Training kann Zellalterung bremsen |
Katja Egermeier |
14.05.2024 16:00 Uhr |
Übergewichtige Menschen, die ein bestimmtes, nicht einmal zeitaufwändiges Training absolvieren, profitieren deutlich davon – auch was ihr biologisches Alter angeht. / Foto: Getty Images/RichLegg
»Telomere sind die Endstücke der Chromosomen und verleihen ihnen Stabilität. Je kürzer diese ›Schutzkappen‹ sind, desto stärker ist die Zelle bereits gealtert«, erklärt der Sportmediziner und Wissenschaftler Professor Dejan Reljic in der Studie. Um nun die Wirkung von körperlicher Aktivität auf die Zellalterung zu untersuchen, verglich das Team um Reljic drei beliebte und zeiteffiziente Trainingsmethoden:
Per Zufallsprinzip wurden 167 adipöse Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit metabolischem Syndrom einer der drei Trainingsgruppen oder einer inaktiven Kontrollgruppe zugeteilt. Vor Beginn der Studie bestimmten die Forschenden deren biologisches Alter anhand der sogenannten Telomerlängen in den Blutzellen.
Dass die Telomerlängen allmählich abnehmen, sei Teil des natürlichen Alterungsprozesses, erklärt Reljic. Wie stark und schnell das erfolgt, sei jedoch beeinflussbar – beschleunigt werde der Vorgang beispielsweise durch Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum und chronische entzündliche Erkrankungen. »Ein gesunder Lebensstil, zu dem auch ausreichende Bewegung zählt, wirkt sich hingegen positiv aus«, so Reljic. Wer regelmäßig die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Aktivitätsminuten – 150 Minuten moderat oder 75 Minuten intensiv pro Woche – absolviere, beeinflusse seine Gesundheit und biologisches Alter also positiv.
Das zeigte sich auch in der aktuellen Studie des Erlanger Hector-Centers. So war allen Teilnehmern der Trainingsgruppen gemein, dass sie deutlich an Gewicht und Taillenumfang verloren und Verbesserungen bei verschiedenen kardiometabolischen Risikomarkern wie beispielsweise dem Blutdruck aufzeigten. Das Low-HIIT- und das Krafttraining zeigten hierbei bessere Effekte als die Elektrostimulation.
Auch ein deutlicher »Anti-Aging-Effekt« war zu beobachten, jedoch nur bei einer der drei Trainingsarten: in der Low-HIIT-Gruppe mit dem niedrig-volumigen Intervall-Ausdauertraining. Hier stellten die Forschenden nach der Studienphase eine signifikante Zunahme der Telomerlängen fest.
»Unsere Studienergebnisse zeigen, dass bereits relativ geringe Umfänge an gezieltem körperlichem Training einen nachweisbaren Nutzen haben, um der Zellalterung entgegenzuwirken. Offenbar wirkt sich hierbei jedoch Herz-Kreislauf-Training wie das LOW-HIIT günstiger aus als Krafttraining«, resümiert Reljic. Es gelte nun herauszufinden, wie dauerhaft der zellverjüngende Effekt ist und ob er auch bei normalgewichtigen, gesunden Menschen eintritt.