedrigen Blutzuckerwerten, die den Herzrhythmus beeinflussen können, und möglichen Nervenschädigungen, auch der Nerven, die das Herz steuern. Das kann tödlich ausgehen. Zusätzliche Risiken hierfür tragen Männer und sie werden durch hohen Alkoholkonsum gesteigert. Das liegt auch daran, dass Alkohol den Blutzucker senkt und deshalb massive Unterzuckerungen zur Folge haben kann.
Glucose-Sensoren, die von den meisten Typ-1-Diabetikern zur Bestimmung ihrer Blutzuckerwerte genutzt werden, lassen zu, dass man Alarme bei Abweichungen des Blutzuckers nach oben und nach unten einstellt. Das kann dazu beitragen, gerade auch nachts schwere Unterzuckerungen zu verhindern.
Die Gründe für Unterzuckerungen sind zum Beispiel: